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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Blumenkreise ausgedacht?« Vielleicht sollte sie lieber gehen? Aber schnelles Aufgeben war nicht ihre Art. Neugier umso mehr. »Ich würde mir die Blumen gern näher ansehen. Darf ich?«
    Stille.
    »Ich komme einen Schritt herein, in Ordnung?« Langsam ging sie in das Gewächshaus. Kein Schrei. Gut. Ein weiterer Schritt. Nichts passierte. Hanna blickte auf ein frisches Beet, auf dem, bereits im Kreis, blassviolette Pflanzen lagen. Ein Blechschrank hinter dem Mann stand offen, eine Lade war herausgezogen. »Ich habe Sie wohl bei der Arbeit gestört?«
    »Oh, friss, friss«, vernahm sie, während der Mann sie kurz anstarrte, dann schnell hinter einen anderen Kübel kroch, etwas näher bei Hanna. Dort verharrte er reglos, die Hände an den Topfrand geklammert. »Friss.«
    »Ähm. Ich gehe dann besser.« Bevor er erneut ausflippte und womöglich mit der Harke auf sie losging. »Wirklich wunderschön, Ihre Blumenfreunde.« Hanna schob sich rückwärts zur Tür. »Ich wollte Sie nicht stören. Entschuldigung.«
    »Wer sind Sie?«
    Stolpernd drehte die Redakteurin sich um. Vor ihr stand ein grobschlächtiger älterer Bauer.
    »Was machen Sie hier?«, fragte er.
    »Entschuldigung, Hanna Brock.« Sie gab ihm die Hand. Der könnte sich auch einmal die Ohrläppchen rasieren, schoss es ihr durch den Kopf. »Ich habe Schreie gehört und vermutet, dass jemand Hilfe braucht.«
    Sie sah in das Gewächshaus, wo der Mann sich jetzt in den hintersten Winkel drückte und erneut zu schreien begann.
    »Ist Bruno. Beruhigt sich schon wieder.« Die behaarten Ohrläppchen stellten sich neben Hanna. »Hör auf mit dem Theater!«, rief der Mann Bruno zu.
    Bruno wimmerte.
    »Hat er Sie belästigt?«, fragte der Bauer und schrie heiser ins Gewächshaus: »Lass die Dame in Ruhe!«
    »Ich bin sicher, die Dame kann sich selber schützen.« Wie aus dem Nichts trat der Hauptkommissar neben die beiden. Er war außer Atem.
    »Guten Morgen, Herr Ehrlinspiel«, lächelte Hanna. »Ich habe Sie beim Frühstück vermisst.«
    »Frau Brock, Herr Sommer.« Ehrlinspiel nickte beiden zu. »Was ist hier los? Bertha Weber sagte mir, es gäbe ein Problem?«
    »Nur Bruno.« Der Bauer, offenbar Brunos Vater, hob die Hände und rief erneut in das Gewächshaus: »Mach doch nicht immer Ärger, Junge.«
    Ein Heulen wie das eines gequälten Hundes drang heraus.
    Hanna empfand Mitleid mit Bruno. »Ach, lassen Sie ihn doch, er hat mich wirklich nicht belästigt. Eher war ich es, die ihn verärgert hat.«
    »Bruno, hör mit dem Geschrei auf.« Die Stimme des Bauern klang erstickt, und Bruno wimmerte weiter.
    »Kommen Sie, Frau Brock«, raunte Ehrlinspiel, »er traut sich nicht heraus. Wir versperren ihm den Weg.«
    Hanna ließ sich am Arm beiseiteführen, als eine dünne Frau mit grauem Haar um die Ecke stürmte und den Bauern barsch anfuhr: »Lass das Kind, Joseph, es hört sowieso nicht auf dich. Es fürchtet sich vor dir.« Dann wandte sie sich zu Ehrlinspiel: »Und Sie, Sie sollten auch verschwinden. Ich sagte doch, Sie sollen Bruno in Ruhe lassen. Wer ist die überhaupt?« Sie hob das Kinn und deutete auf Hanna.
    »Lass doch die Leute ihre Arbeit machen.« Die Tränensäcke unter Joseph Sommers Augen erschienen Hanna riesig groß.
    »Ihre Arbeit?« Die Frau blickte Joseph an. »Sie machen Bruno Angst. Siehst du das denn nicht?« Sie schnaubte. »Nein, natürlich nicht. Du hast immer nur deinen Augapfel gesehen. Deine Elisabeth.«
    Das Wimmern verstummte jäh. »Liss, liss!«, kreischte es stattdessen. »Liss, liss!«
    »Frau Brock«, sagte Ehrlinspiel zu der Frau, »ist Gast in der
Heugabel
. Wir kennen uns. Kein Grund zur Aufregung, Frau Sommer.«
    Die Angesprochene ging zur Gewächshaustür. »Danke«, sagte Hanna leise zu dem Kommissar.
    »Lassen Sie uns von hier verschwinden.« Er lief vor Hanna her bis zum Feldweg und fragte, kaum dass sie außer Hörweite waren, barsch: »Was schnüffeln Sie hier herum?«
    Hanna erzählte, was sie auch schon dem alten Sommer geantwortet hatte. »Er tobte wie ein Irrer«, fügte sie hinzu. »Und alles, was er dazu sagte, war: ›Schnipp, schnapp, ab, ab.‹«
    Ehrlinspiel schien kurz zu überlegen. »Ich kann Ihnen nicht verbieten, hier herumzulaufen«, sagte er dann ernst. »Aber ich möchte Sie bitten, die Informationen für sich zu behalten. Das ist eine Mordermittlung. Sobald die Presse davon Wind bekommt, ist hier die Hölle los, und es ist aus mit diskreten Nachforschungen.«
    »Haben Sie heute schon Zeitung

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