Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
bereichern.

6

    A m nächsten Morgen bereitete ich Wilpert und den Kaninchen ein königliches Frühstück. Mit Hilfe von Stefan, den ich in der Dorfkneipe Zum Fröhlichen Landmann traf, transportierte ich auf einem Treckeranhänger Schweinemehl, das ich für fünfzig Euro erworben hatte. Unterwegs machten wir einen Abstecher zum Bahnhof und holten Keyboard und Verstärker ab, denn gestern hatte ich keine Lust mehr gehabt, die Teile auch noch nach Hause zu schleppen.
    Was ich mit dem Krempel wollte, war mir eigentlich unklar. Ohne Saft stellten die hochwertigen Produkte der japanischen Unterhaltungselektronik nur totes Kapital dar.
    Stefan erwies sich als patenter Kerl. Zwar lag sein Intelligenzquotient kaum höher als fünf, aber er war hilfsbereit und hatte immer gute Laune. Bauer Steinmann beschäftigte ihn als Knecht, denn selbst hier war es schwierig, Arbeiter zu finden, die einen Fünfzehnstunden tag für den Bruchteil des Mindestlohns auf sich nahmen.
    »Du tun mit Wilpert reden ?« , fragte er mich.
    Wir hatten Wilperts Gehege ausgemistet und saßen bei einer Tasse Instantkaffee und einer Zigarette am Küchentisch. Zwecks Kaffeezubereitung hatte ich den Kohleofen angeschmissen, nachdem ich im Keller ausreichend Anmachholz und Kohlen für die nächsten zwei Dekaden gefunden hatte.
    »Stefan, grundsätzlich bin ich ein kommunikativer Typ. Das hat jedoch seine Grenzen. Wenn ich anfangen würde, mit einer Sau zu reden, könnte ich gleich meinen Verstand gegen Stroh eintauschen .«
    »Wenn du lieb sein tust zu Wilpert, du bekommst schön lecker Fleisch .«
    »Ich will und darf die Sau gar nicht schlachten .«
    Ich inhalierte den Rauch der Camel. So weit war es nach drei Tagen Güllegestank gekommen; ich unterhielt mich mit einem Riesenbaby auf der Entwicklungsstufe eines Dreijährigen über den Nutzen davon, mit einem noch dümmeren Schwein zu reden.
    »Oh, da haben sich zwei gesucht und gefunden .«
    Karin Schumann stand grinsend im Türrahmen.
    »Was sagt Ihnen die Zahl dreihundertvierzig? Sind das die dreihundertvierzig Minuten, die Sie hier überflüssig sind, oder sind das die dreihundertvierzig Grashalme, die Sie bis jetzt gezählt haben, um der Monotonie der Arbeitslosigkeit zu entrinnen?«
    »Könnten Sie sich noch etwas gedulden? Ich erwarte in Kürze einen monetären Transfer«, bat ich um Aufschub, doch innerlich dachte ich: >Nein, das sind die dreihundertvierzig Cent, die Ihre komplette Garderobe gekostet haben muss, oder die dreihundertvierzig Klagen, die wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses gegen Sie eingereicht werden.< Tatsächlich toppte die Kombination aus grüner Strickjacke und blauer Cordhose so ziemlich alles, was ich bisher an Geschmacksverirrung gesehen hatte. Zum Glück wusste ich, was druntersteckte .
    »Ich gebe Ihnen eine Woche. Wahrscheinlich kann ich das Geld sowieso in den Wind schreiben. Ach, noch etwas: Dr. Rudolph aus Brücken hat angerufen. Sie sollen im Laufe des Tages bei ihm vorbeikommen, er hätte eventuell Arbeit für Sie. Bestimmt Rasenmähen oder Abflüsse reinigen«, grinste sie hämisch.
    Meine Gesichtszüge erhellten sich augenblicklich. »Na, das ist ja mal eine erfreuliche Neuigkeit. Habe ich es nicht gesagt? Sie können der örtlichen Sparkasse schon mal mitteilen, dass in den nächsten Tagen eine Kontobewegung stattfinden wird .«
    Karin setzte ein gequältes Lächeln auf.
    »Was will Dr. Rudolph von Ihnen ?«
    »Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mein Handy aufgeladen haben. Anders kann ich es mir nämlich nicht erklären, dass Sie einen Anruf auf meinem Handy entgegengenommen haben .«
    Dass Karin einfach an mein Mobiltelefon gegangen war, war ihr merklich peinlich. Endlich hatte ich sie mal in der Defensive.
    Sie griff in ihre Tasche und legte Telefon und Kabel auf den Tisch. »Bitte schön. Frisch gewaschen und voll getankt. Sagen Sie mir jetzt, was Sie mit Dr. Rudolph zu tun haben ?«
    »Sie sagten es bereits: Rasenmähen .«
    »Warum arbeiten Sie nicht als Knecht bei mir? Ich könnte gut jemanden gebrauchen, der anpacken kann. Ich weiß, das trifft auf Sie nicht zu. Aber spätestens in einem Jahr haben selbst Sie Ihre Schulden abgearbeitet .«
    »Der Gentleman lehnt dankend ab. Auf Wiedersehen.«
    Ich merkte, dass Karin vor Neugier fast platzte, aber sie biss sich auf die schönen Lippen. Nach einigen Sekunden der Unschlüssigkeit verließ sie uns zögerlich, aber ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    Währenddessen spielte Stefan

Weitere Kostenlose Bücher