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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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stotterte er. »Ich schwör’s!«
    Der junge Mann lächelte. »Ich glaube Euch das schon.«
    Jemand hatte die Flasche hier zurückgelassen. Nikolaus untersuchte sie genauer. Es war tatsächlich Branntwein darin, mindestens noch halb voll. Auch sie stand noch nicht lange hier.
    »Trinkt hier jemand?«
    Ulrich Trips schaute ganz verdattert. »Bitte glaubt mir. Doch nicht in Gottes Haus! Das würde ich niemals wagen.«
    Nikolaus nickte. »Ich glaube Euch. Ganz bestimmt. Aber vielleicht einer von den Arbeitern?«
    »Betrunken? Hier auf dem Dach? Das kann ich mir kaum vorstellen. Das wäre doch Selbstmord! Wie schnell kann man mit einem benebelten Blick danebentreten und ...« Unvermittelt schlug er seine Hände vors Gesicht. »Ihr denkt doch nicht etwa ...?«
    »Habt Ihr denn schon einmal bemerkt, ob der Meister Albrecht angetrunken war?«
    Der Priester schaute verlegen zur Seite. Die offene, ehrliche aber auch grausame Wahrheit kämpfte gerade gegen die zurückhaltende Rücksicht, nichts Negatives über einen Toten zu sagen. Schließlich antwortete Trips: »Ja, der arme Meister hatte wohl ein Problem. Morgens machte er immer den Eindruck, als wäre er verkatert, und spätestens am Nachmittag saß er in einer der Schänken.«
    »Und zwischendurch?«
    »Ich dachte immer, er wäre so klug und verkniff sich bei der Arbeit den Griff zur Flasche. Tja, wie leicht man sich irren kann.«
    Gerade als Nikolaus die Flasche auf den Holzstapel gestellt hatte, fielen ihm einige Holzspäne auf, die in der Kammer nahe der Tür lagen. Er hob die Stückchen auf. Sie waren mit einem Messer irgendwo abgeschabt worden. Einem plötzlichen Gedanken folgend schloss er die Tür von innen. Auf Augenhöhe befand sich ein Astloch. Nikolaus untersuchte es etwas genauer. Es war mit einem scharfen Werkzeug vergrößert worden, sodass man besser hindurchsehen konnte. Er konnte nun die Treppe und das Fenster gut erkennen.
    Hatte hier jemand gewartet? Das Guckloch und die Fußabdrücke ließen es vermuten. War es die Gestalt mit der Gugel gewesen, die gestern nach dem Sturz hinausgeschaut hatte? Oder hatte sich jemand nur die Kopfbedeckung übergestülpt, um nicht sofort erkannt zu werden? Möglicherweise war die Branntweinflasche nur ein Zufall. Irgendjemand hatte das Versteck für den Schnaps genutzt, um sich selbst zu verbergen. Wer war hier drinnen gewesen? Hatte derjenige den Sturz gesehen? Dann konnte er auch sagen, ob es Mord, Selbstmord oder nur ein Unfall war. Oder hatte hier der Mörder auf sein Opfer gelauert?
    Nikolaus wandte sich wieder an den Priester: »Ihr sagtet gestern, ein betrunkener Bettler hätte in der Kirche gesessen. Hatte der eine Flasche bei sich?«
    »Puh. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ist es denn wichtig?«
    »Ich sah gestern auch einen Bettler mit einer breiten Narbe im Gesicht. Genau hier vor St. Gangolf.«
    Trips lächelte vergnügt. »Ach, das war nur der Eberhard. Den sieht man andauernd hier herumschleichen. Der ist ganz harmlos. Ein freundlicher und netter Mann, kommt aber nie herein. Den hätte ich sofort erkannt.«
    Nikolaus beließ es erst einmal dabei und bat den Priester, ihn nun zu den Arbeitern zu führen. Wer weiß, wie lange Meuren Grimbach noch aufhalten konnte. Unter dem Dach ging es über einige Bohlen zum anderen Ende des Baus. Es war fast stockdunkel, und man musste genau aufpassen, wohin man trat. Überall lagen einzelne Latten, alte Stühle, irgendwelche Kisten und andere ausrangierte Möbel. Es war ein idealer Ort, um sich zu verstecken. Nur durch ein paar kleine Öffnungen drangen einige Lichtstrahlen. Beim Näherkommen hörte man das Hämmern und Schlagen der Handwerker. Nikolaus bedankte sich, und Trips machte sich wieder auf den Rückweg nach unten.
    Die Arbeiter hatten das Dach geöffnet und ersetzten alte, morsche Balken gegen neue. Sie erkannten ihren Helfer von gestern sofort und bedankten sich nochmals überschwänglich.
    Nikolaus erklärte sein Anliegen und kam schnell zur Sache: »Habt Ihr vor dem Sturz des Meisters etwas Auffälliges beobachten können?«
    Die beiden überlegten einen Moment, sahen sich kurz an und zuckten dann mit den Schultern. Der eine antwortete: »Nichts.«
    »Habt Ihr jemanden außer den Meistern gesehen?«
    »Nein.«
    »Gab es gestern Streit zwischen Herrmann Albrecht und Adam Grimbach?«
    Die beiden drucksten herum. Keiner wollte so recht damit herauskommen. Erst als Nikolaus versicherte, dass dieses Gespräch unter ihnen bleiben würde,

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