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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Verkehrsmeldungen schienen Martina Hildebrand aus ihrer Redseligkeit gerissen zu haben. Schweigend steuerte sie den Wagen über die verschneiten Straßen. Ich fragte mich, wohin Müllers Limousine unterwegs war.
    »Wo soll ich Sie absetzen?«
    Ich starrte auf das Ortsschild. Rosenheim.
    »Am Bahnhof, geht das?«
    »Klar.«
    Wenig später stieg ich aus dem inzwischen mollig warmen Panda und bedankte mich artig bei meiner Chauffeuse.
    »Schon in Ordnung. Sehen Sie zu, dass Sie dort ankommen, wo sie hinwollen.« Sie winkte und fuhr davon.
    Ein weiser Rat. Ich betrat den Bahnhof. Feuchtigkeit und nervöse Erregung schlugen mir entgegen. Gestresste Menschen wuselten durch die Halle. Ich brauchte nur einen Blick auf die Abfahrtstafel zu werfen, um zu wissen, was mir bevorstand. Alle Züge nach München waren gestrichen.
    Ich boxte mich durch die Menge an nassen, frierenden und missmutigen Leuten zum Infoschalter. Ein Schwarm aufgebrachter Reisender drängte sich lärmend vor dem Pult. Ich bekam einen Ellenbogen in die Rippen. Dem Uniformierten hinter dem Schalter schlugen Zorn und Ungeduld entgegen.
    »Richtung Salzburg ist offen«, sagte er gerade. »Bitte begeben Sie sich zu den Bahnsteigen. Die Züge kommen verspätet, aber sie kommen. Moment.« Er presste ein Handy an sein Ohr.
    »München? Was ist mit München!«, schrie ich in der Hoffnung, die anderen zu übertönen.
    Der Mann hob die Hand, lauschte, nickte, legte das Handy weg und sagte:
    »Wir haben eine eingefrorene Weiche, abgerissene Oberleitungen und einen liegengebliebenen ICE. Bis auf weiteres ist die Strecke nach München nicht befahrbar.«
    Die Menge taumelte. Bevor der Tumult loswirbelte, zickzackte ich aus der Menschentraube und verließ den Bahnhof. Ein einsames Taxi stand mit laufendem Motor da. Ich rannte hin.
    »Zum nächstbesten Hotel!« Wenn ich richtig kalkulierte, würden sich in wenigen Minuten die meisten Pendler, die jetzt noch im Bahnhof auf bessere Zeiten hofften, nach einem Notquartier umsehen.
    »Kategorie?«
    »Egal!«
    Mir zitterten die Knie vor Müdigkeit. Ich sehnte mich danach, irgendwo anzukommen, und wenn es ein versifftes Kämmerchen in einem Puff war. Ein paar Minuten später hielt das Taxi vor einem vierstöckigen Gebäude. Ich gab dem Mann zehn Euro, winkte ab, als er mir rausgeben wollte, und stürmte das Hotel. Über dem Eingang stand ›Parkhotel‹.
    »Ein Einzelzimmer? Da haben Sie Glück. Ich kann Ihnen ein Doppelzimmer als Einzelzimmer geben …« Ich kritzelte meinen Namen und meine Adresse in das Meldeformular. Der Typ am Empfang salbaderte noch eine Weile, bevor er mir den Schlüssel reichte und sagte: »Dritter Stock, der Lift ist hier an der Seite, bitte.«
    Als ich in den Fahrstuhl trat, stürmte ein Trupp Aktenkofferträger die Lobby.

43.
    Mein Zimmer lag zum Park hin, von dem nur eine weiß verschneite, silbrig schimmernde Fläche zu sehen war. Nachdem ich das Heizkörperthermostat auf fünf gedreht hatte, nahm ich die Informationsmappen zur Hand. Die Preisangaben ignorierend, stellte ich meine Tasche ab, warf die Jacke über den nächstbesten Stuhl, streifte die Stiefel von den Füßen und schlüpfte aus den nassen Jeans, um sie über die Heizung zu hängen. Ich kroch ins Bett. Gedankenfetzen turnten durch mein Bewusstsein. Andy war nicht der Knackpunkt. Der lag bei Gina. Bei Gina und einem Typen, der Lehr hieß und ein Apartment in Thalkirchen hielt, wo Mädchen vom Typ Valeskas ein- und aushuschten. Ich angelte mein Handy aus der Tasche und rief bei Carlo an.
    »Schnullerbacke, dein Fenster ist repariert.«
    »Super, Carlo, danke!«
    »Heute ist mein freier Tag. Ich habe was gut bei dir.«
    »Klar doch«, sagte ich schwach. Keller musste sich täuschen. Carlo war eine Seele von Mensch. Jemand wie er wurde leicht ein Opfer übler Nachrede.
    »Wo steckst du?«
    »In Rosenheim, im Parkhotel Crombach. Ich hatte hier zu tun und hänge fest.«
    »Das Unwetter, ich weiß.«
    »Carlo – war irgendwas bei mir zu Hause los?«
    »Los?« Er schnaubte. »Wie meinst’n das!«
    »Mit den Gänsen alles in Ordnung?«
    »Die beiden sind lebenslustig wie immer. Ich habe ihnen frisches Wasser hingestellt, bei all dem Schnee kommen sie ja kaum zum Teich durch. Sag mal, gibt’s Probleme?«
    »Nein. Ich übernachte im Hotel. Morgen versuche ich, den ersten Zug nach München zu kriegen.«
    »Der Winter bleibt nicht. Das ist nur ein kurzes Aufbäumen.«
    Hoffentlich hat er recht, dachte ich, als ich mich überschwänglich

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