Schwein Oder Nichtschwein
neues Mittel, das sich Slimmo nennt und das überfüssige Pfunde garantiert reduzieren soll. Man sagt außerdem, daß es keine schädlichen oder abhängig machenden Stoffe enthält und daß es von führenden Medizinern empfohlen wird. Da dachte ich also, ich schaue mal bei Bulstrode in der Hauptstraße vorbei und kaufe eine Flasche. Es war natürlich etwas peinlich, geradewegs in den Laden hineinzugehen und danach zu fragen, und ich glaube auch bemerkt zu haben, wie Bulstrodes Ladengehilfe mir so eine Art scharfen Blick zuwarf, als wolle er ›Aha!‹ sagen, aber ich wappnete mich und bestand die Mutprobe. Bulstrodes Ladengehilfe wickelte die Flasche in Papier und befestigte die losen Enden mit ein wenig rosa Siegellack.«
»Beach, Sie sind bereits verwarnt worden!«
»Ach, Gally, seien Sie doch still. Und das war es dann also, oder?«
Ein krampfhaftes Zittern durchlief Beach.
»Wenn ich einen unangemessenen Ausdruck benutzen darf, Miss, nicht die Bohne.«
»Es kommt noch mehr?«
»Viel, viel mehr, Miss.«
»Nun, Beach, ich bin da, und ich bin ganz Ohr.«
»Danke, Miss.«
Beach schloß einen Moment lang die Augen, als bete er um Stärke. »Ich hatte kaum bezahlt und das Wechselgeld entgegengenommen, als das Telefon klingelte. Bulstrodes Ladengehilfe nahm den Hörer ab.«
»Und heraus fel eine Leiche?«
»Miss?«
»Tut mir leid. Ich war in Gedanken bei Mr. Vail. Fahren Sie fort. Die Arena gehört Ihnen. Was passierte dann?«
»Er sagte ein paar Worte ins Telefon. ›Alles klar‹, meinte er, wenn ich mich richtig erinnere, und ›Wird gemacht, mein Bester‹, woraus ich schloß, daß er mit einem Kunden der unteren Mittelklasse sprach. Dann wandte er sich mir mit einem Lächeln zu und sagte: ›Wenn das kein Zufall ist, Mr. Beach! Wenn es losgeht, dann gleich richtig, stimmt's? Das war Herbert Binstead. Und wissen Sie, was er wollte? Sechs Flaschen Slimmo, die große Sparpackung.‹«
Gally fuhr auf, als wäre er von Baronets ins Bein gebissen worden.
»Was!«
»Jawohl, Mr. Galahad.«
»Dieser Binstead hat Slimmo gekauft?«
»Jawohl, Mr. Galahad.«
»Guter Gott!«
Penny schaute verwundert von einem zum anderen.
»Aber warum soll er denn kein Slimmo kaufen? Vielleicht ist er einer der führenden Mediziner.«
Gally sprach mit der Stimme der Verdammnis.
»Herbert Binstead ist Gregory Parsloes Butler. Und sollten Sie glauben, er habe dieses Abmagerungsmittel für seinen persönlichen Bedarf kaufen wollen, korrigieren Sie diese Ansicht. Er ist nicht breiter als ein Hering. Seine Absicht ist sonnenklar. Man kann in dem Mann wie in einem Buch lesen. Er handelt auf Anweisung von Parsloe und wird das Slimmo an seine Komplizin weitergeben. Die Simmons praktiziert es dann heimlich der Kaiserin in ihre tägliche Ration, diese wird an Gewicht verlieren, und die Königin von Matchingham kann den Sieg wie in Geschenkpapier gewickelt entgegennehmen, jedenfalls so gut wie. Habe ich recht, Beach?«
»Ich befürchte es, Mr. Galahad. Es war jedenfalls der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, als Bulstrodes Ladengehilfe mir den Inhalt des besagten Telefongesprächs enthüllte.«
»Keine andere Erklärung als die, die ich soeben skizziert habe, paßt auf die Tatsachen. Ich sagte Ihnen doch, daß Parsloe mit Vorsicht zu genießen ist, Penny. Er wandelt auf dunklen Wegen, um seine geheimen Taten zu vollbringen.«
Stille trat ein, und zwar jene tiefe, kummervolle Stille, die herrscht, wenn alle guten Menschen erkennen, daß es an der Zeit ist, dem Bedrängten zu Hilfe zu eilen, aber keinerlei Idee haben, wie dies anzustellen sei.
In der Natur des Ehrenwerten Galahad lag es jedoch nicht, sich geschlagen zu geben. Ein Geist wie der seine, durch die Jahre seiner Verbindung mit den Mitgliedern des Pelikan-Clubs zu rasierklingenhafter Schärfe geschliffen, ist niemals länger als einen Moment am Ende seines Lateins.
»Da haben wir's«, sagte er. »Der erste Schuß des Feldzugs ist gefallen, und die Schlacht wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir müssen einen Schlachtplan entwerfen.«
»Und der wäre?« sagte Penny. »Ich sehe nicht, was Sie jetzt tun können. Ich nehme an, die Idee ist, die Simmons nicht aus den Augen zu lassen, aber wie soll man das anstellen? Sie können sie doch nicht ununterbrochen beobachten.«
»Genau. Und deshalb müssen wir die Dienste eines Menschen in Anspruch
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