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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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plötzlich still im Haus. Wir hielten den Atem an. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Mister einen Schritt zurücktrat und sich gegen die Badezimmertür warf. Das Splittern mischte sich mit Sissis Weinen und Andys leisem Stöhnen. Und einem fröhlichen Klimpern, unverkennbar der Signalton meines Handys. › Il core vi dono‹.

77.
    Nero bremste. »Bereit?«, fragte er .
    Freiflug nickte. Sie griffen nach ihren Dienstwaffen.
    »Das ist Kea Laverdes Wagen.« Nero wies auf den Alfa.
    Sie gingen langsam auf die Steinfelder-Villa zu. Nero nahm überdeutlich das Knirschen des Schnees unter seinen Schuhsohlen wahr. Die wenigen Autos, die am Straßenrand geparkt waren, kamen ihm unter ihren weißen Schneedecken vor wie Hügelgräber.
    »Sieht ruhig aus«, bemerkte Freiflug.
    Das dunkle Haus beunruhigte Nero genauso wie die Tatsache, dass Kea nicht an ihr Handy ging. Aber sie musste hier sein.
    Freiflug justierte sein Headset. Sie nahmen verschiedene Wege. Freiflug würde sich von hinten der Villa nähern, Nero von der Straßenseite. Sein Herz schlug deutlich wahrnehmbar gegen seine Brust. Leben oder nicht leben, dachte er.
    Freiflug nahm Kontakt auf.
    »Ich stehe hinter der Hecke. Blick zur Terrasse ist frei. Im Haus ist Licht, vermutlich im Flur. Ein Fenster steht offen. Da führen Fußspuren weg. Quer durch den Garten.«
    »O. k.« Nero dachte fieberhaft nach. Sie hatten keine Zeit gehabt, sich einen Grundriss des Hauses zu besorgen. Er nahm an, dass die Villa geschnitten war wie die meisten anderen aus der Zeit. Späte 70er, mutmaßte er, und sagte leise in sein Mikrofon: »Wir warten.« Er sah sich um. Hoffte, dass Kea diejenige war, die fliehen konnte. Von irgendwoher meinte er, leises Knirschen gehört zu haben, Füße auf Schnee. Aber als er lauschend den Kopf hob, schien ihm die Stille vollkommen.

78.
    Mister stürmte das Badezimmer wie ein feindliches Kanonenboot .
    »Ausgeflogen, das Vögelchen!« Er schäumte vor Wut. Kam aus dem Bad und trat Andy in den Bauch. Noch einmal. Und noch einmal. »Krüppel!«, brüllte Mister. »Wo ist deine Göre!«
    »Sei leiser!« Der zweite Mann stand dicht neben mir. Er hielt mein Handy in der Hand und schaltete es aus. Der Hustenreiz erstickte mich fast, aber ich hielt still. Nur keine Aufmerksamkeit erregen. Schon gar nicht in einem Moment, wo die beiden Galgenstricke komplett unter Stress standen.
    »Was ist mit der Mutter?«, fragte Mister.
    »Kein Kontakt«, entgegnete Müllers Fahrer.
    Was hieß ›kein Kontakt‹? Gab es ein zweites Rollkommando, dass das Apartment in Thalkirchen auseinandernahm? War Gina gar nicht nach Thalkirchen geflüchtet, sondern anderswohin? Hatten Müllers Leute die Spur verloren? Mir lief die Nase. Mein Kopf fühlte sich sonderbar an. Als löse er sich allmählich von meinem Körper und schwebe frei in den Raum hinaus. Sissi hatte aufgehört zu weinen. Andy lag grotesk verkrümmt auf dem Boden, Juliane genauso krumm neben ihm. Eine Sekunde lang begegneten sich unsere Blicke. Ich hatte sie in den Schlamassel hineingezogen. Sie gehörte hier nicht hin. Das schlechte Gewissen schnürte mir die Kehle zu.
    »Du passt hier auf!«, bestimmte Mister. »Ich sehe mich draußen um.«
    Ich hoffte, Jenny wäre so schlau und würde laufen, was das Zeug hielt. Oder einen Nachbarn kennen, der sie aufnahm, bevor Mister das ganze Viertel abgraste. Schweiß rann mir übers Gesicht, als ich die Eingangstür klappen hörte. Jemand würgte. Ich sah hoch. Andy erbrach Blut auf den Teppichboden.

79.
    Nero wich in den Schatten der Hecke zurück , als ein Mann aus der Haustür trat. Er spürte den Unbekannten Witterung aufnehmen. Alle Sinne anspannen, so wie er es gerade selber tat. Der Mann setzte sich in Bewegung. Nero zog sich weiter zurück.
    »Vorsicht«, wisperte er in sein Mikro. »Mann aus der Haustür gekommen.«
    Der Mann ging bis zum Gartentor, stieß es auf und trat auf die Straße. Nero wartete. Nicht allzu weit weg kam ein Auto gefahren. Auch der Mann auf der Straße hörte es. Jetzt konnte Nero die Waffe sehen, die er in der Hand hielt. Im Schein der Straßenlaterne blitzte das Metall auf. Es war nur ein kurzer Reflex, der sich sofort verflüchtigte, als der Mann ein paar Schritte ging. Das Motorengeräusch erstarb eine Straße weiter. Ein Anwohner, der spät nach Hause kam. Nero biss sich auf die Lippen. Freiflugs Stimme schallte allzu laut in seinen Ohren: »Hier ist alles ruhig.«
    Nero beobachtete konzentriert den Mann auf der Straße. Er ging einige

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