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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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ungeduldig. Offensichtlich hatte er ein wertvolles Geschmeide oder wenigstens die Reliquien eines Heiligen erwartet. »Das ist ja nur ein schmutziger, alter Lappen. Wo ist der Rest? Wo ist der Schatz?«
    Was hatte Herrmann Albrecht auf seine Zeichnung geschrieben? Pannus – Tuch oder auch Mantel. Und wo waren die Junks vor einiger Zeit gewesen und hatten vergeblich versucht, etwas Wertvolles zu kaufen? In Saint-Hippolyte. Hastig breitete Nikolaus den Stoff auf dem Boden aus. Das Tuch war mehr als zwei Ellen breit und bestimmt acht Ellen lang. Jetzt erkannte man, dass die Flecken kein ungeordneter Schmutz waren, sondern Teil einer Zeichnung waren.
    »Was ist das?« Der Dompropst stand nur daneben und schüttelte missbilligend den Kopf. »Was soll ich denn damit anfangen?«
    »Ihr erkennt es nicht?«
    »Woher denn?«
    Nikolaus atmete tief durch und erklärte Meuren, was sie hier gerade vor sich ausgebreitet hatten. Der arme Geistliche wurde bei der Erzählung immer blasser. Schließlich stand sein Mund vor Verblüffung sperrangelweit offen, und er taumelte Schritt für Schritt rückwärts. Eine Einzelheit vergaß der junge Jurist in seinem Bericht: Nämlich dass Vittorio erzählt hatte, dass er das Tuch schon längst ausgetauscht hatte. Warum, konnte Nikolaus später nicht mehr sagen.

Freunde
    Noch einen Schluck Wein?«
    Giuliano Cesarini hatte bisher schweigend zugehört. Doch auch jetzt blieb es nur bei einem Nicken.
    Nikolaus schenkte noch einmal nach und erklärte dann: »Vittorio hat übrigens zugegeben, dass er das Tuch mitgebracht hat.«
    »Und du hast es tatsächlich verbrannt?«
    »Ja. Noch am gleichen Tag. In einem Kamin in Meurens Wohnhaus. Wir haben noch Branntwein darübergeschüttet, damit es besser brennt, und so lange gewartet, bis nur noch Asche übrig war.«
    Der italienische Freud zog die Augenbrauen hoch. »Wie hast du den Propst denn dazu gebracht?«
    »Da ich ihm ja nicht gesagt hatte, dass dies das Tuch aus Saint-Hippolyte war, war er sofort bereit, den schändlichen Frevel – so nannte er es – zu vernichten. Ich ließ ihn im Glauben, er verbrenne die Kopie.«
    »Kann dieser Meuren es vorher noch ausgetauscht haben?«
    »Definitiv nein. Ich habe es nicht mehr aus den Augen gelassen.«
    »Hast du es heimlich ausgetauscht?«
    Nikolaus lächelte. »Natürlich nicht. Du weißt, wie ich zu solchen Sachen eingestellt bin.«
    Jetzt musste auch Giuliano lächeln. »Oh, sì, sì. Für dich muss sich ja Gott logisch aus der Natur und dem Kosmos herleiten. Du brauchst diese Hilfsmittel ja nicht.«
    »Richtig.«
    »Bist du sicher, dass das Tuch von Vittorio hergestellt wurde?«
    »Er hat uralte Leinen aus dem Nachlass einer verstorbenen Witwe genommen. Er hat es sehr genau beschrieben. Auch wie man den Ocker anrühren muss, um die Konturen zu erzeugen. Und wie man aus Ocker, Zinnober und Eigelb die Blutflecken herstellt. Er behauptete, dass dieses Rezept schon seit vielen Jahren in seiner Familie bekannt ist und auf diese Weise auch das ursprüngliche Tuch hergestellt worden ist.«
    Der Freund schwieg einen Moment: »Haben noch andere das Tuch gesehen?«
    »Sowohl die Wachen als auch die Arbeiter haben nichts gesehen. Nur Simeon von Meuren und ich.«
    »Dieser Austausch gegen ein Duplikat darf nicht bekannt werden.«
    »Ich für meinen Teil werde ganz bestimmt nichts sagen. Aber was unser verehrter Dompropst machen wird, kann ich dir nicht sagen.«
    »Er wird es nicht wagen.«
    »Wird er dann auch sterben?«
    Giuliano Cesarinis Gesicht war versteinert. Er schaute in den dunklen Abendhimmel. Dort zeigten sich nun die ersten Sterne. Um die Gebäude kreisten die Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten und vollführten dabei die tollkühnsten Flugübungen. Langsam kroch die Kühle der Nacht durch die Stadt und ließ die beiden ein wenig frösteln.
    Nikolaus unterbrach die andächtige Stille: »Dieser Vittorio nannte sich auch Cesarini, und er wusste auffallend gut über deine Position in Rom Bescheid.«
    »Kein Wunder. Er heißt eigentlich Vittorio Gamba, gehört aber leider zur Familie. Er ist der Vetter meines Vaters. Er wohnte bis vor Kurzem noch in Rom, dort habe ich ihn auch einmal getroffen. Ich ahnte nicht, dass er dieses Wissen einmal für seine verbrecherischen Geschäfte ausnutzen würde. Aber dann ist er nach Venedig gegangen. Man sollte besser sagen: nach Venedig geflohen. Es ging um ein paar Betrügereien.«
    Nach einer kurzen Pause fragte Nikolaus: »Weißt du denn auch über diese

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