Schwein gehabt
Raucherecke .« Sie deutete mit dem Zeigefinger auf eine Gruppe von Leuten, die in ihrer gemeinsamen Rauchwolke eingehüllt waren.
Ich ließ sie stehen und kämpfte mich durch die Nebelwand.
»Guten Tag, Herr Stegemann. Zeit für ein kurzes Gespräch?«
Andreas schaute mich verdutzt an. Ich zog ihn aus der Lungenkrebskolonie.
»Hier kann ich schlecht reden .«
»Wann können wir uns treffen ?«
»Wie wär’s mit heute Nachmittag um vier ?«
»Abgemacht. Im Café vom Samstag?«
»Einverstanden.«
Sofort war er wieder im Dunstschleier verschwunden. Ich steckte mir ebenfalls eine Zigarette an und machte mich davon. Im Gebäude wurde ich vom Hausmeister darauf hingewiesen, dass dort das Rauchen verboten war. Ich warf die Zigarette auf den Boden, zermalmte sie mit dem Absatz und verließ die Stätte des Wissens.
Zu Hause haute ich mich aufs Ohr. Wenn ich schon morgens nicht schlafen konnte, klappte es vielleicht um diese Zeit. Tat es nicht. Eine Stunde wälzte ich mich vergeblich im Bett herum. Gegen zwei verließ ich die zerwühlte Schlafstätte, feuerte den Ofen an und brühte einen Kaffee auf, in dem der Löffel stecken blieb. Beim Genuss der schwarzen Suppe ging ich noch einmal die Polizeiprotokolle durch, entdeckte aber nichts Neues. Endlich hatte sich der Minutenzeiger auf der Uhr so weit vorgearbeitet, dass ich aufbrechen konnte.
Als ich das Café betrat, saß Andreas bereits an einem Tisch. Wir waren die einzigen Gäste. Stegemann hatte ein Mineralwasser vor sich stehen, ich orderte einen Espresso.
»Du lieber Himmel, was ist denn mit deinem Gesicht passiert ?«
»Nicht der Rede wert. Mich hat eine Kuh getreten, als ich ihr Milch abzapfen wollte. Kommen wir zur Sache. Was hat sich gestern Abend ereignet? Das ist zwar dein Teil der Story, aber ich muss mich mit dir abstimmen, damit wir doppelte Recherchen vermeiden .«
»Ich hatte bisher noch keine Zeit, an der Reportage zu arbeiten .«
»Nicht tragisch. Erzähl einfach, was vorgefallen ist .«
»Heiner hat mich abgeholt und wir sind zu einer Scheune gefahren. Ich hab gar nicht bemerkt, dass du hinter uns warst .«
»So muss es auch sein. Was geschah danach ?«
»Wir sind in die Scheune gegangen. In einem Vorraum musste ich mich bis auf die Unterhose ausziehen und eine schwarze Kutte umhängen. Dann haben wir die eigentliche Halle betreten. Das war vielleicht unheimlich, kann ich dir sagen. Die Wände waren pechschwarz, der Boden auch, eigentlich war alles schwarz. Die einzige Lichtquelle bildeten etwa dreißig Kerzen. Die Mitglieder, die wie ich eine Kutte trugen, saßen im Kreis und starrten mich an.
Keiner hat gegrüßt, obwohl ich die meisten aus der Schule kenne. Ich selbst hab auch keinen Ton rausgekriegt .«
»Kannst du mir ein paar Namen nennen ?«
»Na klar. Heiner Bombeck natürlich, dann Frank Dohlen, Markus Relinghaus, Torsten Heinze, Jochen Thomzik , Bernhard Rüter und Benedikt Weimann. Außerdem waren drei Mädchen und ein Junge dabei, die ich nicht kannte .«
Ich notierte die Namen auf einer Getränkekarte.
»Sonst keiner?«
»Außer mir waren zwölf Leute da. Ach ja, den Boss hab ich vergessen, aber er hatte eine Kapuze über dem Kopf. An der Stimme konnte ich ihn auch nicht erkennen, er hat irgendwie so dumpf gesprochen. Er saß auf einer Art Thron, die anderen hockten auf dem Boden. Der Typ hat mir befohlen, ebenfalls Platz zu nehmen, was ich ohne Widerrede tat. Plötzlich senkten alle den Kopf. Dann ertönte die grässlichste Musik, die ich je gehört habe. Die war nicht nur schlecht, sondern auch noch ultralaut .«
»Das hat man bis draußen gehört. Black Metal .«
»Nach dem Lied herrschte wieder völlige Stille. Die anderen glotzten immer noch den Boden an. Der Boss hat mit dem Finger auf mich gezeigt und gefragt, wer ich bin und was ich will. Ich hab ihm meinen Namen gesagt und dass ich Mitglied werden will. Dann hat er mich gefragt, ob ich überzeugter Satanist bin und an die Schriften eines gewissen Crowley glaube. Kennst du den ?«
»Aleister Crowley . Das große Vorbild aller Teufelsbeschwörer. Die Meinungen über ihn sind geteilt. Viele sehen in ihm nur einen heroinsüchtigen Schwarzmagier und einen sexuell degenerierten Sadisten schlimmsten Ausmaßes. Andere halten ihn für den bedeutendsten Satanisten des Jahrhunderts .«
»Na großartig. Ich hab jedenfalls noch nie von ihm gehört, geschweige denn gelesen. Dem Boss hab ich natürlich gesagt, dass ich an Crowley glaube. Darauf meinte er, dass die Gruppe
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