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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Leuten Streit hatte?«
    Beide verneinten. Sie kannten den Meister zu wenig und hatten zum Glück nicht oft mit ihm zu tun gehabt.
    Nikolaus bedankte sich und machte sich wieder auf den Rückweg. Die Arbeiter waren zwar keine große Hilfe gewesen, aber die Entdeckung in dem Bretterverschlag war dafür viel interessanter. Aber statt Fragen zu beantworten, stiftete sie noch mehr Verwirrung. Wenn er nur wüsste, wer sich dort versteckt hatte? Herrmann Albrecht, der dort seinen Schnaps verwahrt hatte und nur herauskam, wenn er sah, dass die Luft rein war? Oder Grimbach, um seinen Konkurrenten um Helena loszuwerden? Vielleicht auch der Bettler, den Ulrich Trips gesehen hatte? Oder die vier Honoratioren, die erst kurz vor dem Sturz angekommen waren? Es hätte jeder sein können. Andererseits sollte man aber auch in Betracht ziehen, dass das Branntweinversteck möglicherweise überhaupt nichts mit dem Unglück zu tun hatte.

Die jungen Burschen
    Nikolaus spazierte langsam zurück zum Marktplatz. Irgendwie drehte sich alles einerseits darum, was gestern Morgen im Turm von St. Gangolf geschehen war, andererseits darum, welche Vereinbarung zwischen Theodor Junk und Herrmann Albrecht ausgehandelt worden war. Doch wen konnte er dazu befragen? Er kannte doch niemanden hier in der Stadt. Und wieder fehlten ihm die Verbindungen, um den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellen zu können.
    »So etwas Blödes!«, schimpfte er leise vor sich hin. »Womit habe ich das verdient? Warum hat dieser schreckliche Dompropst gerade mich damit beauftragt? Was habe ich ihm getan?«
    Mürrisch trat er gegen einen Kiesel, der durch den Staub hüpfte und eine kleine Staubfahne hinter sich herzog. Erst an der Marktsäule blieb er liegen. Nun wurde Nikolaus auf zwei junge Burschen aufmerksam, die neben der Säule standen und sich unterhielten. Sie taten zwar gelangweilt, aber immer wieder drehte sich einer von ihnen zur Seite, um die Menschen um sie herum genau zu betrachten, so als würden sie auf etwas oder jemand warten.
    Nikolaus hatte sie erkannt und wandte sich rasch um. Das waren die, die gestern Nachmittag bei St. Gangolf die ramponierten Händler besucht hatten. Was hatte der Tagelöhner – der Priester hatte ihn Eberhard genannt – noch gesagt? Er sollte seine Nase da lieber nicht hineinstecken. Blaue Flecken wären das geringste Übel. Nikolaus tat so, als wollte er Gemüse kaufen, und ging von Höker zu Höker. Er beobachtete die Burschen aus dem Augenwinkel. Sie versuchten, lässig zu wirken, lehnten sich gegen die Säule und pfiffen jungen Mägden hinterher. Wenn diese wohlweislich nicht reagierten, wurden ihnen auch schon mal zotige Bemerkungen hinterhergerufen.
    Nikolaus wollte schon aufgeben, als ein dritter Bursche herankam. Auch dieser war nicht älter als Anfang zwanzig. Die beiden begrüßten den Neuankömmling freundschaftlich. Alle drei steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Nun hatten sie auch für junge, hübsche Mädchen, die direkt an ihnen vorbeigingen, kein Auge mehr. Die beiden von gestern verabschiedeten sich dann von dem Dritten und marschierten über den Markt, während der Neuankömmling an der Marktsäule zurückblieb. Vorsichtig folgte Nikolaus. Jetzt war er der Verfolger und nicht immer nur der Verfolgte. Es ging in die Dietrichstraße, wo es eine ganze Reihe von Eisenhändlern gab. Nach kurzem Weg bogen sie in eine kleine Werkstatt und waren verschwunden. Nikolaus schlich langsam näher und tat so, als betrachtete er die Auslagen eines Feilenmachers. Schon nach wenigen Augenblicken waren die Burschen wieder da und gingen sofort zum nächsten Handwerker, einem Topfmacher. Doch hier kamen sie nicht so schnell wieder heraus.
    Langsam näherte sich Nikolaus dem Haus. Von der anderen Straßenseite aus schaute er durch die offene Tür in die Werkstatt. Doch er konnte niemanden sehen. Wie zufällig schlenderte er hinüber, um einen besseren Blick zu haben, aber schnell wurde klar: Der Arbeitsraum war leer. Werkzeuge und Töpfe in allen möglichen Größen lagen auf den Werkbänken herum, es war jedoch niemand da, der arbeitete. Aus einem der hinteren Zimmer waren Stimmen zu hören – keine normale Unterhaltung, sondern mehrere zornige Männerstimmen und eine flehentlich, ja geradezu verzweifelt klingende Frau. Nikolaus atmete tief durch und betrat die Werkstatt. Auf Zehenspitzen pirschte er sich an die Tür heran, die zu den Wohnräumen führte. Ganz vorsichtig lugte er hinein. Erst konnte er

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