Schwein Oder Nichtschwein
sein.«
»Er hätte seinen Posten gar nicht erst verlassen dürfen.«
»Warum, was ist denn los?«
»Die Sache mit dem Schwein.«
»Und was ist das für eine Sache mit dem Schwein?«
Gally strich sich mit einer Hand über die vom Kummer gezeichnete Stirn.
»Ich hatte vergessen, daß Sie nicht dabei waren, als Clarence die große Neuigkeit überbrachte. Sie waren gegangen, um diesem jungen Mann zu schreiben . . . Dale, Hale, Gale, wie immer er auch heißen mag.«
»Vail.«
»Ach ja, Vail.«
»Einer der Loamshire Vails. Sie werden lernen müssen, ihn Jerry zu nennen. Was passierte denn, als ich weggegangen war?«
»Clarence tauchte auf, hinund hergeschleudert von den Wellen und aus allen Nähten tropfend wie das Wrack der Hesperus. Er hatte gerade mit dem Schurken gesprochen.«
»Mit welchem Schurken?«
»Sir Gregory Parsloe.«
»Ach ja, der Typ, der ständig seine Schuhe auszieht. Wer ist Sir Gregory Parsloe?«
»Guter Gott! Das wissen Sie nicht?«
»Ich bin fremd in diesem Teil der Welt.«
»Dann fange ich wohl besser ganz am Anfang an.«
»Am besten.«
Wenn es eine Sache gab, auf die Gally zu Recht stolz war, so war es sein Talent, eine Geschichte zu erzählen. Schritt für Schritt breitete er seinen Bericht aus, vergaß keine Einzelheit, so unbedeutend sie auch sein mochte, und es dauerte nicht lange, und Penny war so vollkommen über die Lage der Dinge im Bilde, wie es sich ein guter Erzähler nur wünschen konnte. In einem aufwühlenden Abschnitt hatte er die Schwärze der Seele Sir Gregory Parsloes dargestellt und dann das Motiv der Königin von Matchingham in seine Erzählung eingeführt. Dann sprach er von dem Guerillakrieg, der jetzt unweigerlich ausbrechen würde und hinter dem nicht nur Gefahren für Lord Emsworths Träume und Ziele lauerten, sondern auch für seine und Beachs Kontoauszüge. Penny konnte nicht umhin, ihrer Sorge offen Ausdruck zu geben.
»Dieser Parsloe scheint ein scharfer Hund zu sein.«
»Wie Senf. War er schon immer. Erinnern Sie mich daran, Ihnen bei Gelegenheit zu erzählen, wie er meinen Hund Towser an dem Abend ausgetrickst hat, als der Rattenwettbewerb stattfnden sollte. Das Schlimmste haben Sie aber noch gar nicht gehört. Wir kommen jetzt zu der Bedrohung, die Simmons heißt.«
»Wer ist das denn?«
»Ist Ihnen bei Ihrem Umherschweifen auf dem Grund und Boden nicht vielleicht ein großes, junges weibliches Wesen in Hosen aufgefallen, das wie ein Freistilringer aussieht? Das ist Monica Simmons, Clarences Schweinehüterin. Ihre hehre Aufgabe besteht darin, sich um die Kaiserin zu kümmern. Bis vor kurzem war der Pfeger der letzteren ein gnomartiger, aber tüchtiger alter Kauz namens Pott. Er gewann jedoch im Fußballtoto und gab sein Amtssiegel zurück, woraufhin meine Schwester Connie plötzlich die oben genannte Simmons aus dem Hut zog wie ein weißes Kaninchen und darauf bestand, daß Clarence sie einstellte. Als wir von der Königin von Matchingham hörten, waren Clarence und ich uns einig, daß es Wahnsinn wäre, einem solchen Mädchen die Geschicke der Kaiserin anzuvertrauen. Die Simmons muß gehen, beschlossen wir, und da Clarence nicht die Nerven hatte, Connie deswegen anzugehen, übernahm ich die Aufgabe. Ich habe es Connie gerade gesagt.«
»Mit welchem Ergebnis?«
»Mit keinem. Sie grub ihre Füße ein, legte die Ohren an und benahm sich im großen und ganzen wie eine erstklassige taube Natter. Und was glauben Sie?«
»Was?«
»Clarence hatte mir gesagt, daß Connies Interesse an dieser Simmons auf der Tatsache beruht, daß sie, die Simmons, in irgendeiner Weise mit jemandem verbunden ist, dem Connie einen Gefallen tun wollte. Und wer, glauben sie wohl, ist dieser Jemand?«
»Nicht Parsloe?«
»Kein anderer. Parsloe selbst. In Person. Leibhaftig. Das Mädchen ist seine Kusine.«
»Mann!«
»Sie können wohl ›Mann!‹ sagen. Die Lage wäre gräßlich genug, hätten wir es lediglich mit einem Parsloe zu tun, der in seiner Höhle auf Matchingham Hall gemeine Intrigen spinnt. Ein Parsloe aber mit einer Kusine in unserer Festung, einer Kusine, die freien Zugang zur Kaiserin hat, einer Kusine, deren Aufgabe es ist, für das tägliche Brot der Kaiserin zu sorgen . . . Nein, verfixt noch mal, nein, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe genau, was Sie meinen. Und verfixt ist es auch.«
»Was ist einfacher
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