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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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alten Bericht erwähnt und seitdem hat sie sich darauf versteift, ›den Familiennamen reinzuwaschen‹. Was auch immer das heißen mag.« Sie schloss mit einem Achselzucken.
    »Also ist sie nach Evergreen gefahren, um die Wurzeln ihrer Familie zu erforschen?« Caitlyn betrachtete die Datumsangaben auf dem Archivmaterial. »Bis zurück ins neunzehnte Jahrhundert?«
    »Ja. Sie wollte sich so viele Dokumente wie möglich im Original anschauen. Und viele davon konnte sie im Staatsarchiv von Raleigh nicht finden. Sie nahm also an, dass sie vielleicht in den Stammesarchiven fündig würde.«
    Selbst wenn dem so wäre, würde es eine erfahrene Wissenschaftlerin wie Lena keine fünf Tage kosten, die Unterlagen zu finden – schon gar nicht fünf Tage ohne ein Lebenszeichen. Die Mitbewohnerin hatte wohl denselben Gedanken gehabt, denn sie schlug sich plötzlich die Hand vor den Mund.
    »Oh mein Gott. Ihr ist tatsächlich etwas zugestoßen, nicht wahr?«
    Caitlyn antwortete nicht.
    Goose kippelte auf seinem Stuhl und zog das Kinn nach unten, wie immer, wenn er über etwas nachdachte. Mit Bernie stimmte etwas nicht. Normal war der Junge ja noch nie gewesen – dazu war er viel zu eigenbrötlerisch, immer in seine eigene Fantasiewelt abgetaucht … aber in den letzten Tagen verhielt er sich wirklich ausgesprochen seltsam.
    Verschwand von den Klubpartys, kam zu spät zu den Versammlungen, machte sich mitten am Tag aus dem Staub und wenn er zurückkam, dann stank er nach Aas und Urin.
    Bei jedem anderen hätte Goose vermutete, dass der Junge zum Serienkiller mutiert war. Schon komisch, wenn überhaupt, dann hätte er da auf Poppy gesetzt. Dem traute er von allen hier im Reaper-Klub am ehesten zu, plötzlich auszuticken und den Manson oder Dahmer zu geben. Der Kerl war zwar schon Anfang sechzig, sein kalter Blick ließ einem jedoch das Blut in den Adern gefrieren. Poppy schlug bedenkenlos zu, wenn ihm jemand in die Quere kam, ob nun Reaper oder nicht. Noch lieber befahl er einem anderen Mitglied, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen, und sah dann nur zu.
    Als frisch gewählter Vollstrecker des Klubs war das jetzt eigentlich sein Job. Der Titel wurde aber tatsächlich mehr ehrenhalber verliehen. Zumindest hoffte Goose das. Als Erstes hatte Poppy ihn damit beauftragt, die Tiere wiederzufinden, die der Klub diesem Beknackten in Pigeon Forge abgenommen hatte. Nicht gerade eine Tony-Soprano-Aufgabe. Obwohl Poppy noch hinzugefügt hatte, er solle den Scheißkerl finden, der ihnen die Viecher gestohlen hat, damit er ihn umbringen könne. Langsam und qualvoll.
    Schwer zu sagen, ob Poppy das nun ernst gemeint hatte oder nicht. In den knapp anderthalb Jahren, die Goose schon bei den Reapern war, hatte er nicht erlebt, dass sie einen Mord begingen. Klar schlugen sie Leute zusammen, und am Wochenende gab es auch untereinander jede Menge Schlägereien. So bauten sie den Frust über ihr Leben ab, Outlaws, die sie waren, unangepasste Freigeister, die über dem Gesetz standen.
    Zumindest gefiel sich der Klub in dieser Rolle. In Wahrheit waren sie alle bloß ein Haufen Kerle, die gerne Motorrad fuhren, tranken und sich mit jedem anlegten, der ihnen etwas vorschreiben wollte. Die meisten waren arbeitslos, so wie Goose, der früher als Softwareentwickler in Asheville gearbeitet hatte.
    Sie lebten wie Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen werden wollte. Dazu kamen noch die ganzen Frauen, die sich den Reapern geradezu an den Hals warfen, und der Nervenkitzel bei den kleinen krummen Dingern, die sie drehten, so wie dieser Deal, der ihnen die verdammten Tiere überhaupt erst eingebracht hatte.
    Goose hatte da so einen Verdacht, wer sie gestohlen haben könnte. Denn zufällig hatte Bernie genau zu dieser Zeit angefangen, sich seltsam zu verhalten.
    Der Trick war, die Tiere zurückzubekommen, damit Poppy zufrieden war, ohne dass er jedoch erfuhr, wer dahintersteckte – was nicht so einfach war, da Bernie beim Lügen stets rote Ohren bekam. Und dann müsste er Poppy noch davon überzeugen, dass es sinnlos war, weiter nach dem Dieb zu suchen.
    Ein Drahtseilakt, angesichts von Poppys leicht psychopathischem Charakter.
    »Hey, Goose!«, brüllte Poppy mit Donnerstimme aus dem Büro hinter der Bar zu ihm herüber. »Ich habe Arbeit für dich. Bring deinen blöden Computer mit. Und deine Knarre.«
    Knarre? Goose rappelte sich hastig auf. Er mochte die Reaper, sie hatten ihn fraglos akzeptiert und sich ihm gegenüber stets großzügig gezeigt, sei es durch

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