Schwarzwaldstrand
einem etwas untersetzten Herrn mit Haarkranz und weiÃer Schürze um den rundlichen Bauch â überaus freundlich begrüÃt. Sie bekamen einen Tisch im AuÃenbereich auf einer Holzterrasse, die direkt an einem der kleineren, etwas faulig riechenden Kanäle lag  â eine Tatsache, die den Appetit nicht unbedingt steigerte.
»Das sind, äh, amici«, stellte Dietmar etwas reserviert die Gruppe vor. Wer so häufig hier verkehrte wie er und seine Frau, dem war es wohl peinlich, diese Campingplatz-Blümchenarmbands-Touristen in seiner Begleitung zu haben â zumal in der Ruhrpott-Variante.
Didi war völlig fertig. Venedig war wie ein gigantisches Labyrinth aus Stein und Wasser. Ohne fremde Hilfe würde er nie mehr hier herausfinden. Er bestellte die von Dietmar empfohlenen »Spaghetti alle vongole« sowie eine Flasche »Vino frizzante« und zog sich erst einmal zum »Frischmachen« auf die Toilette zurück, nachdem Elke Maximilian übernommen hatte.
Auf die Sauberkeit der Bäder und Toiletten legten die Venezianer in etwa so viel Wert wie Klaus Riesle in seiner Wohnung. Geputzt wurde hier vermutlich nur einmal im Quartal â und dann offenbar auch nicht sehr gründlich.
Den erschöpften Didi interessierte das allerdings herzlich wenig. Er war froh, dass das Wasser, welches er sich über den kurz rasierten Kopf schüttete, einigermaÃen kühl war. Dann zog er sich in eine der WC -Kabinen zurück.
Dort machte Bäuerle sich intensiv Gedanken über Martina und sich: Wie sollte er weiter vorgehen? Bloà keine Eifersuchtsszenen mehr, das machte alles nur noch schlimmer. Und egal, was mit diesem geleckten Italiener gelaufen war: Wenn sie erst einmal von hier weg waren, würde Martina bestimmt bald nicht mehr an diesen Strandcasanova denken. Vielleicht sollte er einfach mal mit ihr alleine wegfahren â nach Paris, London oder Madrid â und den Kleinen bei den GroÃeltern lassen.
Oder sogar ein Liebesurlaub im tiefsten Schwarzwald?
Egal â nur eben nicht Venedig â¦
»Parola dâordine?«, fragte plötzlich eine männliche Stimme aus der Nachbarkabine.
»Was ist los?«, erschrak Didi.
»Parola dâordine!«, kam es erneut von der anderen Seite der Trennwand.
Den Satz hatte er bei der Tour in die Partnerstadt Savona nie benötigt. »No italiano. Io Deutsch. Germania«, antwortete er. »No capito.«
»Amico Dietmar?«
»Ja, so was Ãhnliches«, sagte Didi und war erleichtert, dass er sich nicht weiter die Zunge abbrechen musste. »Si, si.«
»Okay! Macken condizioni speciali, Spezialpreis«, sagte der Mann aus der Nachbarkabine.
»Ah ja«, entgegnete Didi erfreut. Sich über die Preisgestaltung des Essens auf der Toilette zu unterhalten war allerdings schon recht ungewöhnlich. »Spezialpreis auch für den Wein oder nur für das Essen?«, fragte er, doch die Konversation kam nicht so richtig voran.
»Allora? Parola dâordine? Kennwort?«, fragte nun der Italiener von nebenan.
»Hä?« Didi war vollends perplex. Brauchte man hier etwa ein Kennwort, um den Sonderpreis zu bekommen? Oder gar, um das Klo benutzen zu dürfen?
»Tod in Venedig?«, fragte der andere Toilettengänger nun.
»Si, si.«
»Tode in Venedig«, wiederholte der Mann.
Tod in Venedig? War er hier bei der unorthodoxen venezianischen Toilettenvariante von »Wer wird Millionär«?
Tod in Venedig â das war von ⦠von ⦠Wieso gab es denn keine vier Lösungsvorschläge? Und sicher auch kein Publikum, das man befragen konnte.
»Ich weià es: Thomas Mann«, antwortete Didi nach einigen Sekunden hörbar stolz. Von wegen ungebildeter Hausmeister â¦
Offenbar war die Lösung aber falsch â zumindest in diesem Zusammenhang. »Kennwort?«, fragte der Nachbar nämlich erneut, nun schon deutlich missmutiger.
Didi wiederholte seine Antwort, doch es folgte ein weiteres ungeduldiges »Kennwort?«.
Bäuerle wurde des Spielchens überdrüssig. Als er es mit einem »Narri, Narro« versuchte, verlieà der andere wortlos seine Kabine.
Offenbar, ohne sich die Hände anschlieÃend zu waschen.
»Scherzkeks«, brummelte Didi und grübelte weitere zehn Minuten darüber nach, wie er verhindern konnte, dass Maximilian mit einer alleinerziehenden Mutter aufwuchs.
»Is
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