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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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zu öffnen, ließ ein ohrenbetäubender Lärm die Erde beben. »In the name of Satan, we'll achieve our goal , with the blessings of Hades, we'll outlive our role .« Das war ein Song von Venom aus ihren frühen Tagen, In Nomine Satanas. Zu der Zeit, das musste so 81/82 gewesen sein, hatten die drei Jungs aus Newcastle noch richtig gute Musik gemacht.
    Plötzlich rüttelte jemand an der Innenseite der Scheunentür. Ich nahm die Beine in die Hand und versteckte mich hinter einem Auto. Eine schwarze Kutte trat ins Freie. Nachdem die Person ihre Kippe auf dem Boden ausgetreten hatte, blieb sie vor der Tür stehen. Wie es aussah, waren die Lauschversuche für den heutigen Abend beendet.
    Auf dem Rückweg nahm ich mir vor, diese geglückte Aktion schnell aus dem Gedächtnis zu streichen.

26

    A m nächsten Tag war ich bereits um acht Uhr unter den Lebenden. Ich hatte den Wecker am Vorabend nicht eingeschaltet, da ich hier ohnehin jeden Morgen um spätestens neun Uhr aufwachte. Bis vor genau neun Tagen — meiner Ankunft in Buldern — hatte ich nie die geringsten Probleme damit gehabt, bis mittags zu schlafen.
    Heute war das frühe Erwachen doppelt unangenehm, denn mein Kopf war nicht nur unausgeschlafen, sondern auch noch vollkommen leer. Die gestrige Verfolgung hätte ich mir sparen können. Okay, ich wusste jetzt, dass die Satanssekte existierte, aber außer einer Scheunenwand und einer schwarzen Kutte hatte ich nichts gesehen.
    Jetzt weiter über die Morde nachzudenken war zwecklos, denn ich war zu keinem vernünftigen Gedanken fähig. Vielleicht würde etwas körperliche Anstrengung den Geist beflügeln. Ich zog Arbeitsklamotten über, schlüpfte in Gummistiefel, krallte mir Schubkarre und Mistgabel und schuftete im Stall, um Wilpert ein sauberes Zuhause zu bereiten.
    Man müsste ein Schwein sein, was bei den enormen Fortschritten in der Gentechnik doch eine Leichtigkeit sein dürfte. Die einzige Aufgabe dieser Tiere bestand in der Suche nach Essbarem. Schlafen, fressen und sonst nichts, das wäre ein Leben. Keine toten Schüler, keine Geldsorgen, keine Tritte von beförderungsgeilen grünen Affen.
    Nachdem ich meinen schweißverklebten Körper mit Hilfe einer kalten Dusche wieder in den wundervoll duftenden Body eines gut aussehenden Schnüfflers verwandelt hatte, war ich für weitere Taten gerüstet. Ich düste nach Dülmen, frühstückte in einer Pommesbude Frikadelle, Kartoffelsalat und Bier und tankte den Wagen voll.
    Da ich nichts Besseres zu tun hatte, fuhr ich zum Martin-Heidegger-Gymnasium. Meinen Golf stellte ich auf dem Lehrerparkplatz ab. »Reserviert für Dr. Grimme« war auf einem Schild zu lesen. Wenn er bis jetzt nicht aufgetaucht war, würde er wohl auch nicht mehr erscheinen.
    Um auf den Pausenhof zu gelangen, musste ich das Schulgebäude durchqueren. Es handelte sich um einen neumodischen Betonklotz mit zwei Stockwerken, in dem sich Klassenzimmer an Klassenzimmer reihte. Die Flure rochen nach Bohnerwachs und dem Angstschweiß gepeinigter Eleven, auf dem Schulhof hielten sich nur einige Pausenbrotreste vertilgende Spatzen auf. Eine schrille Klingel ertönte. Innerhalb kürzester Zeit bevölkerten Heerscharen von Akademikern in spe das Gelände. Spektakuläre Sätze wie »Die Susanne hat die Eins nur gekriegt, weil sie die Bluse so weit aufgeknöpft hat« oder »Warum musste er gerade mich erwischen, der Rolf hat viel mehr abgeschrieben« drangen an meine Ohren.
    Während ich angestrengt nach Andreas Ausschau hielt, tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich drehte mich um und erblickte ein brünettes Mädchen mit Girlie -Look und nicht zu verachtender Figur. Wenn ich Lehrer wäre und sie säße in der ersten Reihe und verhielte sich wie die eben beschriebene Susanne, würde ich auch nur Einser in ihr Notenheft schreiben.
    »Sind Sie der neue Englischlehrer ?«
    »Ja. Nächsten Monat fange ich an und will mir vorab einen Überblick verschaffen .«
    »Bei Ihren Unterrichtsstunden werde ich nie fehlen. Geben Sie private Nachhilfe, wenn einer Ihrer Schüler Probleme mit der englischen Sprache hat ?«
    »Kommt auf den Schüler an .«
    »Und in meinem Fall?«
    Ich musterte sie von oben bis unten in eindeutiger Art und Weise. Zweifellos war sie das gewohnt.
    »Das ließe sich einrichten, aber ich gebe Nachhilfeunterricht prinzipiell nur abends .«
    »Genau meine Zeit. Ich heiße Eva Ohlens .«
    »Ich suche einen gewissen Andreas Stegemann. Weißt du, wo er sich aufhält ?«
    »Na klar, in der

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