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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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ans Telefon holte.
    »Wir haben zu lange gesprochen, und er musste auflegen«, sagte sie. »Die Sicherheitsvorkehrungen für uns wurden verschärft. Das heißt, wir werden nicht wie geplant am Freitag nach Hause können.«
    »Aber wir müssen!«, protestierte Bram. »Chris übernachtet bei uns!«
    »Das geht leider nicht«, sagte Mom. »Wir werden noch eine Weile hierbleiben müssen. Ich bin darüber genauso wenig begeistert wie ihr, aber wir haben keine andere Wahl. Dad hat gesagt, dass wir zu Hause nicht sicher sind, bis der Prozess zu Ende ist. Es tut mir so leid, April. Du wirst den Schulball verpassen.«
    Der Schulball! In der ganzen Aufregung hatte ich tatsächlich den Schulball vergessen!
    »Steve ist Vorsitzender des Ballkomitees«, sagte ich unglücklich. »Er wird hingehen müssen, egal ob ich da bin oder nicht.«
    »Es tut mir furchtbar leid, Schatz«, sagte Mom noch einmal. »Ich weiß, wie traurig dich das macht. Wir werden das irgendwie wiedergutmachen, das verspreche ich.«
    »Steve geht in die Zwölfte, Mom. Das ist sein letzter Schulball«, sagte ich. »Und das Schlimmste ist, dass ich ihm noch nicht mal sagen kann, was passiert ist!«
    »Hier.« Jim hielt mir einen Teller mit einem Stück Käsekuchen hin. »Vielleicht kann dich das ein bisschen trösten.«
    Als ich gerade dankend ablehnen wollte, rutschte ihm der Teller aus der Hand und der Kuchen landete in meinem Schoß.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich hastig. »Die Gelenke«, erklärte er. »Immer wenn sich Regen ankündigt, versteifen meine Finger.«
    »Von mir aus kann es regnen, so viel es will!«, fuhr ich ihn an. »Solange wir in diesem Luxus-Gefängnis hier eingesperrt sind, werden wir ja sowieso nicht nass!« Ich stürmte ins Badezimmer und wischte mir mit einem Handtuch den Kuchenbrei von der Jeans (die einzige, die ich dabeihatte, wie mir in dem Moment schmerzlich bewusst wurde). Anschließend legte ich mich aufs Bett und schaute mir irgendwelche alten Filme an, bis es Schlafenszeit war.
    Am nächsten Morgen kaufte Jim in der Lobby eine Zeitung. Der Anschlag auf Dad hatte es nicht auf die Titelseite geschafft, war aber immerhin einen vierspaltigen Artikel auf Seite drei wert gewesen. Darin wurde Dad als »leitender Angestellter der Fluggesellschaft, der als verdeckter Ermittler für das FBI arbeitete« beschrieben, der Richard Loftin innerhalb der letzten acht Monate auf mehreren Flügen nach Südamerika begleitet hatte. Laut Dads Zeugenaussage waren sie jedes Mal mit Kokain zurückgekommen. »Unser Gepäck war randvoll mit dem Zeug«, so Dad. »Wir holten die Reisetaschen nicht ab, wenn wir in die Staaten zurückkehrten, um der Gefahr einer routinemäßigen Zollkontrolle zu entgehen. Daraufhin beschlagnahmte die Fluggesellschaft das herrenlose Gepäck und lagerte es in einem Flughafen-Schließfach. Von dort wurde es dann nach einiger Zeit wieder weggeschafft und an die Dealer weitergegeben.«
    Ich las den Artikel zweimal, aber auch danach schaffte ich es kaum, den Inhalt wirklich zu begreifen. Der Mann, der darin zitiert wurde, kam mir wie ein Fremder vor. Mein sanftmütiger, fast übervorsichtiger Vater konnte unmöglich an Drogengeschäften beteiligt gewesen sein. Als Mom sagte, Dad würde für das FBI arbeiten, hatte ich gedacht, dass er ein bisschen in Computerdaten und Unterlagen herumschnüffeln würde. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass seine Aufgabe so weit ging, selbst Drogen zu schmuggeln.
    »Das passt doch überhaupt nicht zu Dad!«, sagte ich. »Er ist noch nie besonders risikofreudig gewesen. Er hält sogar dann an einem Stoppschild, wenn weit und breit kein anderes Fahrzeug in Sicht ist.«
    »Dafür kannst du dich bei seinem großartigen Freund bedanken«, entgegnete Mom. »Schon als die beiden noch Kinder waren, hat Max bestimmt, wo es langgeht. Er ist ein Meister der Manipulation.«
    Ich sah sie ungläubig an. »Ich dachte, du magst Max.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Er ist Georges ältester Freund, also habe ich versucht, ihn zu mögen. Aber eigentlich sind mir seine Herzlichkeit und sein strahlendes Lächeln schon immer aufgesetzt vorgekommen. Und dass er einen so großen Einfluss auf deinen Vater hat, störte mich von Anfang an. George hat immer davon geträumt, so wie Max zu sein – ein lässiger, smarter Typ, der vor Charme und Selbstbewusstsein nur so strotzt. Auch Max’ Job wirkt aufregend und glamourös, jedenfalls tausendmal interessanter, als ein Frachtbüro zu leiten. Als Max ihm dann

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