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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Hauptkommissar, »Sie sollten sich auch warm anziehen. Die Zeit wartet nicht auf Sie.«
     
    Johannes ließ den Kopf hängen. »Ja, ich war noch einmal draußen.«
    »Allein?«
    »Mit den Hunden.«
    »Hofhunde erledigen ihr Geschäft für gewöhnlich ohne menschliche Begleitung.« Die Sonne fiel durch das Fenster und reflektierte im Glas des Wohnzimmertischs. Ehrlinspiel trat einen Schritt beiseite, um nicht geblendet zu werden.
    »Sie glauben mir nicht.« Der Schafbauer trug dieselben muffigen Kleider wie am Vorabend.
    »Hat Sie jemand mit den Hunden gesehen?«
    »Da hast du’s«, fiel Margarete, die bis dahin stumm im Türrahmen gelehnt hatte, sarkastisch ein.
    Johannes blickte sich hilflos um. »Ich weiß es nicht. Meine Frau hat uns aber weggehen gesehen.«
    »Deine Frau?« Margarete kam ins Zimmer. »Jetzt plötzlich erinnerst du dich an deine Frau?«
    »Aber du hast mich gesehen, Margarete! Ich bin noch einmal rausgegangen, weil … weil …«
    »… ich gehört hatte, dass du eine andere liebst. Was du bisher vehement geleugnet hast.«
    »Sie sind also niemandem begegnet draußen, der bezeugen könnte, dass Sie nur mit den Hunden Gassi waren?«, fragte Ehrlinspiel rasch. Er hatte keine Lust, zwischen die Fronten eines aufkeimenden Ehekrachs zu geraten.
    Johannes schüttelte den Kopf. »Ich war hinter dem Hof im Wald.«
    »Wann kamen Sie zurück?«
    »Weiß nicht.«
    Ehrlinspiel fragte Margarete. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Haben Sie Elisabeth umgebracht?«
    Die Sonne verschwand, die Sofas und der Tisch lagen plötzlich im Schatten, als hätte man einen Dimmer heruntergedreht.
    Johannes nahm die dicke Brille ab. Sein Blick war glasig und schien nach innen gerichtet. »Ich bin kein Mörder«, flüsterte er.
    »Das hat Jack the Ripper auch behauptet.« Das entsprach zwar nicht ganz den Tatsachen, aber Ehrlinspiel war ja nicht unter Historikern. Immerhin würde er – im Gegensatz zu den Londoner Beamten des 19. Jahrhunderts – den Mörder verhaften und ihm die Tat nachweisen können. Er trat in den Flur. »Bitte verlassen Sie das Dorf nicht.«
    Die Hunde kläfften den Hauptkommissar an, als er an dem weißen Pick-up vorbei hinter Johannes’ Hof ging. Dieser grenzte direkt an den Wald. Am Himmel bauten sich bereits die nächsten Wolkentürme auf. Der Tatverdacht gegen Beyer verdichtete sich, die Ermittlungen mussten in seine Richtung gehen. Und er musste Bruno im Auge behalten.
    Der Weg wurde schmaler.
    Wie es Margarete wohl wirklich ging? Sie gab sich zynisch. Doch erst gestern Abend hatte sie mit eigenen Ohren gehört, dass die Liebe ihres Mannes einer anderen gehörte. Und das fünf Wochen vor der Geburt des gemeinsamen Kindes.
    Eifersucht! Ehrlinspiel ging langsamer. Ein Gefühl, das ihm nur zu vertraut war. Zwei Frauen, ein Mann. Zwei Männer, eine Frau. Das musste zwangsläufig zu einer Katastrophe führen. Daran glaubte er, eher aus Erfahrung als aufgrund einer allgemeinen Regel. Man sollte die Finger von Menschen lassen, wenn es Konkurrenz gab. Dass er dieser Überzeugung einmal nicht gefolgt war, sah und spürte er bis heute. Nicht nur äußerlich. Was wohl aus Christine geworden war?
    »… nicht gesagt. Nein …«
    Ehrlinspiel blieb stehen, die Hand gerade am Mobiltelefon. Woher kamen die Wortfetzen?
    »… Was heißt nicht aufregen? … Polizei … besprechen …«
    Der Hauptkommissar huschte hinter einen Strauch. Johannes Beyer stand verborgen bei einem Geräteschuppen und beobachtete sein eigenes Haus, am Ohr ein Telefon.
    »Nein.« Pause. »Mhm … ja.« Pause. »Ich muss Schluss machen. Margarete kommt.«
    Ehrlinspiel verstand kaum mehr etwas. Noch während er den letzten Satz zusammenzusetzen versuchte – hatte das »in Ordnung, bis dann« geheißen? –, erschien Johannes’ Frau auf der Terrasse.
    »Du kriegst den Hals wohl nie voll!« Ihre Stimme war schrill.
    »Margarete, bitte! Hör auf.«
    »Die eine ist noch nicht kalt, schon hängst du am nächsten Rock!«
    »Hör auf!« Er packte sie am Arm und zog sie Richtung Haus.
    »Fass mich nicht an!« Sie schüttelte ihn ab.
    »Willst du das ganze Dorf zusammenschreien?«
    »Solange du mit dem ganzen Dorf ins Bett steigst!«
    Einen winzigen Moment bewegte Johannes sich nicht, dann schlug er seiner Frau brutal ins Gesicht. »Du hast keine Ahnung.«
    Margarete Beyer erstarrte. »Tu das nie wieder«, schrie sie und stolperte ins Haus, eine Hand auf den Bauch gepresst. Ihr Mann eilte ihr hinterher und versuchte, vermutlich über

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