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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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unschuldig.
    »Nannen. Machen Sie mir nichts vor. In den letzten Tagen sind zwei Schüler getötet worden. Bei unseren Ermittlungen stellen wir fest, dass Sie bei allen von uns befragten Personen bereits gewesen sind. Ferner hat Herr Zollner erzählt, dass Sie Privatdetektiv und keineswegs Herrn Rudolphs Neffe sind, wie Sie angegeben haben. Dann der Einbruch heute Nacht. Wer die kriminelle Energie besitzt, einen Polizeibeamten anzulügen, ist auch zu weiteren Verstößen gegen unsere demokratisch-freiheitliche Staatsordnung fähig. Nach Ihrem Alibi frage ich gar nicht erst. Sie lagen unzweifelhaft im Bett und niemand hat Sie dabei gesehen .«
    »Zufällig liegen Sie mit Ihrer letzten Annahme richtig. Allerdings nur zur Hälfte. Fragen Sie Ihre Gattin .«
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass Reicherts Gesicht aufgrund meiner Bemerkung zur Farbe eines im Topf siedenden Krebses anlaufen und er so was sagen würde wie: »Damit sind Sie zu weit gegangen .« Stattdessen sagte er schlicht: »Ich hoffe, Sie sind mit einer Hausdurchsuchung einverstanden ?«
    »Aber klar doch. Zeigen Sie mir die richterliche Anordnung und Sie können loslegen .« Ich musste dringend wieder Oberwasser kriegen.
    »Die ist unterwegs. Nichtsdestotrotz wäre es zu Ihrem eigenen Besten, wenn Sie mir sofort einen Blick in Ihre Räumlichkeiten gewähren würden .«
    »Ich bleibe dabei: Ohne Durchsuchungsbefehl keine Durchsuchung .«
    Reichert kratzte sich am Schnäuzer. »Wenn Sie es drauf anlegen: Ich stelle fest, dass sich der dringende Tatverdacht erhärtet hat. Daher muss ich Sie bitten, mir zur Wache zu folgen. Schau’n wir doch mal, wie lange Ihre großkotzige Art dort noch Bestand hat .«
    Auf der Fahrt nach Dülmen gab er keinen Ton von sich, wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Im Polizeirevier führte er mich in sein Büro.
    »Warten Sie einen Moment .«
    Reichert verließ das Zimmer. Ich steckte mir eine Camel in den Mund und wartete und wartete. Wie es aussah, wollte er mich mürbe machen. Als ich mit den Büroklammern auf seinem Schreibtisch per du war, kam er zurück.
    »War auf der Toilette. Mit leerer Blase redet sich’s leichter. Ich möchte Sie bitten, nicht zu rauchen. Nikotin ist ein Nervengift und meine Nerven sind ohnehin überreizt .«
    Er wartete auf eine Antwort. Als die ausblieb, setzte er sich.
    »Also gut. Sie spielen den großen Schweiger. Das wird Ihnen aber nichts nützen. Ich habe in diesem Jahr eine miese Aufklärungsrate und die Beförderungen stehen an. Ich habe nicht die geringste Lust, bis zur Pensionierung mit tausendsiebenhundert Euro Nettogehalt auszukommen. Ich weiß, dass Sie bei uns eingebrochen sind. Sie wiederum wissen, dass ich ohne handfeste Beweise keinen Durchsuchungsbefehl für Ihr Drecksloch bekomme .«
    »Interessante Ausführungen.«
    »Ihnen wird gleich das Lachen vergehen. Normalerweise sind wir hier zu dritt. Der alte Lübbers hat jedoch einen Krankenschein und der Chef ist unterwegs. Sollten Sie also einen kleinen Unfall haben, gibt es keinerlei Zeugen .«
    Eine dermaßen unverblümte Drohung hatte ich ihm nicht zugetraut. Ich befand mich in einer Zwickmühle. Würde ich den Diebstahl gestehen, konnte ich für einige Jahre Urlaub auf Staatskosten genießen; schwieg ich, würde ich Bekanntschaft mit Reicherts Fäusten machen, die meinen definitiv überlegen waren. Außerdem war ich von Natur aus gegen Gewalt.
    »Soweit ich mich erinnere, habe ich das Recht, die Aussage zu verweigern. Davon mache ich mit aller Nachdrücklichkeit Gebrauch. Ferner will ich unverzüglich einen Anwalt sprechen .«
    Reichert erhob sich und kam auf mich zu.
    »Welche Rechte ein Drecksschnüffler wie du hat, entscheide ich. Ich sagte unmissverständlich, dass ich ein Geständnis will. Das unterschreibst du. Es war keine Rede davon, dass du das Maul aufreißen sollst .«
    Reichert baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Sein Atem stank nach Zwiebeln.
    »Einen Moment. Wir wollen doch jetzt nicht in primitive Barbarismen verfallen .«
    Reichert zerrte mich vom Sessel.
    »Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor. Ich...«
    Eine Welle unermesslichen Schmerzes bewegte sich vom Unterleib zum Kopf, kehrte zurück und verteilte sich gleichmäßig auf den gesamten Körper. Reichert hatte mir mitten in die Manneswürde getreten. Unglücklicherweise beließ er es nicht dabei. Rechts und links, links und rechts trafen mich Ohrfeigen und Faustschläge. Ich knallte auf den Fußboden, unfähig zur Gegenwehr. Ein paar

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