Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
Kannst du mich bitte nach Hause fahren?«
    »In Ordnung«, sagte er. »Aber glaub nicht, dass die Sache damit erledigt ist. Du bist mir noch eine Erklärung schuldig.«
    Zu meiner Erleichterung fragte er mich während der Fahrt nicht weiter aus, aber als er den Wagen in unserer Einfahrt zum Stehen gebracht hatte, legte er mir die Hand auf den Arm, um mich am Aussteigen zu hindern.
    »Was macht ihr hier in Grove City?«, fragte er. »Warum ist deine Familie wirklich hierhergezogen? Ihr habt keine Verwandten hier, und erzähl mir jetzt nicht, dass ihr nur hergekommen seid, weil dein Vater unbedingt seinen Traum von einem eigenen Fotoladen verwirklichen wollte. Der vorherige Besitzer musste das Zip-Pic nicht umsonst dichtmachen. Und dass ihr mit Nachnamen Weber heißt, glaub ich dir mittlerweile auch nicht mehr.«
    »Natürlich heißen wir so!«, fuhr ich ihn an. »Außerdem hab ich keine Ahnung, was dich das alles überhaupt angeht. Aber wenn du’s genau wissen willst – wir sind nach Grove City gekommen, weil wir finanzielle Probleme haben. Das Geschäft meines Vaters zu Hause lief nicht mehr so gut und er wollte woanders neu anfangen.«
    »Du meinst, er ist pleite gegangen?«, fragte Larry.
    »Nicht wirklich, nein.«
    »Trotzdem. Niemand kommt in diese Provinzstadt, um hier sein Glück zu versuchen. Wovor läuft er davon? Hat er irgendwas verbrochen? Vielleicht Geld unterschlagen oder Steuern hinterzogen? Ein Mann ändert seinen Namen nicht, ohne einen guten Grund dafür zu haben.«
    »Du kapierst überhaupt nichts«, rief ich wütend. »Mein Dad ist kein Verbrecher. Und jetzt ist Schluss mit diesem Kreuzverhör, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.« Ich riss mich von ihm los, stieg aus und rannte zur Verandatreppe, wo ich mich würgend übergab.
    Als ich aufwachte, hatte ich einen so schrecklichen Kater und fühlte mich so elend, dass ich nicht aufstehen konnte. Ich blieb im Bett liegen, ließ Mom in dem Glauben, ich hätte mir eine Magen-Darm-Grippe eingefangen, vergrub den Kopf im Kissen und verfluchte mich immer wieder selbst für die dämlichen Dinge, die ich gesagt hatte. Meine einzige Hoffnung war, dass Larry, der auch ziemlich viel getrunken hatte, sich nicht mehr an alles erinnern konnte, was wir geredet hatten.
    Irgendwann nachmittags ging es mir zumindest körperlich wieder ein bisschen besser und ich schleppte mich ins Bad. Während ich zitternd und mit weichen Knien unter der Dusche stand, schwor ich mir, für den Rest meines Lebens keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren. Abends schaffte ich es, ein bisschen Suppe und Toast zu essen, legte mich jedoch schon um acht wieder ins Bett und war so erschöpft, als hätte ich den ganzen Tag Schwerstarbeit geleistet. Ich wollte gerade das Licht ausmachen, nachdem ich versucht hatte, noch ein bisschen zu lesen, als es an der Tür klopfte und mein Vater mit einer Handvoll Fünfzig-Dollar-Noten hereinkam.
    »Die gehören dir«, sagte er und legte sie mir auf den Schreibtisch. »Tom ist heute Abend hier gewesen, um uns wieder Geld vorbeizubringen. Außerdem wollte er uns darüber informieren, dass Loftin heute Morgen getötet wurde.«
    »Loftin wurde getötet?«, rief ich entsetzt. »Aber wie kann denn das sein? Ich dachte, er würde im Gefängnis sitzen.«
    »Als seine Anwälte Berufung eingelegt haben, wurde er auf Kaution freigelassen«, sagte Dad. »Anscheinend war er gerade dabei, seinen Rasen zu mähen, als aus einem vorbeifahrenden Wagen auf ihn geschossen wurde. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Warum soll ihn jemand umbringen? Im Gegensatz zu dir war er kein verdeckter FBI -Ermittler.«
    »Ich kann nur vermuten, dass die Leute, für die er gearbeitet hat, Angst hatten, dass der Berufung stattgegeben wird und es zu einer erneuten Verhandlung kommt«, antwortete Dad. »Sie werden befürchtet haben, dass das Gericht ihm einen Deal anbietet, wenn er sich bereit erklärt, als Kronzeuge aufzutreten.«
    »Dann ist es vorbei!« Die Worte klangen so wunderschön, dass ich sie wiederholte. »Es ist vorbei! Das bedeutet doch, dass wir nach Hause können, oder, Dad?«
    Mein Vater antwortete nicht sofort. »Es war nicht Loftin, der Vamp angeheuert hat«, sagte er schließlich. »Als Jim Peterson getötet wurde, war er immer noch im Gefängnis. Loftin belieferte ein landesweites Netzwerk von Drogendealern und genau die haben auch den Killer angeheuert. Solche Leute gehen kein Risiko ein und lassen jeden beseitigen,

Weitere Kostenlose Bücher