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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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winkte ab. Ein heißer Tee würde mir erst einmal genügen, eine Wärmflasche und ein kuscheliges Sofa, vielleicht eine blödsinnige Fernsehsendung dazu. Etwas, das mir half, abzuschalten.
    »Sag mal, wenn das jetzt noch mal dein Kommissar ist, kann er was erleben«, schnaubte Juliane.
    Ich wandte verwundert den Kopf. Sie hielt mein Handy in der Hand. Ich hatte es nicht klingeln hören, nahm es ihr ab und drückte auf die grüne Taste.
    »Laverde?«
    »Kea … ko… Gina … weg! Jenny … Telefe… Tefolo… fon!«
    »Andy?«, fragte ich und stellte den Lautsprecher an.
    »Ja … Gina … Telefolon … folon … sofort Jenny!«
    Ich verstand zwar nicht, was er mir sagen wollte, aber ich hörte die Panik in seiner Stimme, und ich sah Julianes Gesicht an, dass sie dasselbe dachte wie ich.
    »Ich komme, Andy«, sagte ich. »In einer knappen Stunde bin ich bei Ihnen.« Das war’s dann mit meinem Fernsehfilm.
    »Der Mann ist völlig fertig«, bemerkte Juliane, als ich den Motor wieder anließ. Das schätzte ich an ihr. Sie setzte Prioritäten. Hackte nicht auf mir herum, weil ich mit meinem Husten und dem geschwollenen Hals durch die Nacht geistern wollte. »Soll ich fahren?«, fragte sie nur.
    »Schon gut. Ich bin o. k.«

68.
    »Nero?« Es war Jassmund. »Arbeitest du noch?«
    »Ja.« Keller wischte sich die Stirn. »Und du?«
    »Morgen ist Samstag. Ich hänge im Internet und schaue mir Rechner an. Suche einen bezahlbaren als Weihnachtsgeschenk für Philipp.«
    Jäh durchflutete Nero das schlechte Gewissen. Er hatte Jassmund versprochen, nach einem brauchbaren Computer für seinen Sohn Ausschau zu halten.
    »Nebenbei habe ich versucht, Schöll zu erreichen«, fuhr Jassmund fort. »Wegen des Fotos von Lehr. Du weißt schon.«
    »Ja.« Nero, der noch kein eigenes Büro hatte, hockte im Besprechungszimmer und sortierte seine Notizblätter.
    »Im Piranha haben sie mir gesagt, er sei krank.«
    »Was?«
    »Er hat angerufen, nachdem der Club schon geöffnet hatte, und sich entschuldigt. Sie haben in aller Eile einen Ersatz organisiert.«
    »Geht das denn?« Nero dachte an die sehr speziellen Drinks, die im Piranha geschüttelt und gerührt wurden. Ihm fiel ein, dass bisher niemand vom LKA mit Kea gesprochen hatte. Immerhin war sie kurz vor dem Mord noch bei Andy gewesen. Irgendwie war das untergegangen.
    »Ich habe bei ihm zu Hause angerufen. Mehrmals«, machte Jassmund weiter. »Aber er ging nicht an den Apparat. Auch nicht an sein Handy.«
    »Wenn er krank ist …«
    »Ich habe noch mal im Piranha angerufen. Karl Schöll war noch nie krank, seit er dort arbeitet. Er kommt sogar mit Schnupfen und Husten, schluckt Medizin und hält durch. Er hat nie gefehlt!«
    Nero überlegte fieberhaft.
    »Gestern hat er bei Ke… Frau Laverde die Handwerker ins Haus gelassen, damit sie das zerstörte Fenster richteten.«
    Sie schwiegen beide.
    »Danke, dass du mich angerufen hast«, sagte Nero schließlich.
    »Wir bleiben in Verbindung«, bestätigte Jassmund, und Nero hörte die Wehmut in der Stimme seines alten Kollegen.

     

     

Samstag

69.
    In der Villa der Steinfelders herrschten arktische Temperaturen . Vielleicht lag es auch an meiner Erkältung, dass ich bibberte wie ein geschlagener Hund. Wir hockten auf Andys ledernem Wohnzimmersofa. Julianes Anwesenheit nahm er kaum zur Kenntnis. Die Minuten zogen sich in die Länge, während Andy völlig aufgelöst Bruchstücke seiner Geschichte hervorbrachte. Mein Kopf dröhnte. Wenigstens begriff ich, dass Andy und Gina sich gestritten hatten. Er hatte ihr die Filme gezeigt, und sie war ausgerastet. Aber die Sache mit dem Telefonat kapierte ich nicht. Andy mühte sich nach Kräften, uns zu erklären, was passiert war, dann stand er unvermittelt auf und hinkte hinaus. Ich hörte die Badezimmertür zuschlagen. Juliane wanderte im Zimmer auf und ab.
    »Sag mal, ist die Heizung ausgefallen?«, fragte ich halblaut. »Mir ist saukalt.«
    »Das ist doch klar wie Kloßbrühe«, sagte Juliane, ohne auf meine Frage einzugehen. »Der Mann am Telefon, der sich nach Jenny erkundigt hat, hat es auf sie abgesehen.«
    Ihr Gehirn war nicht mit Grippeviren verseucht, deshalb dachte sie effektiver als ich. Es konnte nicht schaden, wenn ich mich auf sie verließ.
    »Johannes Lehr, oder Jean, wie er sich den Mädchen vorgestellt hat, ist diesem Müller in die Quere gekommen. Müller räumte Lehr aus dem Weg. Aber Gina als Lehrs Komplizin ist noch da. Und wie kommt man der am besten bei? Über die

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