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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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»Vielleicht hat er uns gar nicht verfolgt.«
    »Und ob er uns verfolgt hat«, entgegnete Lorelei. »Er muss sich direkt an unsere Fersen geheftet haben, als wir bei mir losgefahren sind.«
    »Aber woher wusste er, was wir vorhaben?«, fragte ich. »Ich war doch nur knapp zwei Stunden in Norwood.«
    »Ich gehe davon aus, dass er meinen Anschluss abgehört hat«, sagte Lorelei. »Als er mitbekam, wie du gesagt hast, dass du kommst, war er auf alles vorbereitet und musste nur noch abwarten, was als Nächstes passieren würde.«
    Ihre Stimme klang nüchtern und gefasst, und ich stellte erleichtert fest, dass ich mich in ihr getäuscht hatte. Sie war zäher, als ich gedacht hatte, und ich beschloss, ihr von letzter Nacht zu erzählen.
    »Türen können auch mit etwas anderem als einem Schlüssel geöffnet werden«, gab Lorelei zu bedenken, als ich damit endete, dass der zweite Schlüssel heute Morgen immer noch an der Rezeption hing. »Im Moment ist nur wichtig, dass wir den Camaro abgeschüttelt haben. Der Fahrer scheint keine besonders hohe Meinung von unserer Intelligenz zu haben, sonst hätte er sicherlich nicht das Risiko auf sich genommen, uns so dicht zu folgen. Wahrscheinlich rechnet er damit, dass wir weiter Richtung Süden fahren und bei nächster Gelegenheit versuchen, auf den Freeway zurückzukehren.«
    Sie studierte eine Weile schweigend die Straßenkarte, bevor sie fortfuhr. »Ich denke, wir sollten in die entgegengesetzte Richtung fahren und den State Highway nach Norden statt nach Süden nehmen.«
    Froh darüber, dass sie wieder das Kommando übernommen hatte, nahm ich den Highway 15 in nördlicher Richtung nach St. George, von wo aus wir auf den Freeway zurückkehrten und wieder nach Süden fuhren. Vier Stunden später passierten wir die Bundesgrenze nach Florida und checkten in einem Motel in St. Augustine ein, um dort die Nacht zu verbringen.
    Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten und ich eine Stunde geschlafen hatte, aßen Lorelei und ich in einem Fisch-Restaurant zu Abend. Dann kehrten wir in unser Zimmer zurück und ich brachte unser Gepäck herein.
    »Wo ist die Karte?«, fragte Lorelei, nachdem sie eine Weile in ihrem Koffer gekramt hatte. »Ist sie vielleicht in deiner Tasche?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich dachte, sie wäre in einem deiner Koffer.«
    Meine Großmutter runzelte die Stirn. »Schau noch mal nach. Vielleicht ist sie irgendwo zwischen deine Sachen gerutscht.«
    »Ich weiß genau, dass ich sie nicht habe«, sagte ich. »Ist das wirklich so wichtig? Wir haben doch noch die andere Karte im Wagen.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Lorelei. »Ich habe die Route darauf eingezeichnet. Wenn keine von uns sie eingepackt hat, müssen wir sie im Motelzimmer in Petersburg liegen gelassen haben.«
    »Du meinst …« Als ich verstand, worauf sie hinauswollte, spürte ich einen schmerzhaften Stich. »Du denkst, dass der Fahrer des Camaro sie sich von dort geholt hat?«
    »Die Zimmermädchen waren dabei, aufzuräumen, als wir gegangen sind, und alle Türen standen offen. Jeder hätte reinspazieren können. Wir waren bestimmt eine halbe Stunde im Café, genügend Zeit, um unsere Zimmer nach irgendetwas zu durchsuchen, das Aufschluss über unsere Pläne gibt.«
    »Aber wenn er eine Karte mit eingezeichneter Route hat, hätte er uns doch nicht folgen müssen. Er hätte einfach nach Grove City fahren können.«
    »Aber er weiß nicht, wo und unter welchem Namen deine Eltern dort wohnen«, sagte Lorelei. »Um das herauszufinden, hätte er wieder kostbare Zeit verloren, und da er wusste, dass wir sowieso dorthin unterwegs sind, war es das Einfachste, uns hinterherzufahren.«
    »Wer in so eine kleine Stadt zieht, fällt auf«, sagte ich. »Wenn er ein bisschen herumfragt, findet er mit Sicherheit jemanden, der uns kennt.«
    Vor meinem inneren Auge sah ich, wie meine Eltern und Jason im Wohnzimmer saßen und Monopoly spielten, während vor ihrer Tür ein Vampir lauerte. Und wenn sie irgendwann schlafen gingen, würde ganz leise Zentimeter für Zentimeter die Eingangstür aufgehen. Der Lärm der Ventilatoren in den Fenstern würde die Schritte übertönen, und wie immer würden die Türen zu den Schlafzimmern offen stehen, damit es ein bisschen Durchzug gab. Mike Vamp würde ins Zimmer meiner Eltern gelangen können, ohne auch nur eine Hand auf einen Türknauf legen zu müssen.
    Ich hechtete zum Telefon und wählte hektisch unsere Nummer in Grove City. Es klingelte und klingelte, ohne dass jemand

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