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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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doch mit dem Gedanken anfreunden, einen Schritt in ein neues Leben zu wagen? Manchmal sieht man erst, dass sich ein Weg lohnt, wenn man losgegangen ist.«
    Das helle Klingen der Türglocke holte Sina zurück. Der Polizist mit dem kantigen Gesicht stand im Eingangsbereich. Ehrlinspiel.
    »Interessante Theorie.« Er schloss die Tür und zeigte auf deren Rahmen. »Nicht sehr gut isoliert. Aber erst einmal guten Tag, die Damen.« Er nickte, und sein Blick durchbohrte die Redakteurin.
    Hanna Brock ließ Sina los.
    »Kleiner Schwatz unter Freundinnen?« Der Hauptkommissar steckte die Hände in die Hosentaschen.
    Erneut setzte Sinas Zittern ein.
    Ehrlinspiel sah noch schonungsloser aus als das letzte Mal. Jetzt würde es passieren: Er würde ihr den Mord an Johannes vorwerfen.
    Brock sah den Kommissar an. »Ich habe nur meine Schulden beglichen.« Ihre Stimme glich jetzt einer harten Brandung.
    »Bezahlen Sie immer mit Umarmungen?«
    Zornig trat sie auf ihn zu, und Sina verstand nicht, weshalb die beiden so aneinander hochgingen. »Umarmungen sind ein Ausgleich in Ihren Augen? Interessant.«
    »Wie geht es Ihren … Kriegsfüßen heute?« Der Polizist musterte Brocks Schuhe. Sein Gesicht verriet nicht, was er mit seinen Worten meinte, aber der steilen Falte über seiner Nasenwurzel nach war es kein Spaß.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an.« Die Redakteurin schob einen Fuß vor. »Sie kennen sich mit Strafmaßen ja aus.«
    Er verschränkte gelassen die Arme. »Sie haben doch sicher noch an Ihrem Wanderführer zu arbeiten, Frau Brock?«
    Sinas Hände wurden schwitzig, obwohl sie fror. Gern hätte sie Hanna Brock gebeten, hierzubleiben. Damit sie den Verdächtigungen der Polizei nicht allein ausgesetzt war. Doch Brock riss bereits die Tür auf. Ihr Schal hing lose vor ihrer Brust, und die offene Lederjacke schlug gegen ihre Taille.
    »Sie haben keine Ahnung von der Seele der Frauen.« Damit ging sie davon.
    Der Hauptkommissar trat vor Sina. »Ihre Freundin Elisabeth – oder soll ich sagen: ehemalige Freundin? – ist nur zwei Monate, nachdem Ihr Sohn verschwand, geflohen.« Sein Mund bewegte sich wie mechanisch. »Das stimmt doch, Frau Vogel?«
    Sina nickte.
    »Sie hat Ihnen ihr Geld vermacht. Und sie fühlte sich schuldig Ihnen gegenüber.«
    »Was wollen Sie?« Sina musste alle Kraft zusammennehmen, um die Worte aus ihrem Innern herauszupressen.
    »Sind Sie denn nie auf die Idee gekommen, dass Elisabeth etwas mit dem Verschwinden von Felix zu tun haben könnte?«
    Der Boden unter ihren Füßen wurde uneben. »Nein«, flüsterte sie. Nein, so etwas hatte sie nie gedacht.
    Er brachte sein Gesicht dicht vor ihres. »Das ist ein Mordmotiv. Und falls Johannes eingeweiht war, auch ein zweites.«
    Ein Erdbeben erschütterte die Fliesen. Sicher würden sie gleich zerbrechen, der Boden würde sich aufwerfen, und sie würde vor den Mann stürzen.
    »Wovor haben Sie Angst, Frau Vogel?« Er betrachtete den Rosenstrauß.
    »Ich habe keine Angst.« Außer davor, zu sterben.
    »Das glaube ich Ihnen nicht!«
    Das Grün seiner Augen verwandelte sich in glühendes Rot. Feueraugen, die aus dem Schlund blickten, verführerisch züngelten.
Komm herab, komm herab.
Sina schloss die Augen. Ihr blieben nur zwei Alternativen. Sich der Wahrheit zu stellen. Oder vollends unterzugehen.

[home]
29
    T ief einatmen. Tief ausatmen. Ein Mal, zwei Mal …
Nicht aufregen
.
    Hanna stand hinter dem Laden um die Ecke, und ihr Herz schlug wütend in ihrer Brust. Einen Moment hatte sie tatsächlich gedacht, Ehrlinspiel wolle ihr auf die zerschundenen Füße treten. Sein Blick jedenfalls hatte keinen Zweifel an seinem Zorn gelassen.
    Einatmen. Ausatmen. Fünf Mal.
    Sie hatte es gründlich versaut. Dem Hauptkommissar nach dem entspannten Abendessen ins Handwerk gepfuscht. In ihrer Weinlaune hatte sie ihm zugesichert, nicht ohne Absprache zu Sina zu gehen, weil er sie nach wie vor als Verdächtige betrachtete. Sie hatte das Versprechen gebrochen. Sorglos hatte sie nur rasch ihre Schulden bezahlen wollen. Ohne Gespräch. Sie hätte es besser wissen müssen. Sie war bescheuert.
    Ein. Aus. Sieben Mal.
    Jetzt drehte er gerade Sina durch die Mangel, und anschließend würden die Fetzen mit ihr, Hanna, fliegen. Vielleicht sollte sie einfach packen und abhauen. Bestimmt konnte sie ein paar Tage bei ihrer Freundin Kora auf der Klappliege schlafen und sich in der Zeit eine bezahlbare Wohnung suchen. Und in die würde vorerst kein Typ auch nur eine Zehenspitze setzen. Nicht

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