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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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gar nicht glauben, was er dort sah.
    Einer der jungen Männer hielt einen älteren, offensichtlich den Topfmacher, von hinten fest, während der andere Bursche ihm immer wieder Ohrfeigen verpasste und ihn unflätig anschnauzte. Eine grauhaarige Frau stand daneben, hatte ihre gefalteten Hände bittend erhoben und flehte um Gnade. Wieder und wieder rief sie verzweifelt: »Bitte, wir haben kein Geld, wir können nicht bezahlen. Bitte glaubt uns, wir sind arm und alt und können nicht mehr so viel arbeiten wie früher!« Doch wie eine lästige Fliege wurde sie von den Burschen zur Seite gestoßen.
    »Habt doch Erbarmen, Ihr Herren!«, rief sie und fiel auf die Knie. »Wir tun alles, was Ihr verlangt, aber lasst meinen Mann am Leben.«
    »Du alte Hexe!«, knurrte der Schläger. »Ich weiß ganz genau, wie viel ihr beide verkauft. Wir lassen uns nicht so einfach übers Ohr hauen. Wir verlangen unseren Anteil! Wir haben dich und deinen Alten gewarnt. Wenn ihr nicht zahlen könnt, brech‘ ich einem von euch den Arm. Du kannst es dir aussuchen: deinen Arm oder den von deinem Alten.«
    Der Handwerker konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Wenn ihn der zweite Bursche losgelassen hätte, wäre er sofort zu Boden gegangen. »Bitte tut meiner Lisa nichts!«
    »Schnauze!«, schrie der grimmige Jüngling und schlug wieder zu.
    »Nein, nein!«, rief die Frau. »Ich nehme es auf mich! Wenn Ihr meinem Mann etwas antut, kann er gar nicht mehr arbeiten.«
    Jetzt konnte sich Nikolaus nicht mehr zurückhalten. Er stellte sich mitten in die Tür und fragte laut: »Was geht hier vor?«
    Augenblicklich war Ruhe, und vier überraschte Gesichter drehten sich ihm zu. Der junge Bursche, der den Handwerker hielt, hatte sich als Erster gefangen: »Was willst du denn?«
    »Ich will, dass ihr zwei Rabauken die Herrschaften in Ruhe lasst.«
    »Was?«, schrie er. »Dir hat die Sonne wohl den Verstand verbrannt.«
    Die beiden Burschen sahen sich an und nickten kurz. »Den kaufen wir uns«, murmelten sie.
    Nikolaus hatte so etwas schon geahnt. Als die beiden das Handwerkerehepaar grob zur Seite stießen, nahm er seine Beine unter den Arm und rannte los. Fast wäre er mit einer fülligen Frau zusammengestoßen, die just in diesem Augenblick die Werkstatt betrat. Er konnte noch so gerade eben zwischen Türrahmen und ihrer massigen Gestalt hinausschlüpfen, aber die beiden Verfolger prallten genau mit ihr zusammen. So kugelten plötzlich drei Gestalten laut schreiend auf die Dietrichstraße. Diejenigen, die gerade die Werkstatt passierten, verstanden nicht, was hier vor sich ging, und blickten völlig verblüfft auf die am Boden liegende Gruppe. So bekam der junge Jurist einen ausreichenden Vorsprung. Als er sah, dass sich die beiden Räuber aufrappelten, um ihn wild fluchend zu verfolgen, war er schon fast am Marktplatz. Sein Ziel war die Domstadt. Am Tor gab es immer ein, zwei Wachen, die ihm helfen konnten, die Halunken zu ergreifen und einzusperren.
    Gerade als Nikolaus auf Höhe der Marktsäule war, an der der dritte Bursche noch immer lehnte, erreichten seine Komplizen den Platz. Sofort schrien sie zu ihrem Kumpan herüber, sich Nikolaus zu schnappen. Augenblicklich hatte der also einen neuen Verfolger. Einen, der sehr schnell laufen konnte und ihn in wenigen Sekunden erwischen würde. Der Bursche kam immer näher. Nikolaus schnaufte wie wild, dass seine Lungen schon schmerzten. Er mobilisierte seine letzten Kräfte. Gerade als er spürte, wie eine Hand nach seinem Kragen griff, rief er die Wachen am Tor um Hilfe.
    Die Soldaten mussten nicht lange überlegen. Gleich vier Mann preschten vor und nahmen die beiden heranstürmenden Männer in Empfang. Geübte Hände ergriffen die Läufer und warfen sie zu Boden. Als man Nikolaus erkannte, ließ man ihn wieder los, aber der Gauner wurde gnadenlos in den Staub gedrückt. Nikolaus wies auf seine beiden anderen Verfolger, die mitten auf dem Marktplatz stehen geblieben waren, als ihr Freund gefangen genommen worden war, und gab Befehl, auch sie zu ergreifen. Ohne weitere Fragen zu stellen, stürmten einige Soldaten den nun Fliehenden hinterher. Die Jagd ging in Richtung Fleischstraße. Nach wenigen Augenblicken waren die Männer hinter einer Hausecke verschwunden.
    Nikolaus konnte sich nun wieder dem Gefangenen zuwenden, der noch immer am Boden lag. Seine Hände waren inzwischen auf dem Rücken gebunden. Er versuchte sich zu wehren, hatte gegen die erfahrenen Wachen aber keine Chance. Nach und nach

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