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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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noch auf der Waffe. Die sie auch ziehen würde, sollte es nötig sein – aber sie hoffte inständig, dass es nicht so weit kommen würde. Ihre Mutter betrat den Raum, schritt graziös wie eine Schönheitskönigin über die Eichendielen, die Hände in den Manteltaschen zu beiden Seiten ausgestreckt, sodass es aussah, als würde sie einen weiten Umhang tragen.
    »Caitlyn, ich habe dir doch gesagt, du sollst dich da nicht einmischen.«
    »Er hat mehr oder weniger zugegeben, dass er Dad umgebracht hat.« Verflucht, am Ende des Satzes hatte ihre Stimme ein klein wenig gezittert. Sie atmete tief ein und konzentrierte sich auf Jimmy. »Mom, ich möchte, dass du den Sheriff anrufst. Sag ihm, dass ein Bundesagent Verstärkung braucht.«
    »Sie wird nichts dergleichen tun«, sagte Jimmy.
    »Mom …«
    Jessalyn ignorierte ihre Tochter, rauschte stattdessen an Jimmy vorbei und durchquerte dabei Caitlyns Schusslinie. Ihr wäre beinahe das Herz stehengeblieben. Sie zog ihre Waffe, falls Jimmy seine Schwester als Geisel nehmen würde. Was sollte sie bloß tun, wenn es tatsächlich dazu kam?
    Aber Jimmy tat nichts dergleichen. Fläzte sich stattdessen einfach weiter in dem Sessel, als sei er unangreifbar, während Jessalyn zur Zimmerwand hinüber ging und das Telefonkabel herausriss. Caitlyn lief es plötzlich eiskalt den Rücken hinunter.
    »Du hast es gewusst«, entfuhr es ihr. »Du hast gewusst, dass er Dad erschossen hat.«
    »Ich habe deinen Vater nicht erschossen«, sagte Jimmy.
    Caitlyn wirbelte mit gezückter Waffe zu ihm herum. Er war unbewaffnet, aber das war ihr in diesem Moment egal. Ihr wurde ganz heiß, und das Bild von ihrem Vater stieg in ihr auf. Ihr Vater, der in seinem eigenen Blut lag, nicht weit von der Stelle entfernt, wo Jimmy jetzt saß. »Halt den Mund! Du hast ihn umgebracht! Du hast meinen Dad getötet.«
    Die Mündung ihrer Pistole zitterte. Sie atmete tief durch, bis sie wieder ruhig zielen konnte. »Erzähl mir alles. Sofort.«
    Er sah sie unverhohlen an, in seinem Blick mischten sich Verachtung und Spott. »Na klar, Rotschöpfchen. Aber es wird dir nicht gefallen.«
    »Sag es ihr einfach, Jimmy«, drängte ihn Jessalyn. Er sah zu seiner Schwester hinüber, die ihm zunickte, nur eine zarte Neigung des Kinns, wie bei einer Königin, die eine Gunst gewährt. »Es ist an der Zeit, dass sie eine Entscheidung trifft. Für oder gegen die Familie.«
    Wovon zum Teufel redete sie da? Die Glock wog plötzlich schwer in ihrer Hand.
    »Dein Vater hatte die Wahl«, begann Jimmy. »Er hätte sich für die Familie entscheiden können. Stattdessen wollte er uns alle in Gefahr bringen. Er hätte sich dafür entscheiden können, dich und deine Mutter zu beschützen, eure Zukunft zu sichern. Aber er entschied sich stattdessen für – tja, ich habe nie so richtig verstanden, wofür er sich entschieden hat. Deswegen war ich auch dort an jenem Tag und habe das mit ihm diskutiert.«
    »Du hast meinen Vater getötet.« Die bitteren Worte ließen ihr Herz aussetzen, dann raste es doppelt so schnell, wie um wieder aufzuholen.
    »Nein.« Ihre Mutter schaltete sich ein. »Dein Vater hat seine Wahl getroffen. Er hat uns im Stich gelassen, Caitlyn. Und hätte lieber unseren Tod in Kauf genommen, als seinen ach so wichtigen Prinzipien untreu zu werden.«
    »Du glaubst vielleicht, der Poppy, den du heute kennst, sei ein mieser Kerl«, fügte Jimmy hinzu. »Da hättest du ihn mal damals kennen sollen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Menschen aus seinem direkten Umfeld von der Bildfläche verschwunden sind. Und eines hatten sie alle gemeinsam: Sie waren Poppy und seinem Klub in die Quere gekommen.«
    »Du meinst wohl eher
deinem
Klub. Du ziehst doch als Poppys stiller Partner mit ihm zusammen die Fäden. Verflucht, du hast denen sogar deinen eigenen Sohn als Pfand gegeben. Der arme Bernie hat keine Ahnung, dass er kein Anwärter ist, sondern eine verdammte Geisel.«
    Jimmy stritt diese Tatsachen gar nicht erst ab. »Zumindest weiß ich, wie ich meine Familie schützen kann. Und ihren Wohlstand mehren.«
    Geld. Bei Jimmy lief es am Ende immer aufs Geld hinaus. Seine Vorstellung davon, wie er die Familie schützte, war gleichbedeutend damit, sich selbst und seine finanziellen Interessen zu schützen. Deswegen hatte er Tommy Shadwick umbringen lassen. Er hatte verhindern wollen, dass der Stamm das Original des Abkommens fand. Denn dann wäre das Kasino niemals auf seinem Grundstück errichtet worden, und er hätte niemals ein

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