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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Finger hineintauchen, den sie dann genüsslich ableckte. Genau wie sie und Dad es immer hinter Moms Rücken gemacht hatten.
    Sie seufzte, und es lag eine seltsame Mischung aus Sorge, freudiger Erwartung und dunkler Vorahnung darin. Wie es aussah, würde sie nach sechsundzwanzig Jahren zum ersten Mal wieder nach Hause fahren.

11
    Caitlyn rief Lenas Mitbewohnerin zurück, deren Namen sie schon wieder vergessen hatte, und ließ sich den Weg zur Wohnung in Durham beschreiben. Wenn sie sich dieser Sache annahm, dann richtig. Was bedeutete, so viel wie möglich über Lena herauszufinden.
    Die Mietwohnung war eine typische Studentenbude mit kleiner Schlauchküche, einem gemeinsamen Wohn- und Esszimmer mit nur einem einzigen Fenster, von dem aus man auf das gegenüberliegende Haus blickte. Die beiden Schlafzimmer gingen nach hinten raus und waren durch ein Bad voneinander getrennt. Größtmögliche Raumnutzung bei minimaler Ausstattung. Zumindest war es sauber, in der Luft hing immer noch ein Geruch, als ob eben gerade gesaugt worden wäre.
    Die Einrichtung glich Caitlyns eigener in Manassas: eine Mischung aus Ikea und Stücken vom Trödel. Eine ganze Reihe kunterbunt zusammengewürfelter Kissen zierte das kastenförmige Sofa, über dessen Rückenlehne ein farbenfrohes großes Tuch drapiert war.
    »Sie sind also tatsächlich der Meinung, dass ihr etwas zugestoßen ist?«, fragte die Mitbewohnerin und wies auf die Couch. »Sollte ich die Polizei einschalten? Sie als vermisst melden?«
    Eli Hale hatte zwar davon abgeraten, die Behörden zu informieren, wenn aber tatsächlich jemand aus Evergreen Lena hatte, dann konnte Caitlyn gar nicht verhindern, dass die Polizei das mitbekam. Außerdem würde sie, sobald es einen offiziellen Vorgang wie eine Vermisstenanzeige gab, über die NCIC -Datenbank mitbekommen, falls ein Polizist Lena oder ihr Fahrzeug entdeckte.
    »Das ist wahrscheinlich eine gute Idee. Sie sagten, dass sie jetzt seit fünf Tagen fort sei, ohne von sich hören zu lassen?« Caitlyn setzte sich aufs Sofa, das bequemer war, als es aussah; die Mitbewohnerin lief weiter auf und ab.
    »Ja. Ist das lange genug? Länger als vierundzwanzig Stunden, nicht wahr? Himmel, ich kann nicht glauben, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Diese Vierundzwanzig-Stunden-Regel gibt es nur in Filmen. Eine Person kann jederzeit als vermisst gemeldet werden, sobald berechtigte Sorge um das körperliche Wohl eines Menschen besteht. Die werden ein aktuelles Foto und Informationen zu Lenas Fahrzeug haben wollen: Nummernschild, Farbe, Marke, Modell.«
    »Das ist einfach, ich kann alles zusammensuchen.« Endlich ließ sie sich an dem aus einer Glasplatte mit Chromgestell bestehenden Tisch auf einen der Essstühle sinken. »Und wenn sie nun zurückkommt? Bekomme ich dann Ärger, weil ich sie als vermisst gemeldet habe? Oder wird sie Unannehmlichkeiten bekommen? Wir haben uns nämlich beide gerade um Stellen beworben …«
    »Keine Sorge, keiner von Ihnen wird Schwierigkeiten bekommen.« Wenn schon eine Jurastudentin Bedenken hatte, die Polizei einzuschalten, wie ging es dann wohl erst dem Durchschnittsbürger?
    Caitlyn verscheuchte den Gedanken. Das Image der Polizei war nicht ihr Problem. Sie stand auf. »Wie wäre es, wenn ich mich in Lenas Zimmer umsehe, solange Sie die nötigen Informationen heraussuchen?«
    Die Mitbewohnerin brachte sie zum hinteren Schlafzimmer, zögerte aber kurz, bevor sie ihr aufmachte. »Okay, aber räumen Sie nichts um. Lena hat ein System.« Sie öffnete die Tür. »Wissen Sie, es geht ihr gut, da bin ich sicher. Wahrscheinlich ist sie da nur auf etwas Interessantes gestoßen – Lena ist von ihrer Forschung besessen, besonders, wenn es um geschichtliches Zeug geht. Je ungewöhnlicher, desto besser.
    Caitlyn ließ der Mitbewohnerin ihre Illusionen. Sie betrat das Schlafzimmer. Offenbar war Lena nicht diejenige von beiden, die für Ordnung sorgte. Überall lagen Bücher, Dokumente, Fotos, Karten und Notizhefte herum, es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Auf den Fensterbänken und der Anrichte reihten sich Whiteboards aneinander, die mit allen Farben des Regenbogens vollgekritzelt waren. Nur auf dem Doppelbett war noch Platz. Eine spitzenbesetzte Überdecke in hellem Graugrün war darübergebreitet und darauf kleine Kissen verteilt worden. In dem Zimmer befanden sich keinerlei persönliche Andenken, bis auf ein paar Fotos in billigen Rahmen, die auf der Anrichte standen, und eine Bibel mit

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