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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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die mir zujubelten, und wollte gerade dem vermummten Satanistenkönig die Kapuze vom Kopf reißen, als der Wecker läutete . Nachdem mir klar geworden war, dass ich im Bett lag und nicht inmitten einer tobenden Menge stand, sprang ich aus den Federn.
    Ich traf die gleichen Vorbereitungen wie beim letzten Einbruch. Ich meisterte den Waldweg erneut ohne Achsenbruch, versteckte den Wagen an derselben Stelle und schlich zur Scheune. Sie präsentierte sich so, wie ich es erwartet hatte: dunkel und verlassen. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass mich diesmal kein Penner überraschen konnte, knackte ich das Schloss in gewohnt souveräner Manier. Die Scheune hatte im Gegensatz zur Bullenwache den Vorteil, dass sie über keine Fenster verfügte. So konnte ich das Gebäudeinnere ungeniert mit der Taschenlampe erkunden.
    Der Vorraum bot nichts Aufsehenerregendes. Die Kutten waren sorgfältig auf Kleiderbügel gehängt. Ich durchforstete die Taschen; sie waren alle leer. Mir gegenüber lag die Tür, die in den Hauptsaal führen musste. Beim Öffnen knarrte sie leicht. Als ich in die heilige Stätte der Teufelsbeschwörer eindrang, schlug mir der Geruch von abgebrannten Kerzen entgegen. Der etwa hundert Quadratmeter große Versammlungsraum entsprach Stegemanns Beschreibung. Die Wände waren schwarz gestrichen und der Boden von billigen Teppichstücken bedeckt. Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren die Kerzen und ein Stuhl, über den eine rote Decke drapiert war. Der Thron des Meisters.
    Ich leuchtete nach oben. Über diesem Saal musste sich ein weiterer Raum befinden, denn die Decke war eben, wohingegen die Scheune ein Giebeldach hatte. Ich ließ den Strahl der Taschenlampe über die gesamte Fläche streifen, konnte aber keine Luke entdecken. Ich ging nach draußen und um die Scheune herum. Auf der Rückseite des Gebäudes wurde ich fündig; sogar eine Leiter lehnte an der Wand. Ich erklomm die Sprossen, öffnete eine kleine Tür und kroch vorsichtig in die Dachkammer. Als ich hineinleuchtete, traten einige Ratten und Mäuse ihre Flucht an. Außer Kondomen und Bierdosen war nichts zu sehen. Mit etwas mehr Pech wäre ich auf ein Liebespaar gestoßen. Wer sich dieses Loch zum Bumsen aussuchte, musste es wirklich nötig haben. Der ganze Raum stank vor Dreck und das Stroh war mindestens hundert Jahre alt. Außerdem konnte ich mir ein erotisches Hocherlebnis zu Rattengequieke nur schwer vorstellen. Aber das sollte mir egal sein, denn das romantische Liebesnest bot mir die Chance, das morgige Treffen zu belauschen.
    Ich kehrte zu Mutter Erde zurück und verschloss das Scheunentor von außen.

    Den nächsten Tag nutzte ich zum Faulenzen und Einkaufen. Ich schnappte mir einen klapprigen Liegestuhl und döste den Vormittag über im Garten. Am Nachmittag besorgte ich Essbares für mich und Wilpert. Außerdem fuhr ich zum Waschsalon, da mein Vorrat an sauberen Anziehsachen beträchtlich geschrumpft war. Gegen Abend überlegte ich, ob ich bei Karin vorbeischauen sollte, entschied mich aber dagegen. Heute Nacht benötigte ich meine volle Konzentration, und niemand wusste, was bei Schumann passieren konnte. Stattdessen kramte ich in Onkel Hugos Bücherregal. Entsetzt musste ich feststellen, dass er sogar Krimis von Agatha Christie besaß!
    »Wer ist der Mörder, Miss Marple?« — »Charles McIntre natürlich!« Entsetzen lähmte die Runde, jeder hatte mit John Fitzgerald gerechnet. » Wer soll das denn sein ?« — »Der tauchte am Anfang des Buches auf und kaufte Blumen .« — » Und daher wussten Sie, Miss Marple , dass er der Mörder ist?« — »Na klar, sonst hätte er Nelken und keine Tulpen gewählt .« — »Ja sicher, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen .«
    Wenn schon Krimi, dann lieber Chandler oder Burke.
    Schließlich wählte ich den Steppenwolf von Hermann Hesse und ließ mich damit vor dem kalten Kamin nieder.
    Um acht Uhr stand ich auf und machte mich reisefertig. Das Treffen sollte zwar erst um Mitternacht stattfinden, aber vielleicht gab’s ja auch überpünktliche Satansbrüder.
    An der Scheune begegnete ich weder einem Kuttenträger, noch flogen Hexen auf Besen durch die Lüfte. Ich erklomm die Leiter, erschreckte zum zweiten Mal innerhalb vierundzwanzig Stunden die Ratten und machte es mir auf einer spermafreien Stelle bequem. Dann passierte lange Zeit gar nichts.
    Ich war halb eingedöst, als mich Motorengeräusche hochschrecken ließen. Die Brut traf ein und einige der Teufelsanbeter schienen betrunken

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