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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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berichtet, dass Barbara in den letzten Wochen freitags immer völlig kaputt war. War vielleicht doch etwas anderes als die Disko für ihren Energieschwund zuständig gewesen? Stegemann hatte erzählt, dass Kofler zu den Satansbeschwörern gehörte. Warum sollte seine Freundin nicht auch eine Teufelsanbeterin sein? Vielleicht war es ja das Ziel des Vereins, seine Mitglieder zu erstechen.
    Das führte zu weit. Ich durfte mich nicht in wilden Spekulationen ergehen.
    Sechs Zigaretten und drei Tassen Kaffee später hatte ich das weitere Vorgehen festgelegt: Zuerst musste ich das Geheimnis der Kassette lüften, als Zweites die Alibis von Kofler und Zollner-Knittel durchleuchten und drittens die Telefonnummer überprüfen.

17

    E s war sieben Uhr, als mich der Wecker mit dem Getöse der Trompeten von Jericho an mein Tageswerk rief. Ich schlang einen Teller Kornflakes hinunter. Etwas anderes hatte mein Vorratsschrank momentan nicht zu bieten.
    Der Grund für die Eile war die Befürchtung, im allmorgendlichen Berufsverkehr stecken zu bleiben. Wenn ich zu spät bei Gandalf — diesen Spitznamen verdankte Hannes seiner Vorliebe für Rollenspiele im Fantasymilieu — auftauchte, würde er auf Achse sein und aufgeschwemmten Matronen die Fernsehkanäle einstellen.
    Nachdem ich Wilpert und den Kaninchen die tägliche Ration an Kohlehydraten und Ballaststoffen zugeteilt hatte, brauste ich los. Im Radio erklärte ein Pfarrer, dass man in sich gehen und Buße tun solle. Das erinnerte mich daran, Grabowski einen Besuch abzustatten und ihn für seinen Kameradendiebstahl mit einer Kiste Bier büßen zu lassen. Damit hatte die christliche Erbauung ihren Dienst getan. Ich wählte einen anderen Sender und lauschte fortan belanglosem Popgedudel.
    Einen Kilometer vor der Autobahnauffahrt erblickte ich am Straßenrand eine vertraute Gestalt. Ich bremste ab und öffnete die Beifahrertür.
    »Was liegt an, Meister der Rhetorik ?«
    Stefan grinste. »Langweilen tu ich mich. Was machst du denn? Auto spazieren fahren ?«
    Plötzlich kam mir eine Idee. Grabowski würde sich nicht trauen, die Zahlung seiner Schulden zu verweigern, wenn ich einen Dorf-Rambo wie Stefan im Schlepptau hatte.
    »Hast du Lust auf einen Trip in die abenteuerliche Welt der Großstadt? Ich muss nach Essen gondeln und könnte etwas Unterhaltung brauchen. Also?«
    Stefan fand den Vorschlag akzeptabel und stieg ein. Auf der Fahrt durch die Münsterländer Idylle gingen uns die Gesprächsthemen aus. Stefans Erfahrungshorizont beschränkte sich auf Kühemelken , Stallausmisten und Heueinfahren. Über diese Themen hatte ich mir bisher nicht übertrieben viele Gedanken gemacht.
    Endlich erreichten wir Essen. Gandalfs Wirkungskreis befand sich in Katernberg , einem Stadtteil mit ganzjährigem Smog. Das Geschäft lag auf einem Hinterhof, den nur Eingeweihte finden konnten. Das hatte seinen Grund: Der Eigentümer Adalbert »Ali« Strutzmann unterhielt mit dem An- und Verkauf gestohlener Autoradios ein lukratives Nebengeschäft. Daher scheuten viele seiner Lieferanten und Kunden die Öffentlichkeit.
    Ich sagte Stefan, er möge auf mich warten, trottete die Treppe zum Laden hinunter und betätigte die Glocke Kurz darauf öffnete sich die Tür und Alis Wampe füllte den Eingang aus. Er schien mich nicht zu erkennen.
    »Wenn Sie einen neuen Fernseher wollen, sind Sie hier richtig, junger Mann. Adalbert Strutzmann verkauft hervorragende Qualität. Zu Dumpingpreisen, versteht sich .«
    Strutzmann walzte langsam ins Ladeninnere. An allen Geräten, nach deren Herkunft man nicht fragen durfte, hingen Schilder mit dem Hinweis »Sonderangebot«.
    »Was darf es sein ?« Ein schmieriges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
    »Mensch Ali. Du wirst doch noch einen Kollegen erkennen ?«
    Uns als Kollegen zu bezeichnen war grenzenlos übertrieben. Strutzmann hatte mir vor zwei Jahren angeboten, seine Steuererklärungen zu frisieren. Da es aber nur eine Frage der Zeit war, bis seine Hehlereien auffliegen würden, hatte ich abgelehnt. Das hatte er mir übelgenommen. Falls ich plaudern würde, bekäme ich Besuch von seinen Freunden. Weil er gute Verbindungen zur rechtsradikalen Szene unterhielt, nahm ich Alis Drohungen lieber ernst.
    Mittlerweile war der Groschen gefallen. »Sieh einer an. Der Herr Nannen. Wenn du einen Job willst, muss ich dich enttäuschen. Es gibt genug Leute, die gutes Geld zu schätzen wissen und sich nicht darum kümmern, woher es kommt .«
    »Lassen wir die alten

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