Schwarzwaldstrand
die Gruppe auf drei Frauen zusammengeschmolzen. Einige hatten aufgegeben, und Harald hatte seine Frau zum Kochen abkommandiert. Er selbst bediente unterdessen den mechanischen Rasenmäher, den er natürlich aus dem Ruhrpott mitgebracht hatte. Elektrische Rasenmäher waren auf dem Campingplatz streng verboten, aber auch dieser hier machte genug Lärm, um das aus Elke, Hilde Winterhalter und Dietmars Ehefrau Constanze bestehende Meditationstrio durchaus zu behindern. Während die beiden anderen Frauen genervt dreinblickten, lächelte Elke verzückt.
»Ganesha ist als Gott auch für Hindernisse zuständig«, erklärte sie. »Er nimmt Hindernisse aus dem Weg, mitunter baut er aber auch neue auf â wenn es denn gut für euch ist.«
Sie nickte verständnisvoll in Richtung Rasenmäher.
Nachdem der einzige männliche Meditierende gemeinsam mit einer Mittfünfzigerin im Jogginganzug der Veranstaltung Lebewohl gesagt hatte, hatte Hubertus sich zu Winterhalter auf ein Strategiegespräch begeben, da er wegen Hildes Teilnahme an der Meditation gewissermaÃen »sturmfreies Vorzelt« hatte. Der Kommissar und der Lehrer waren sich schneller einig, als es sonst zwischen Winterhalter und Thomsen der Fall gewesen wäre. Die nicht mit dem Todeszeitpunkt übereinstimmende Datumsanzeige am Pool sowie die Frage, wer einen Schlüssel zum Bungalow der Toten gehabt haben könnte, schien ihnen für die weiteren Ermittlungen entscheidend. Winterhalter wollte die Bediensteten befragen, Hummel derweil Marco.
»Was glauben Sie, aus welchem Land die Tote stammte?«, fragte Hummel den Kommissar.
»Ha, aus Deutschland«, antwortete Winterhalter. »Oder meinet Sie ursprünglich? Hm, Elena ⦠wie war der Nachname? Irgendwas mit Escu?«
Hummel konnte sich noch weiter profilieren: »Elena Ridescu â das ist ein rumänischer Name, würde ich meinen. Vermutlich war sie Rumänin. Das könnte doch bedeuten, dass sie mit ihrem rumänischen Pass gar nicht von Deutschland nach Italien gekommen wäre â und deshalb einen anderen gebraucht hat. Vielleicht hat sie sich deshalb als Beate Kollmann ausgegeben!«
»Nit schlecht, Herr Hummel«, lobte Winterhalter. »Es isch aber niemandem aufgâfalle, dass die irgendwie mit Akzent gâsproche hat. Vielleicht war sie jo aus Siebenbürgen oder was es do so gibt. Hatâs do nit auch ä gröÃere deutsche Minderheit?«
»Ihrem Abschiedszettel nach, den wir gefunden haben, schrieb sie jedenfalls ein geradezu perfektes Deutsch«, überlegte Hummel weiter, dem das als Lehrer natürlich auffiel.
»Wenn der Zettel überhaupt von ihr war â¦Â«, meldete Winterhalter Zweifel an.
Als Hubertus zurück zu seinem Wohnwagen kam, verabschiedete sich Hilde Winterhalter gerade von Elke. Sie nahm den »brutalen Lärm« des Rasenmähers als Vorwand, war aber doch ehrlich genug, um sich und der Gastgeberin einzugestehen: »Des war jetzt sehr interessant, Elke. Ich glaub, ich bleib aber lieber katholisch. Da weià mer doch, was mer hätt.«
Elke lächelte wieder milde und rief gegen den Rasenmäherlärm möglichst sanft an: »Ich finde es toll, dass du da warst, Hilde. Es wäre total schön, wenn du morgen noch einmal mitmachen würdest. Und du darfst nie vergessen: Jesus, Buddha und Ganesha â sie alle sind Propheten und verheiÃen Glück.«
»Genau«, mischte sich Hubertus grimmig und sarkastisch ein. »Eh alles eins â aber je exotischer, desto besser â¦Â«
Er unterlieà es, Harald zurückzuwinken, der seinen Mäher millimetergenau an den Grenzen seines Grundstücks entlangschob.
»Huby«, meinte Elke gutmütig, »Offenheit für Neues ist sehr wichtig. Offenheit für Grundlegendes. Offenheit für Aufrichtigkeit.«
»Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht«, gab Hubertus barsch zurück, der es â nicht zuletzt auch vor der noch übrig gebliebenen Constanze â sich nicht verkneifen konnte zu widersprechen.
Dabei hätte er wissen müssen, dass Elke ihn in solchen Fällen meist noch weiter auf die Palme brachte.
»Aufrichtigkeit bedeutet auch, mit den eigenen Schwächen umzugehen. Und mit den Schwächen des Partners. Mitunter hilft es auch, darüber zu reden â mit dem Partner, aber auch mit Freundinnen.« Sie legte Constanze
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