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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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haben, muss ich Euch nicht sagen. Eure Söhne haben ihr Recht auf Leben verwirkt. Sie liegen nun im gleichen Grab wie auch der Beweis Eurer unmäßigen Gier. Um nicht Eurer mörderischen Rache anheimzufallen, werde ich meinem Leben auf meine Weise ein Ende setzen. Ihr versteht sicherlich, wenn ich nicht Lebewohl sage. Herrmann Albrecht, Zunftmeister der Zimmermannsleute zu Trier
    Dies war das Geständnis für den Mord an den drei verschwundenen Burschen. Es bewies aber auch, dass Theodor Junk und seine Kollegen im Stadtrat nichts mit dem Tod des Zimmermannsmeisters zu tun hatten – jedenfalls nicht unmittelbar. Albrecht hatte diesen Brief am Morgen seines Todes Junk bringen lassen. Der Schöffenmeister hatte gestern tatsächlich die Wahrheit gesprochen, als er behauptete, Albrecht aufhalten zu wollen. Wahrscheinlich hat ihm weniger etwas am Leben seines ungeliebten Schwiegersohns gelegen, als zu wissen, wo seine Söhne verscharrt worden waren.
    »Und wo finde ich jetzt diese drei Teufel? Das hast du natürlich nicht geschrieben. Das war deine Rache. Nicht wahr?«
    Nikolaus schob die Pergamente zusammen und versuchte, sie ein wenig zeitlich zu ordnen. Das Dach von St. Gangolf und Finkens Scheune legte er zuoberst. Aber etwas passte hier nicht. Eine Zeichnung hatte ein aktuelleres Datum. Sie stellte den Aufriss eines turmartigen Gebäudes dar. Ein Kellergeschoss lag durch den sich über viele Jahrhunderte rundherum anhäufenden Schutt mittlerweile zu tief und sollte wohl verschlossen werden. Was Nikolaus‘ Interesse aber weckte, war die Bezeichnung, die am oberen Rand geschrieben worden war:
Turm Jerusalem
.
    Was hatte Vittorio noch über Albrecht gesagt? Der Zimmermannsmeister hätte die drei Burschen nach Jerusalem geschickt, und die würden erst in tausend Jahren zurückkommen. Nikolaus hatte schon von diesen Wohntürmen gehört, die es überall in der Stadt gab. In der Simeonstraße wohnten Vierlands in solch einem Gebäude. In der Dietrichstraße stand ebenfalls einer.
    In der Zeichnung war im Bereich des Kellers etwas hingekritzelt worden. Nikolaus musste erst aus verschiedenen Richtungen schauen, bis er es entziffert hatte:
pannus
. Es war der lateinische Ausdruck für Lappen oder Tuch. Es konnte auch für Mantel oder Mönchskutte stehen. Und unter dem Wort waren drei Kreuze eingezeichnet. Sollte dies etwa bedeuten, dass hier drei Tote zugedeckt worden waren? Nämlich Konstantin, Crispus und Thomas? Für tausend Jahre nach Jerusalem geschickt, in den Turm Jerusalem. So alt wie der Turm schon war, so lange dürfte es auch dauern, bis der Keller wieder einmal geöffnet würde.
    Nikolaus stürzte los. Als er aber vor dem Eingang des ehrwürdigen Doms stand, blieb er wie angewurzelt stehen. Wo stand der alte Turm eigentlich? Soweit er gehört hatte, irgendwo hier innerhalb der Domstadt. Und wer konnte ihm helfen, den Keller zu öffnen? Wahrscheinlich musste er sich an Simeon von Meuren wenden, denn nur der hatte die Macht, eine solche Suche im Dombezirk anzuordnen.
    Der Dompropst war schnell gefunden. Er saß im Kreuzgang neben dem Dom auf einer Steinbank und starrte ins Leere.
    »Darf ich Euch stören?«, fragte Nikolaus.
    Meuren sah langsam hoch und nickte nur.
    Der junge Mann erzählte mit wenigen Worten von der Verhaftung Vittorios und dem, was er seit heute Vormittag herausgefunden hatte, ferner, dass er nun im alten Wohnturm nach den verschwundenen Ratsherrensöhnen suchen wollte.
    Der Dompropst hatte schweigend zugehört und antwortete mit schwacher Stimme: »Von der Verhaftung habe ich schon gehört. Ich erteile Euch die Erlaubnis, den Keller zu öffnen.«
    Das ging jetzt aber schnell. Nikolaus war ganz verwirrt. Er hatte sich auf eine langwierige Diskussion eingestellt. Das war ja ein ganz anderer Simeon von Meuren.
    »Ist Euch nicht gut? Kann ich Euch helfen?«
    »Wie ... was ... helfen?« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nur ... ich meine ... äh ... ich habe eine Tochter. Das kam ein wenig überraschend.«
    »Ihr habt gar nichts geahnt?«
    »Nein. Sabine hat auch nichts verraten. Warum nur?«
    »Sie wollte Euch sicher nicht belasten, schließlich seid Ihr ein Mann der Kirche.«
    Meuren nickte. »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Sprecht mit Helena. Erzählt ihr von ihrer Mutter.«
    »Wird sie mich denn nicht verdammen?«
    »Versucht es. Die Wahrheit tut oft weh. Aber wie heißt es so treffend: Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Oder wie der Apostel Johannes schrieb:
Wenn wir unsere Sünden

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