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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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der Wand gegenüber konzentrierte, formierten sich die Risse im Putz zu einem Spinnennetz, und wenn ich lange genug darauf starrte, konnte ich sogar die Form einer Fliege ausmachen, die darin gefangen war.
    An die Decke zu stieren war genauso deprimierend. Es hatte durch das Dach geregnet, und mit jedem neuen Regen wurde der Wasserfleck über meinem Bett größer, bis ich irgendwann das Gefühl hatte, unter einer dunklen, Unheil verkündenden Wolke zu liegen. Mein Zimmer wurde zu einem Symbol für unser Leben in Grove City, und wenn ich es dann irgendwann endlich schaffte, aufzustehen und mich dem Tag zu stellen, tat ich mir selbst so unendlich leid, dass nichts mehr mit mir anzufangen war.
    Ein Anruf von Kim, vier Tage nach unserem Ausflug nach Disney World, riss mich schließlich aus meiner Lethargie.
    »Ich wollte nur mal hören, wie’s dir so geht.« In ihrer Stimme war ein verlegener Unterton. »Larry ist total durch den Wind, seit ihr Schluss gemacht habt.«
    »Schluss gemacht?«, rief ich. »Um Schluss zu machen, muss man erst mal zusammen gewesen sein. Das Einzige, was zwischen Larry und mir gewesen ist, war ein Tennisnetz, über das wir uns Bälle zugespielt haben.«
    »Er hat aber offensichtlich mehr darin gesehen«, sagte Kim. »Er findet dich ziemlich cool und dachte, dir würde es mit ihm genauso gehen. Larry ist es eben gewöhnt, dass die Mädchen ihm scharenweise hinterherlaufen, und es hat ganz schön an seinem Ego gekratzt, dass das bei dir anders ist.«
    »Der Arme«, sagte ich sarkastisch. »Hat er dir gesagt, dass du mir das erzählen sollst?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Kim. »Aber er hat mir signalisiert, dass er nichts dagegen hätte. Ich bin sozusagen die Friedenstaube, die für ihn herausfinden soll, ob du immer noch sauer auf ihn bist oder ob du dich wieder mit ihm treffen würdest, wenn er dich anruft.«
    »Vielleicht. Wenn er sich entschuldigt.«
    »Das ist nicht seine Art. Larry entschuldigt sich nie, für nichts und bei niemandem.«
    Es war heiß an dem Tag, und es hatte schon seit einer Woche nicht mehr geregnet, also wusste ich, dass der Tennisplatz an der Schule trocken und hart sein würde. Dad war im Zip-Pic, Mom schrieb und Jason tobte mit seinen Freunden mal wieder auf dem Dachboden herum. Nach dem langen Nichtstun sehnte sich mein ganzer Körper nach Bewegung, und der Gedanke, wieder Tennis zu spielen, war einfach zu verlockend.
    »Richte ihm aus, dass er mich anrufen kann«, sagte ich schließlich. »Ich hatte wahnsinnig schlechte Laune an dem Abend, und es war blöd von mir, einfach so aufzulegen.« April Corrigan hätte so etwas niemals gesagt, aber Valerie Weber war einsam und verzweifelt.
    Entweder hatte Kim Larry sofort nach unserem Gespräch angerufen oder er hatte neben ihr gestanden, während sie mit mir telefonierte, denn keine fünf Minuten später meldete er sich. Wie Kim es vorausgesagt hatte, entschuldigte er sich nicht, was mich so sehr ärgerte, dass ich es auch nicht tat. Niemand von uns erwähnte unsere letzte Unterhaltung, wir verabredeten uns einfach für den nächsten Morgen um sieben auf dem Tennisplatz. Von da an trafen wir uns wieder regelmäßig und fingen zusätzlich an, am frühen Abend zu trainieren, wenn die flirrende Nachmittagshitze nachgelassen hatte und die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war.
    Eines Abends gingen wir danach noch zu McDonald’s und fanden uns in der Schlange hinter Fran und Amy wieder, zwei der Mädchen, die ich im Kino kennengelernt hatte. Zuerst hatte ich Angst, dass es die beiden aus der Toilette sein könnten, aber sobald wir anfingen, uns zu unterhalten, wusste ich, dass es nicht ihre Stimmen gewesen waren, die ich gehört hatte. Wir teilten uns einen Tisch, und im Verlauf des Gesprächs lud Amy uns zu einer Party ein, die sie am Samstag geben wollte.
    Eigentlich war die Einladung nur an Larry gerichtet gewesen, aber er fragte mich sofort, ob ich an dem Abend schon was vorhätte. Als ich Nein sagte, sah er mich mit seinem frechen Grinsen an und meinte: »Super, dann hol ich dich um acht ab.«
    Damit hatte ich meine zweite offizielle Verabredung mit ihm, aber dieses Mal hatte ich deswegen kein schlechtes Gewissen. Steve saß auch nicht jeden Abend allein zu Hause, und wenn er mit Sherry auf Partys ging, konnte ich genauso gut mit Larry ausgehen. Außerdem würde ich niemals etwas mit ihm anfangen. Die Zeiten, in denen ich auf muskulöse Sportlertypen gestanden hatte, waren vorbei, seit ich Steve kennengelernt

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