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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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niemals.«
    »Ich hätte die Waffe sinken lassen können, aber laut Vorschrift …«
    »Halten sich die Gegner an Vorschriften?«
    »Nein, aber …«
    »Hier drinnen«, Caitlyn wies auf die sie umgebenden Wände, »müssen Sie die Vorschriften kennen und sich an die Regeln halten. Und daran ist auch nichts verkehrt. In neun von zehn Fällen werden diese Regeln Ihnen den Arsch retten.«
    »Und beim zehnten Mal?«
    »Da müssen Sie umdenken. Heute haben Sie das nicht getan. Stattdessen haben Sie gezögert, waren zu keiner Entscheidung fähig.«
    »Ich war wie erstarrt. Das hat meinen Partner das Leben gekostet.« Caitlyn hörte aufrichtige Reue und Angst aus Mary Agnes’ Stimme heraus. Gut. Besser, sie ging jetzt durch diese harte Schule, bevor sie sich einer Waffe gegenübersah, die mit Tödlicherem als einer Farbpatrone geladen war.
    »Nächstes Mal wird Ihnen das nicht mehr passieren.«
    »Was hätten Sie getan?«
    »Sie hatten immer noch die Kontrolle über den Ausgang.«
    »Der war zu weit entfernt.«
    Caitlyn schüttelte den Kopf. »Nein. Er lag nur drei Schritte rechts neben Ihnen. Adrenalin. Es verzerrt die Wahrnehmung. Das Gute daran ist, dass es Ihrem Gegner genauso geht, wir sind alle denselben Einschränkungen unterworfen.«
    »Ich könnte meinen Partner niemals zurücklassen.« Bei ihr klang das wie ein Sakrileg, was Caitlyns Bild der Mutter Oberin neue Nahrung gab. Als käme das, was Caitlyn vorschlug, dem Verrat an einem Familienmitglied gleich. In gewissem Sinne war es auch so. Es sei denn, man war bereit, sich aus dem Korsett des blinden Befehlsgehorsams zu befreien.
    »Doch. Das könnten Sie. Drei Schritte und Sie wären in Deckung gewesen, in der Lage, zu beobachten, zu verhandeln, Verstärkung zu rufen oder zu schießen, sollte der Geiselnehmer etwas unternehmen.«
    »Etwas unternehmen. Also meinen Partner umbringen.«
    Caitlyn stand auf. Streckte beide Arme seitlich aus. »Schauen Sie mich an, Garman. Ich bin ganze einen Meter siebenundsechzig groß, stemme fünfundsechzig Kilo, an guten Tagen vielleicht fünfundsiebzig. Was würde mir ein über einsachtzig großer, hundert Kilo schwerer toter Mann bringen?«
    »Sie hätten ihn also nicht erschossen?«
    »Nicht, solange er mir noch nützlich war. Und das hätte sich nur dann geändert, wenn …« Sie zog eine Augenbraue hoch und wartete darauf, dass es bei Mary Agnes klick machte.
    Es dauerte eine Weile, bis der Groschen fiel und sich die Stirn der jungen FBI -Anwärterin glättete. »Ich habe Ihren Fluchtweg blockiert. Wenn ich tot gewesen wäre, hätten Sie aus der Tür rennen können. Indem ich dort stand, habe ich Ihnen
mehr
Grund dazu gegeben, uns beide umzubringen.«
    »Genau. Sie haben nur daran gedacht, was
Sie
wollten, hätten sich aber darauf konzentrieren sollen, was der Geiselnehmer will. Wenn Sie alle Möglichkeiten wahrnehmen, können Sie eher das Ruder an sich reißen.«
    Mary Agnes atmete tief durch und nickte zustimmend. Ihre Niedergeschlagenheit schien wie weggeblasen. »Vielen Dank, Supervisory Special Agent Tierney. Sie haben mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben.«
    Caitlyn lächelte; genau deswegen unterrichtete sie so gerne. »Kein Problem, Garman. Einen schönen Abend noch.«
    Mary Agnes machte sich auf den Weg zurück zum Wohnheim, Caitlyn hingegen nahm die Treppe nach unten in den Empfangsbereich, winkte dem Wachmann zu und sprintete mit offen flatterndem Mantel zu ihrem Subaru Impreza WRX , der vor Jefferson Hall parkte. Eine dünne Eisschicht hatte sich über die Windschutzscheibe gelegt, aber sie wollte keine Zeit damit verlieren, sie abzukratzen. Immerhin waren es fast sechzig Kilometer von hier bis zu Pauls Wohnung in DC .
    Sie vermied die Interstate 95 und nahm stattdessen den Weg über kleine Landstraßen, um dem stets zähflüssigen Verkehr auf der Schnellstraße zu entgehen. Normalerweise genoss sie die einstündige Autofahrt, es war eine willkommene Atempause.
    Paul war mit seiner aufgeschlossenen Art das exakte Gegenteil von ihr und sagte oft im Scherz, dass Caitlyn ohne ihn wie eine Einsiedlerin leben würde. Sie würde ihm nie verraten, wie nahe das der Wahrheit kam. Bislang hatte er noch nicht bei ihr in Manassas übernachtet, und sie ließ ihn gerne in dem Glauben, es läge daran, dass er als Arzt berufsbedingt stets in der Nähe des Universitätskrankenhauses bleiben musste.
    Tatsächlich lud sie nie jemanden zu sich nach Hause ein. Es war so viel einfacher zu ihm zu fahren, seine Gesellschaft zu genießen

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