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Schweig wenn du sprichst

Schweig wenn du sprichst

Titel: Schweig wenn du sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roel Verschueren
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gegangen. Offiziell war es Krebs. Was wissen schon die Ärzte! Zwei Jahre nach dem Tod meiner Tochter habe ich meine Frau beerdigt.«
    »Gott.«
    »Nix Gott. Pures Elend ist das.«
    Victor sah, dass er wie blind nach draußen starrte. Er schwieg.
    »Und dass meine älteste Tochter im Ausland wohnt, hilft auch nicht gerade«, fuhr er fort.
    »Hast du mit ihr, außer bei deinen jährlichen Besuchen, regelmäßig Kontakt?«, fragte Victor.
    »Zweimal pro Woche skypen wir.«
    Victor lächelte.
    »Was?«
    »Nichts. Witzig, dass du das kennst.«
    »Wie viele Jahre liegen zwischen dir und Lilly?«
    »Warum?«
    »Etwas weniger als zwischen dir und mir, glaube ich. Ich hoffe, dass sie dich nicht für einen genauso alten Mann hält wie du mich.«
    Victor schluckte und schwieg. Er versuchte, sich an die richtigen Straßen zu erinnern, und fragte Walter ab und zu nach dem Weg. Nach ein paar Kilometern sagte Walter: »Du weißt doch, dass dein Vater auch starke Nierenprobleme hatte?«
    »Je mehr ich über ihn erfahre, desto weniger bin ich mir sicher, was ich über ihn weiß.«
    »Er ist nach seiner Ausbildung zum Offizier nach Breslau gegangen, um sich zu den flämischen Truppen zu begeben. Ein paar Wochen später wurde er dort mit einem Nierenabszess in eines der Lazarette aufgenommen. Er ist zwei Wochen in Behandlung geblieben. Gegen Ende November 1943 durfte er zu seiner Einheit zurück. Ende Juli 1944 gab es wieder Probleme. Es waren Verwachsungen festgestellt worden, die nach der Operation entstanden sind. Er ist damals kurz nach Hause gekommen, aber da sie nicht viel daran machen konnten, ist er genauso schnell wieder zurückgekehrt, ohne völlig genesen zu sein. Neun Monate später wurdest du geboren. Am Ende dieses Jahres wurde er endgültig nach Hause zurückgeschickt, weil er dort unten nicht behandelt werden konnte. Kurz darauf haben sie ihn festgenommen.«
    Victor parkte den Wagen vor dem Pavillon und ließ Walter widerwillig aussteigen. »Wann kann ich dich morgen erreichen?«, fragte er.
    »Ach, ruf mich so gegen sieben an, dann weiß ich, wie ich mich fühle.«
    »Morgens?«
    »Morgens. Und morgen musst du mir viel erzählen«, sagte Walter. »Ich weiß vielleicht viel über deinen Vater, aber nichts über dich.«
    »Abgemacht. Aber wenn ich eine Frage nicht beantworten möchte, liegt es daran, dass ich es wirklich nicht möchte, okay?«
    »Vollkommen okay«, lachte Walter. »Bis morgen.«
    Victor konnte nicht schlafen. Alle möglichen Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum. Er ging ein paar Mal an die Hotelbar, trank Starkbier aus der Gegend, ging wieder nach oben, versuchte zu schlafen, stand aber schon ein paar Minuten später wieder unten. Er hatte keine Lust zu reden, wollte nicht lesen, wollte Lilly nicht anrufen. Schließlich nahm er seinen Regenmantel und verließ das Hotel. Zwei Stunden später schlief er, vollständig bekleidet, auf dem Bett ein.
    Ein Signalton weckte ihn. Er hatte eine Nachricht bekommen. Er griff nach dem Handy und las: »Guten Morgen, Partner. Ich hoffe, es ist alles okay? Rufst du nachher an? Lilly & Moira.«
    Victor öffnete die Gardinen und ließ das Sonnenlicht herein. Er schaute auf die Uhr seines Telefons. Es war zehn. »Scheiße!«, rief er. Er suchte die Nummer von Walter in seinem Telefonregister und rief ihn an. Walters Anrufbeantworter meldete sich. Er sprang unter die Dusche, bestellte Kaffee und rief Lilly an. »Hey!«
    »Hey! Wie geht es dir?«
    »Ich bin spät dran. Ich sollte schon lange wieder bei Walter sein, aber ich kann ihn nicht erreichen.«
    »Und, kommst du weiter?«
    »Durchaus. Das Puzzle fängt an Formen anzunehmen. Geht es Moira gut?«
    »Bei uns ist alles in Ordnung. Warum ich dich sprechen wollte: Ich werde gleich zu meinen Eltern fahren, weil meine Brüder und Schwestern am Wochenende auch kommen, aber ich nehme den Zug. Es wäre toll, wenn du uns mit dem Auto abholen könntest. Es wäre natürlich noch toller, wenn du einen Tag und eine Nacht bleiben könntest. Dann fahren wir zusammen zurück nach Hause und können reden. Oder ist das eine schlechte Idee?«
    »Nein, das wäre ein perfekter Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause. Ich weiß nur nicht, wann ich hier fertig bin.«
    »Ist auch nicht wichtig. Tu, was du tun musst, und komm dann her.«
    »Dann kann ich Samstag bei dir sein, glaube ich.«
    »Donnerstag oder Freitag wäre besser … Ich vermisse dich und Moira fragt pausenlos nach ihrem Papa.«
    »Ich rufe dich noch mal an. Es würde mir

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