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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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Marco empört. »War vielleicht ein- oder zweimal in de Strandbar. Ganz allein, mit niemand sprecken, irgendwie unglucklich.«
    Â»Sprechen und unglücklich«, begann Hubertus – ganz Lehrer –, Marco zu korrigieren. Nur so würde der sein Deutsch verbessern können. Wobei Hummel inständig hoffte, dass dies nicht im Hinblick auf Martina notwendig wäre.
    Auch wenn er Didi Bäuerle nicht gerade für die beste Partie hielt, er passte allemal besser zu Martina als dieser Barkeeper mit seinem weißen, nun weinbefleckten Anzug.
    Â»Und sonst ist dir nichts an der Frau aufgefallen?«, fragte Hubertus.
    Â»Sie immer Sonnenbrille auf. Weiß nischt, ob krank oder wegen Drogen. Und immer irgendwelche Fotos macken«, sagte Marco und gab damit das Stichwort für die weitere Befragung. »An ihrem Fotoapparat gab es auch eine, sagen wir mal, kleine Auffälligkeit. Sie hat zum Beispiel an der Poolanlage fotografiert«, fuhr Hubertus fort.
    Â»Poolanlage isse de ganze Stolz von de Direttore. Er viel Geld investieren«, sagte Marco und leerte den Rotwein, der ihm noch im Glas geblieben war.
    Â»Auch in die Datums- und Uhrzeitanzeige?«, nahm Hubertus den Ball auf.
    Â»Wieso fragen, Signor Ummel?«
    Ummel hörte sich irgendwie an wie Urmel.
    Â»Wir haben ein Foto von der Poolanlage gefunden, auf dem das Datum vom Todestag angezeigt wurde.«
    Â»E allora? Ja und?« Marco zuckte mit den Schultern und tippte vorsichtig an seinem Glas herum. Hubertus nahm es als dezente Aufforderung, nachzuschenken. Er holte die Pulle mit dem Kohlensäurewein, machte das Glas diesmal aber nur halb voll.
    Â»Ja, aber zu der Uhrzeit, die angezeigt wurde, war die Frau schon längst tot.«
    Â»Come? Wie bitte?«
    Hummel erläuterte das Problem genauer.
    Â»A si, questi giorni c’era un difetto tecnico. Da war eine tecknise Defekt. Seisse Tecknik«, sagte Marco und grinste.
    Â»Scheiß Technik, heißt das«, korrigierte Hubertus auch dies und war zugleich ein wenig enttäuscht. »Bist du sicher, Marco?«, fragte er nach.
    Â»Ja, ganz sisser. Aber Bademeister sagen nix. Cheffe immer sauer, wenn die Anzeige kaputt«, sagte Marco. »Deshalb bitte auch hier nix Direttore sagen, ja?«
    Â»Ja, ja«, sagte Hubertus und kam noch zu einem letzten Punkt:
    Â»Und, Marco, noch etwas …«
    Â»Si?«
    Â»Lass die Finger von meiner Tochter!!«, schrie Hummel, bevor er aufstand und sich in den Wohnwagen zurückzog. Marco hatte seinen Rotwein abermals vergossen, nun über seine weiße Hose.
    Â»Porca miseria!«

29. Lange Schlange
    Die letzten zwanzig Kilometer waren der reinste Albtraum. Mehr als die Müdigkeit setzte Riesle die Erkenntnis zu, dass er nicht jünger wurde. Früher hätte er eine durchgefahrene – oder auch durchgefeierte – Nacht locker weggesteckt. Jetzt war es 4   Uhr   30 und er völlig am Ende. Dieser verdammte Stau vor dem Gotthard hatte sie mindestens fünf Stunden gekostet! Fünf Stunden! Und jetzt gurkte er hier in der italienischen Dunkelheit auf der Landstraße herum und suchte diesen unsäglichen Zeltplatz. Ein schwieriges Unterfangen, zumal es nicht viel weniger Campingplätze gab als Sand am Meer. Gegenseitig überboten sie sich mit riesigen Plakaten, bedruckt mit knalligen deutsch-italienischen Werbeslogans.
    Von Didi Bäuerle war schon direkt nach dem Grenzübergang am Comer See nichts mehr zu hören gewesen außer unregelmäßiger Schnarchgeräusche, die den Journalisten zunehmend aggressiver machten.
    Unwirsch schlug er ihn mit der rechten Faust in die Seite: »Hilf mir mal suchen! Diese Dreckszeltplätze heißen fast alle gleich: Camping Laguna, Laguna Camping, Sole di Venezia, Laguna di Venezia und sonst was – aber dieser Paradiso di Venezia ist nicht dabei!«
    Bäuerle grunzte.
    Riesle war sich im Klaren, dass er nach der Ankunft dort und maximal drei Stunden Schlaf, gleich morgens mit der Recherche auf dem Zeltplatz beginnen musste. Am sinnvollsten war es, dem Redaktionsleiter einen ersten Zwischenstand zu liefern, sobald dieser im Büro eingetroffen war. Und danach würden sie diesem Bestatter einen Besuch abstatten.
    Zehn Minuten später hatten der Journalist und der Hausmeister den richtigen Campingplatz gefunden. Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Eine Schlange von mindestens zwanzig Autos mit Wohnwagen sowie

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