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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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das ernst. Dass ich meinen Job aufgeben soll.«
    Er wirkte überrascht. »Du bist so klug, Caitlyn. Du könntest alles tun, was du willst. Was hält dich in diesem Beruf ohne Perspektive, wenn dich nicht einmal deine Vorgesetzten länger dort haben wollen?«
    Jetzt hörte er sich haargenau wie ihre Mutter an, die stets enttäuscht war, weil Caitlyn nicht mehr aus ihrem Leben gemacht hatte, sondern in die Fußstapfen ihres Vaters getreten war. Wie diese Stimme in ihrem Kopf, wenn ihr Chef anrief und ihr mitteilte, es gäbe wegen ihres beruflichen Fehlverhaltens noch einige offene Fragen, oder dass ihre Tauglichkeitsprüfung wieder einmal verschoben worden sei oder dass das FBI immer noch nach der »passenden« Aufgabe für sie suche und es noch eine Weile dauern könne, ehe sie wieder im aktiven Dienst eingesetzt werde.
    Die da oben wollten sie nicht mehr mitspielen lassen, warum also weitermachen? Warum darauf warten, dass diese Männer endlich einen Grund fanden, um sie zu feuern? Warum nicht einfach selbst kündigen?
    Wenn sie doch nur eine Antwort darauf hätte.
    Oder den schwelenden Groll verdrängen könnte, den Pauls Vorschlag, sie solle ihre Arbeit aufgeben, in ihr ausgelöst hatte. Als hätte er etwas mitzuentscheiden.
    Nun, zum Teufel. Diese Situation war ihr zumindest vertraut, sie wusste, wo das enden würde.
    Als sie sich wieder aufs Bett setzte, streckte er lächelnd die Hand aus. Sie lehnte sich vor, wich der Hand aus, und schnappte sich die Jeans, die sie über das Fußende gehängt hatte.
    »Was machst du da?« Die tiefe sanfte Stimme konnte nicht über seinen gekränkten Stolz hinwegtäuschen.
    »Ich muss los.«
    »Mitten in der Nacht? Wohin?«
    »North Carolina.« Sie streifte sich den Vliespullover übers Unterhemd, ohne sich mit einem BH abzugeben. Ihre vom synthetischen Material aufgeladenen Haarsträhnen schimmerten im schwachen Licht, das durchs Fenster fiel.
    »Ich dachte, wir fahren erst nächsten Monat nach Charlotte.«
    Ach ja. Die mit Schrecken erwartete Fahrt zu ihrer Mutter mit anschließendem Besuch bei seinen Leuten in Atlanta. »Nach Charlotte fahre ich auch nicht. Sondern zu einem Staatsgefängnis außerhalb von Raleigh. Ich muss dort einen Insassen treffen.«
    Fünf Minuten später stand sie bereits wieder auf der anderen Seite der Haustür. Sie verspürte eine Welle der Erleichterung und zugleich Scham. Er war ein guter Mann und hatte diesen Mist nicht verdient. Ihren Mist.
    Er fehlte ihr jetzt schon.

5
    Der Leopard bereitete ihm am meisten Sorgen.
    Die anderen Tiere hatten sich schnell eingelebt, so, wie es sein sollte. Na ja, bis auf die Schimpansen. Die hatten ihn in schon in der ersten Nacht ausgetrickst. Bernie hatte alle Türen der Holzhütte verriegelt, da hatten sie einfach ein Fenster eingeschlagen. Weggerannt waren sie jedoch nicht. Sie schienen Spaß daran zu haben, sich aus dem Hinterhalt auf ihn zu stürzen, wenn er gerade die anderen Tiere fütterte oder das Stroh auswechselte. Sie riefen ihm von den Dächern und Bäumen aus ihre kreischenden Rufe zu, tollten von Hütte zu Hütte und kundschafteten alles aus. Wie die anderen fühlten sie sich wie zu Hause.
    Zuerst hatte das Dreifingerfaultier noch die Wände der Holzhütte angenagt, die es sich mit den Lemuren teilte, aber seit Bernie ihm einen Stapel Brennholz und ein paar frische Zweige gebracht hatte, schien es sich pudelwohl zu fühlen. Sogar der altersschwache Löwe, müde und ausgedient wie er war, hatte sich gut eingelebt. Schenkte Bernie jedes Mal, wenn er die Tür zur Hütte öffnete, um frisches Wildhack zu bringen, ein tiefes Grollen und ein zahnloses Lächeln.
    Bernie dachte sogar öfter darüber nach, die Tiere hierzubehalten. Aber dafür hätte er das Ganze vor den Reapern verheimlichen müssen. Ein neues Zuhause für die Tiere zu finden war allerdings schwieriger, als er es sich vorgestellt hatte. Die Zoos, bei denen er angerufen hatte, wollten alle irgendwelche Dokumente, Gesundheitszeugnisse, all so Zeug.
    Verflucht, er konnte ja nicht einmal den Leoparden zum Fressen bewegen. Dessen Unterkunft hatte Bernie besonders sorgsam ausgewählt und ihn im Haupthaus untergebracht, weil es stabiler als die drumherum verstreuten Gästehäuser gebaut war. Die Fenster hatte er mit Brettern vernagelt, und durch die dicken Wände war für die Raubkatze kein Durchkommen, und so hatte sie sich durch die Putzdecke gearbeitet und im Gebälk verkrochen. Wenn Bernie sich der Hütte auch nur näherte, gab der Leopard

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