Schwein Oder Nichtschwein
man es nennen könnte, geleistet ist und wir in der Lage sind, uns ein wenig zu entspannen, nun halte ich einen Tropfen Portwein für angebracht. Und Sie, Penny?«
»Lassen Sie ihn fießen wie Wasser, was mich betrifft.«
»Und Sie, Beach?«
»Danke, Mr. Galahad. Ein wenig Portwein wäre außerordentlich erfrischend.«
»Dann greifen Sie zur Flasche und beginnen Sie mit dem Ausschenken. Und während Sie ausschenken«, meinte Gally, »sagen Sie sich, daß Ihnen nichts geschehen kann, solange Ihre Angelegenheiten in den Händen von Galahad Threepwood sind, auch wenn Ungewitter auf uns niederkommen und Sturmwolken sich über uns zusammenbrauen.«
3
Obwohl es in unserem zwanzigsten Jahrhundert schick ist, geringschätzig vom technologischen Fortschritt zu sprechen, seine technischen Spielereien und Kinkerlitzchen, die arbeitsparenden Erfndungen zu verachten und nach den Tagen zu schmachten, als das Leben noch einfach war, haben diese technischen Spielereien und Kinkerlitzchen doch ohne Frage auch ihre Vorteile.
Wäre Penny Donaldson eine Prinzessin im alten Ägypten gewesen und hätte sie den Wunsch gehabt, mit dem Mann, den sie liebte, in Verbindung zu treten, hätte sie einen langen Brief auf Papyrus – lauter Tierköpfe und so weiter – schreiben und ihn mit einem nubischen Sklaven auf die Reise schicken müssen. Man hätte nicht sagen können, wann Jerry Vail ihn erhalten hätte, denn nubische Sklaven beeilen sich nur, wenn jemand mit einem gespickten Stock hinter ihnen herläuft. Da Penny aber im modernen Zeitalter lebte, hatte sie telegraferen können, und es vergingen kaum zwei Stunden, bis Jerry in seiner bescheidenen Behausung in der Battersea Park Road, London S. W., die herzbewegende Nachricht erhielt, daß sie am nächsten Tag bei ihm sein würde.
Plötzliche Freude berührt unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Art und Weise. Einige lachen und singen. Andere springen. Wieder andere ziehen los und sind freundlich zu Hunden. Jerry Vail dagegen setzte sich an seinen Schreibtisch und begann mit einer Geschichte, die er einer amerikanischen Zeitschrift anbieten wollte – vorausgesetzt, eine amerikanische Zeitschrift kam ihm auf halbem Wege entgegen. Sie handelte von einem New Yorker Privatdetektiv voller Scotch Whisky und Sexappeal, der in die Aktivitäten einer Gruppe von halbseidenen Typen mit Namen wie Otto der Ochse und Lydia die Leiche verwickelt wurde.
Die Geschichte war fast fertiggeworden – Geschichten von New Yorker Privatdetektiven erfordern, so wie die Dinge liegen, keine bewußte Gehirntätigkeit und sind sehr schnell zu schreiben –, als das Läuten des Telefons ihn am nächsten Nachmittag mitten im vorletzten Satz unterbrach.
Um das Läuten des Telefons ist immer etwas Geheimnisvolles und Anregendes. Ist es, fragen wir uns, das Mädchen, das wir lieben, oder ist es jemand namens Ed, der in seinem Eifer, mit jemandem namens Charlie verbunden zu werden, das Unglück hatte, die falsche Nummer zu wählen? Jerry machte es zwar immer Spaß, mit Leuten zu schwatzen, die die falsche Nummer gewählt hatten, aber er hoffte trotzdem, es würde Penny sein.
»Hallo?« sagte er und legte ein Vermögen an aufgestauten Gefühlen in das Wort – für alle Fälle.
»Hallo, Jerry, hier ist Gloria.«
»Wie?«
»Gloria Salt, Esel«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung mit einem Hauch von Gereiztheit.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der Jerry Vails Herz beim Klang dieses Namens gesprungen wäre. Zwischen ihm und Gloria Salt hatte es in vergangenen Zeiten zarte Bande gegeben, Bande, die noch zarter hätten werden können, hätte die Dame nicht einen nüchternen Kopf besessen. Der hält manch ein Mädchen davon ab, sich allzusehr mit jungen Männern einzulassen, die wenig Kleingeld besitzen, wie anziehend auch immer sie sonst sein mögen. Gloria Salt hatte zwar wenig gemein mit Mr. Donaldson von Donaldsons Hundeglück, sie teilte aber die zurückhaltende und vorsichtige Einstellung dieses guten Mannes gegenüber dem mittellosen Bewerber.
Wenn sie auch vor Liebe raste und glühte wie Penthesilea, hatte sie deswegen doch den Gartenschlauch der Vernunft auf ihre Gefühle gerichtet, und auch auf Jerrys Seite war das Feuer schon vor langer Zeit zu einem bloßen Aschenhaufen geworden. Trotzdem waren ihre Beziehungen herzlich geblieben. Von Zeit zu Zeit spielten sie gemeinsam eine Runde Golf, von Zeit zu Zeit aßen sie gemeinsam zu
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