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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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Voules, dessen Gedanken schon dem Abendbrot und dem Bier zueilten wie treibende Distelwolle, wie hinter ihm die Glasscheibe zur Seite geschoben wurde und eine gedämpfte Stimme »Hallo« sagte. »Hören Sie zu«, füsterte Maudie. »Kennen Sie ein Haus, das Matchingham Hall heißt? Und schreien Sie nicht, sonst wecken Sie Lord Emsworth auf.«
      Alfred Voules kannte Matchingham Hall gut. Er erwiderte mit einem heiseren Wispern, daß es genau hinter der nächsten Kurve läge und daß sie in ein paar Sekunden daran vorbeikommen würden. »Halten Sie dort bitte an. Ich möchte Sir Gregory Parsloe in einer bestimmten Angelegenheit sprechen.«
      »Soll ich warten, Madam?«
      »Nein, warten Sie nicht. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird«, sagte Maudie in dem Gefühl, daß Stunden, fürwahr Tage verstreichen konnten, ehe sie damit fertig war, Tubby Parsloe all die netten Sachen zu sagen, die sich im Laufe von Jahren in ihr angesammelt hatten. Die Hölle kennt keine Wut wie die einer verschmähten Frau, und wenn eine verschmähte Frau zu sprechen beginnt, nimmt sie sich gern Zeit. Sie will nicht gezwungen sein, die ganze Zeit über auf die Uhr zu schauen.
      Der Wagen verlangsamte seine Fahrt und hielt vor massiven eisernen Toren, die von Steinpfosten fankiert wurden, auf denen Wappentiere thronten. Hinter den Toren erstreckte sich üppig bepfanztes Gelände, und am Ende der langen Auffahrt stand ein so herrschaftliches englisches Herrenhaus, daß Maudie nach einem schnellen »Mann« vor Ehrfurcht den Atem anhielt. Tubby, das war klar, hatte es gut und vor allem reich getroffen und war ein schönes Stück vorangekommen seit den alten Criterion-Tagen, als er sie angebettelt hatte, den Preis seiner bescheidenen Erfrischung auf die Kreidetafel zu schreiben, wobei er erklärt hatte, daß der Kredit das Lebensblut der Wirtschaft sei, ohne den die Handelsmärkte ihre Elastizität verlören.
      »Das genügt«, sagte sie. »Ich steige hier aus.«

    Sir Gregory hatte sich eben zum Abendessen niedergelassen, als die Türglocke erklang. Er hatte drei ausgezeichnete Cocktails zu sich genommen und sah mit fröhlicher Erwartung einem Mahl jener Art entgegen, die etwas auf die Rippen und Schweißperlen auf die Stirn bringt. Er hatte es am Morgen extra bestellt und sich bei der Auswahl nicht wenig Mühe gegeben. Einige Männer ergeben sich dem Trinken, wenn sie zurückgewiesen werden. Sir Gregory ergab sich dem Essen. Aus der Leibeigenschaft Gloria Salts befreit, hatte er die Absicht, sich für vergangene Entbehrungen schadlos zu halten.

    Le Diner
    Geräucherter Lachs Pilzsuppe
    Seezungenflet
Ungarisches Gulasch
Kartoffelbrei
Rote Bete in Butter
Bohnen in Butter
Spargel mit Mayonnaise
Ambrosia Chiffontorte
Käse
Obst
Petits Fours

    Ambrosia Chiffontorte ist ein Gericht, das man aus Schlagsahne macht, aus Eiweiß, Puderzucker, entkernten Trauben, Löffelbiskuits, geschnetzelter Kokosnuß und Orangengelatine. Der abtrünnige Baronet sah es als letzte, endgültige Geste der Unabhängigkeit an. Ein Mann, dem von seiner Verlobten das Fasten befohlen wurde und der trotzig in die Ambrosia Chiffontorte hineinhaut, hat damit offziell die Ketten abgeschüttelt.
      Er hatte die unteren Knöpfe seiner Weste geöffnet und war gerade dabei, Zitronensaft auf den Räucherlachs zu tröpfeln, als an der Haustür der Tumult ausbrach. Er wurde von Maudie verursacht, die verlangte, sofort Sir Gregory zu sprechen, und von Binstead, der erklärte – zunächst höfich, als die Auseinandersetzung dann hitziger wurde, mit lauter, abweisender Stimme –, daß Sir Gregory zu Abend esse und nicht gestört werden dürfe. Letzterer war dabei, zu intervenieren und mit Stentorstimme – »Was zum Teufel soll dieser Lärm bedeuten?« – in die Debatte einzugreifen, als die Tür auffog und Maudie hereinstürzte, Binstead aufgeregt fatternd im Gefolge.
      Der Butler hatte den ungleichen Kampf aufgegeben. Er wußte, wann er geschlagen war.
      »Mrs. Stubbs«, kündigte er reserviert an, entfernte sich und wusch sich die Hände von der ganzen unangenehmen Affäre, indem er seinem Arbeitgeber die Aufgabe überließ, mit der Situation nach Gutdünken fertigzuwerden.
      Sir Gregory stand da und starrte, der geräucherte Lachs war auf der Gabel gefroren. Es ist stets verstörend, wenn ein unerwarteter Gast zum Abendessen erscheint, und im besonderen ist es das, wenn ein solcher Gast ein Geist aus der tot geglaubten Vergangenheit ist. Das historische

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