Schwein gehabt
völlig fasziniert am Keyboard herum und wartete vergeblich auf den Geist aus der Steckdose, der dem Keyboard Musik und ihm Verstand schenken würde.
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N achdem ich Stefan losgeworden war, machte ich mich auf die Suche nach Kleidungsstücken, in denen ich nicht wie ein Automechaniker, sondern wie ein Privatdetektiv aussah. Dies erwies sich als schwieriges Unterfangen, da mein Fahrrad bereits zwei Hosen und ein Hemd auf dem Gewissen hatte. Zum Glück fand ich eine schwarze Stoffhose, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte mit gelben Punkten; Relikte meiner Betriebswirttätigkeit, die lange nicht in den Genuss eines Bügeleisens gekommen waren. Na schön, Dr. Rudolph hatte in dieser Einöde keine so große Auswahl an Detektiven, dass er sich übertrieben hohe Ansprüche bezüglich der Garderobe erlauben konnte.
Ich kleidete mich an, kramte aus einer alten Holzkiste einen Haufen vergilbter Landkarten hervor und setzte mich auf einen Melkschemel, um mich dem Studium der Geografie des Münsterlandes zu widmen. »Mehr Freude beim Radwandern in Münster und Umgebung«, »Auf den Pfaden des Kiepenkerls«. Da ich nur gezwungenermaßen auf die Segnungen der Automobilindustrie verzichtete, klangen die Werbeslogans des Westfälischen Fremdenverkehrsvereins in meinen Ohren wie blanker Hohn.
Selbst bei einem Kartenmaßstab von eins zu zehntausend wirkten die Stätten meines neuen Betätigungsfeldes wie Fliegenschiss auf einer Wolkenkratzerfassade. Buldern , Böckinghausen , Dülmen. Mir tränten schon die Augen, bis ich einige Zentimeter von Buldern entfernt endlich eine Buchstabenkombination fand, die »Brücken« heißen konnte. Mich erwartete mindestens eine halbe Stunde Strampelei .
Als ich den Drahtesel aus dem Stall holte, verabschiedete sich Wilpert mit einem freundlichen Grunzen.
Zwar dauerte der mittägliche Trip durch Felder, Felder und nochmals Felder nur zwanzig Minuten, nichtsdestotrotz lief mir der Schweiß in Sturzbächen die Stirn herab, da es für Mitte April ungewöhnlich warm war.
Brücken war noch kleiner als Buldern. Als ich das Ortseingangsschild gerade hinter mir gelassen hatte, erblickte ich das Ausgangsschild. Das gesamte Dorf bestand aus zehn Häusern, die sich um einen Weg gruppierten, der sich »Hauptstraße« nannte.
In welchem der Häuser wohnte Dr. Rudolph? Ich steuerte auf das einzige Gebäude ohne Fachwerkschmuck zu. Es war weiß gestrichen. Mein Instinkt hatte mich nicht betrogen. Die hochmoderne Glasfliesentür zierte eine Tafel mit der Aufschrift »Dr. Gernot Rudolph — Arzt für Allgemeinmedizin — Sprechstunde: Mo, Di, Do, Fr 9-13 Uhr und 15-18 Uhr, Mittwoch 9-13 Uhr«.
Ich betätigte die Klingel. Noch bevor ich sie wieder losgelassen hatte, öffnete sich die Tür. Eine Frau in einem weißen Kittel, etwa einen Meter siebzig groß, um die fünfzig Jährchen auf dem Buckel und nach Desinfektionsmittel duftend, baute sich vor mir auf. Sie musste hinter dem Fenster gestanden und mich beobachtet haben.
»Mein Mann macht Mittagspause. Würden Sie bitte um fünfzehn Uhr wiederkommen ?«
»Ich bin kein Patient Ihres Mannes, zumindest noch nicht. Mein Name ist Nannen. Ihr Gatte hat ausrichten lassen, er hätte Arbeit für mich .«
Mein Gegenüber überlegte kurz, brachte dann aber den gewünschten Satz über die Lippen: »Kommen Sie bitte herein .«
Sie führte mich durch das Wartezimmer, das Sitzgelegenheiten für ein Dutzend Leute bot. Ein etwa achtzehnjähriges Mädchen saß über einen Stapel Papiere gebeugt. Wenn sie ihren Kopf bewegte, wehten die dunkelblau gefärbten Haare in alle Richtungen. Obwohl ich sonst nicht auf Metall im Gesicht stand, wirkte das Piercing an ihrer rechten Augenbraue irgendwie sexy. Als wir an ihrem Schreibpult vorbeidackelten , blickte sie auf und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
»Guten Tag«, begrüßte sie mich mit fester Stimme.
»Dito. Heute Abend schon was vor?« Schließlich musste ich mich in meinem neuen Umfeld sozialisieren.
»Sicher. Wir treffen uns auf dem Aldi-Parkplatz und testen Autos aus. Wenn Ihr Hightech-Teil« — sie wies grinsend durch das Fenster auf meine Rostlaube — »den Calibra meines Freundes aussticht, geh ich mit Ihnen ins Kino. Aber nur, wenn Sie zahlen.«
Bei der Dorfjugend schien ich nicht allzu hoch im Kurs zu stehen. Aber auf materiell fixierte Frauen stand ich sowieso nicht.
Frau Rudolph lächelte verschmitzt. »Claudia, jetzt bitte keine Anrufe durchstellen. Wir haben eine Geschäftsbesprechung .«
»Wird
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