Schwarzwaldstrand
den Arm auf die Schulter. »Lass uns heute oder morgen Abend einen Wein zusammen trinken. Ich merke, wie nahe sich unsere Seelen sind.«
Hummel erwog, seinen Kopf gegen den Wohnwagen zu schlagen. Es war immer dasselbe mit Elke und ihrem Meditationsfimmel. Alle Menschen waren Brüder â nein, Schwestern. Und mit etwas Meditation lieà sich in ihren Augen binnen Minuten der Weltfrieden erreichen.
Constanze nickte dankbar. »Ich finde Aufrichtigkeit ebenfalls sehr wichtig«, sagte sie. »Und es ist immer schön, jemanden zu haben, mit dem man gute Gespräche führen kann.«
Oje. Da hatten sich ja die beiden Richtigen gefunden.
Nun nickte wieder Elke. »Genauso sehe ich das auch. Offenheit. Ehrlichkeit. Das ist entscheidend. Wir werden sicher ganz tolle Gespräche haben.«
»Ja«, mischte sich Hummel noch einmal ein â zu laut, denn Harald hatte in dieser Sekunde den Rasenmäher weggestellt. »Trefft euch nur und führt gute Gespräche über Ganesha und die Welt â¦Â«
»Und über unsere Ehemänner«, ergänzte Elke und warf ihm einen finsteren Blick zu.
Das war ein echter Tiefschlag.
Hummel hatte nun noch eine neue Aufgabe: Solche Gespräch mussten verhindert werden â notfalls im Zusammenspiel mit Nachbar Dietmar. Das Problem: Hubertus hatte sich zwar inzwischen überlegt, dass er wohl tatsächlich unterversichert war, sah aber während seines Urlaubs keinen Anlass, das zu ändern. Bei Dietmar hieà es also, die richtige Mischung aus Distanz und Freundlichkeit zu finden.
»Morgen machen wir einen Ausflug nach Venedig«, erzählte nun Constanze weiter. »Wollt ihr da nicht mitkommen?«
»Au ja«, sagte Elke. Hubertus wurde nicht gefragt.
Dessen Laune gelangte kurz darauf an ihrem völligen Tiefpunkt an, als Elke ihm mitteilte, dass das Chemieklo im Wohnwagen dringend geleert werden müsse.
»Kannst du gerne selber machen.« Hubertus war gerade auf Krawall gebürstet. »Ich hab das Ding ja nicht benutzt.«
Und das aus gutem Grunde. Denn er hatte von Anfang an den Moment gefürchtet, in dem der Abwasserbehälter voll war.
Wenn Elke auch sonst immer gerne auf Gleichberechtigung pochte, bei Schwerstarbeit war sie dann aber doch für die traditionellen Geschlechterrollen. »Aber Hubertus, das ist jetzt wirklich Männersache. Ich habe hier noch keine Frau gesehen, die das macht.«
»Könnt ihr nicht die Sanitäranlagen des Campingplatzes benutzen? Die sind doch angeblich so sauber«, fluchte Hubertus, als er den Toilettenbehälter aus seiner Halterung wuchtete.
Als er die Entsorgungsstelle betrat, stand Hummel kurz vor einer Ohnmacht. Es roch nach einer gewagten Mischung aus Kloake und Chemielabor, und es kam, wie es kommen musste: Er leerte einen Teil der Flüssigkeit über seine Flipflops!
Der Tag war für Hummel endgültig gelaufen. Er unterzog sich einer ausgiebigen Dusche und schlich unter leisen Flüchen zum Wohnwagen zurück. Die Flipflops landeten im Mülleimer.
»Wo warst du denn so lange?«, fragte Martina.
»Das Chemieklo nur noch im äuÃersten Notfall benutzen, klar?«, gab Hubertus grimmig zurück.
Sein Enkel Maximilian ignorierte die strikte Anweisung des GroÃvaters augenblicklich und machte es sich glucksend auf der Klobrille bequem â¦
26. St. Â Gotthard
Didi Bäuerle schaute nervös zu Klaus Riesle hinüber. »Soll ich vielleicht doch mal ans Steuer?«
Es war schon beeindruckend, wie der Journalist gleichzeitig den Wagen steuerte, mit der einen Hand an seinem Handy herumhantierte und mit der anderen Schweizer »Nugatstängli« aus dem Silberpapier pulte und sich in den Mund schob. Die Stängli liebte er seit seiner Kindheit, als er mit seinen Eltern in den Sommerferien immer wieder die Schweiz in Richtung Mittelmeer durchquert hatte. Früher waren sie allerdings streng rationiert gewesen. Diesmal hatte sich Riesle am ersten Rasthof nach der Grenze gleich mit zwei groÃen Packungen eingedeckt.
Es war eine lange Fahrt, und die Schokolade beruhigte seine Nerven etwas.
Zumal mehrere neuerliche Versuche, Beate Kollmann telefonisch zu erreichen, erfolglos geblieben waren. Was wusste die Zeugin aus Unterkirnach? Sie kannte Elena â aber war sie mit ihr anschaffen gegangen? Und wo war sie jetzt?
Auch der Versuch, die Schwarzwaldmarie telefonisch zur Zwangsprostitution im
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