Schwarzwaldstrand
hast«, streute Riesle noch weiter Salz in die Wunde.
»Bäh«, spuckte Bäuerle aus. »Du solltest schauen, dass du unter die Haube kommst, Klaus. Das würde deinem Haushalt und deiner Wäsche guttun.«
»Und du solltest schauen, ob du noch unter der Haube bist«, zahlte Riesle es ihm derb zurück.
Riesle steuerte den Wagen in Richtung Schweizer Grenze. Da die Temperaturen auch im Schwarzwald nach wie vor über dreiÃig Grad lagen, mit weit geöffneten Fenstern, weshalb eine Unterhaltung nur noch schreiend möglich war. »Abgesehen davon: Dein Wäscheschrank mag in Ordnung sein, dein Gefühlshaushalt scheint mir eher etwas durcheinander. Auf Eifersuchtsszenen, wie du sie zuletzt Martina gemacht hast, kann ich jedenfalls ganz gut verzichten«, brüllte Riesle.
Bäuerle verzichtete seinerseits auf eine Antwort und wechselte das Thema: »Und? Was hast du in dem Laden rausbekommen?«
»Dass Elena mal Zwangsprostituierte war, bevor sie dort gearbeitet hat. Allerdings konnte ich nicht rausfinden, wo.«
»Und was machst du mit der Info?«, rief Didi nur beiläufig interessiert und suchte vergeblich nach einem elektrischen Fensterheber.
»Ich muss noch etwas im Umfeld der Toten recherchieren. Das mache ich aber telefonisch von unterwegs. Ich muss ihre Freundin aus alten Tagen anrufen, die in Unterkirnach wohnt und erst für die Tote gehalten wurde â diese Beate Kollmann. Vielleicht hat Elena ja in letzter Zeit wieder als Zwangsprostituierte gearbeitet. Möglicherweise sogar in Italien. Und sie wollte aus der Geschichte herauskommen â¦Â«, mutmaÃte Riesle.
25. Elkes Meditationsseminar
Ganesha konnte zufrieden sein. Seine Anhängerin Elke hatte vor dem Wohnwagen immerhin ein Dutzend Camperinnen versammelt, die unter ihrer Anleitung und im Antlitz der Gottesstatue gemeinsam Meditationsübungen machten. Dass sogar Hilde Winterhalter sich neugierig unter die Teilnehmerinnen von »Elkes Meditationsseminar« mischte, wie diese ihre Veranstaltung an der Pinnwand des Campingplatzes angekündigt hatte, konnte Ganesha mit besonderer Genugtuung erfüllen.
Direttore Di Salvo war es recht gewesen. Jede Aktion, die er nicht selbst organisieren musste und die vor allem kein Geld kostete, war ihm willkommen. Das Ganze war jedenfalls mal etwas ganz anderes als der alljährliche Sandburgenwettbewerb.
Zumal dieses Seminar nicht wieder eine Veranstaltung unter falschem Vorwand zu sein schien. Dieser leicht abgehobenen, aber sehr freundlichen Deutschen ging es wohl kaum darum, andere Kunden wegen des Todesfalls zu befragen. Er würde allerdings ein Auge darauf haben, ob ihr dicker Ehemann auch mitmischen würde.
Also hatte Di Salvo das mit fein geschwungener Schrift versehene und von Hand angefertigte Plakat genehmigt.
Elke hatte zudem einen Rundgang über den Platz gemacht und einige Camperinnen mehr oder weniger direkt auf ihr mögliches seelisches Ungleichgewicht angesprochen.
»Und watt muss ich jetzt machen?«, fragte Haralds Frau Mathilde etwas ungeduldig. Sie hatte neben Hilde Winterhalter die meisten Schwierigkeiten, mit den Ãbungen zurechtzukommen. Dietmars Ehefrau Constanze hingegen ging in der Meditation auf. »Meine Rückenschmerzen sind schon viel besser«, strahlte sie.
»Nur die Ruhe, Mathilde. Du brauchst vor allem Geduld und solltest versuchen, dich in dich zu kehren«, flüsterte Elke und schlug mit einem hölzernen Klöppel gegen ein Keisu, eine Standglocke in Form einer Klangschale. Elkes Seminar war, Ganesha hin oder her, keineswegs eine hinduistisch ausgerichtete Veranstaltung, sondern ein bunter Religionsmischmasch, wie man ihn in Esoterikshops inzwischen auch in Kleinstädten fand â selbst im bodenständig-katholischen Schwarzwald.
Ganesha werde ja auch im Buddhismus verehrt, erklärte Elke nun, doch der das Ganze beobachtende Hubertus Hummel war ob dieses Synkretismus reichlich skeptisch.
»Versuchen wir es doch erst mal mit einem Omm«, probierte es Elke weiter.
»Omm«, antworteten die Kursteilnehmerinnen brav.
»Sehr gut, ihr Lieben«, lächelte Elke die Frauen an, unter die sich auch ein einzelner Mann geschmuggelt hatte. Für Hummel war klar, wie er diesen Kauz einzuordnen hatte: entweder ein Spinner oder aber ein Alleinreisender, der auf diese Art eine Urlaubsliaison suchte. Er würde auch ihn im Auge behalten.
Eine Stunde später war
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