Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
liebenswerten Art an. »Ich habe diesen Anruf, der Sie interessiert hat. Die letzte Nummer, die Eli Hale angerufen hat, gehörte zu einem Handy, das auf ein Kasino angemeldet ist.«
»Lassen Sie mich raten, das
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?«
»Ja. Die Stimme auf der Voicemail ist männlich, den Besitzer werden wir jedoch nicht ausfindig machen können.«
»Können Sie mir die Ansage vorspielen?«
»Klar doch. Einen Moment.«
Caitlyn drängte sich an das noch warme, aber rasch auskühlende Auto und schickte ein Stoßgebet an die Götter des Mobilfunknetzes, damit sie ihr gewogen blieben. Obwohl sie gleichzeitig hoffte, dass der Anruf sich in Luft auflösen würde – und ihr erspart bliebe, ihren eigenen Onkel zu verhaften.
»So, bitte sehr«, sagte Boone. Dann hörte sie die Stimme einer Frau. »Hier ist die Zentrale des Butner Staatsgefängnisses. Ein Insasse mit Namen …« Es folgte eine kurze Pause, in der Eli seinen Namen einsprach, »möchte folgende Nummer anrufen. Sind Sie bereit, die Gebühren dafür zu übernehmen?«
Eine Männerstimme antwortete. »Ja. Ich übernehme sie.«
Es war Jimmy. Scheiße.
Sie kniff die Augen zu und hörte Eli Hale, der aus dem Grab zu ihr sprach. »Ich bin’s. Wollte Ihnen nur sagen, dass mein kleines Mädchen nichts weiß. Sie erforscht lediglich ihre Vorfahren. Möchte nur ihre Familie finden, das ist alles. Haben Sie verstanden?«
»Selbstverständlich. Kein Problem. Wir werden uns darum kümmern, dass es ihr gut geht.«
Dann verriet ein Klicken, dass Jimmy aufgelegt hatte.
Boone kam wieder an den Apparat. »Haben Sie, was Sie brauchen?«
»Ja. Ja, das habe ich.«
Caitlyn beendete das Gespräch und stieg langsam die Treppen zur Veranda hinauf, jeder Schritt fiel ihr schwer, als sei sie fünfundachtzig und nicht fünfunddreißig Jahre alt. Sobald sie die Schwelle zum Eingangsbereich übertreten hatte, sah sie Jimmy, der in dem Lieblingsfernsehsessel ihres Vaters saß, die Beine ausgestreckt und mit einer dicken Zigarre im Mund. Von Jessalyn keine Spur.
»Steh auf, du bist festgenommen.« Sie fühlte sich unendlich erschöpft, aber seltsam ruhig. Als hätte sie ihr ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet. Der ultimative Verrat.
»Festgenommen?« Jimmy sah überrascht aus. »Weswegen?«
»Wegen des Auftrags zum Mord an Eli Hale. Und da er in einem Bundesgefängnis war, fällt es in den Zuständigkeitsbereich des FBI . Aufstehen, Hände hoch, damit ich sie sehen kann.«
»Verdammt und zugenäht, Mädchen, du bist genauso ein Querkopf wie dein Vater.« Jimmy nahm einen Zug von seiner Zigarre, bevor er Caitlyn wieder anschaute. »Sag mir nicht, dass ich dich auch noch loswerden muss.«
Caitlyn legte eine Hand auf die Waffe. Jederzeit bereit, sie zu ziehen. »Ich werde Verstärkung rufen, dann fahren wir zum Revier und dort wirst du mir alles erzählen.«
Er lachte. Doch der Widerhall in dem leeren Raum klang alles andere als fröhlich. Nicht so wie das Gelächter hier im Haus, an das sie sich von früher erinnerte.
»Ich werde dir alles erzählen. Und du wirst dich wie ein braves Mädchen aus dem Staub machen und deine große Klappe halten. Für immer.« Dann lächelte er. »Vielleicht ist das auch gar nicht so übel. Eine Bundesagentin an Bord zu haben, könnte sogar nützlich sein. Ich werde Poppy fragen, was er davon hält. Aber ich warne dich, Mädchen. Er mag dich nicht besonders. Und dass du ihn gestern Abend verhaftet hast, hat auch nicht gerade geholfen. Vielleicht ist ihm eine tote FBI -Agentin lieber.«
»Er ist wieder auf freiem Fuß?«
»Selbstverständlich. Er wird niemals vor Gericht stehen, nicht hier bei uns in Balsam County. Immerhin steht Aussage gegen Aussage. Niemand wurde verletzt und niemand kann behaupten, dass ein Gesetz gebrochen wurde, bis auf Weasel, und der wird wohl kaum den Mund aufmachen, was meinst du?«
Sie war diesen ganzen Mist so unendlich leid. Die FBI -internen Querelen waren ein Kinderspiel dagegen. »Leg die Zigarre weg und halte die Hände so hoch, dass ich sie sehen kann.« Innerlich zitterte sie wie ein Blatt im Schneesturm, dennoch gelang es ihr, mit fester Stimme zu sprechen.
Er nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarre, dann kam er ihrer Aufforderung mit einer übertrieben schwungvollen Bewegung nach. »Jessalyn«, rief er. »Wirst du verdammt noch mal hierherkommen und deinem Mädchen Vernunft beibringen?«
Caitlyn trat einen Schritt zurück, damit sie sowohl den Flur als auch Jimmy im Blick hatte, ihre Hand lag immer
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