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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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große australische Vogel mit drei Buchstaben und einem E am Anfang ist, oder?«
      »Tut mir leid, Sir«, sagte Binstead eisig und zog sich zurück.
      Nachdem er allein war, gab sich Gally dem Kreuzworträtsel hin, wobei er sich heftig konzentrierte. Kreuzworträtsel können jedoch nur die Symptome mildern. Sie heilen das schmerzende Herz nicht wirklich. Bald schweifte sein Sinn zurück zu der Last, die auf ihn drückte, und er legte mit einem müden Seufzer die Zeitung nieder und gab sich seinen Gedanken hin.
      Man hätte eventuell annehmen können, daß ein Mann, der in der vergangenen Nacht ein Schwein gestohlen hatte, nachsichtigen Auges auf die schweinestehlenden Aktivitäten anderer schaute, nach dem Prinzip, daß das Gemeinschaftsgefühl einen Menschen merkwürdig freundlich stimmt. Aber in Gallys Herz, als er da saß und über Sir Gregory Parsloe nachgrübelte, gab es nichts, was Toleranz und Sympathie ähnelte. Im Gegenteil, die Schwärze der Schurkerei des anderen erschreckte ihn zutiefst. Er konnte keine Entschuldigung für den Kerl fnden, und doch lagen die Dinge so und nicht anders, und es hatte keinen Zweck, darüber zu grübeln. Er versuchte, sich das Ergebnis vorzustellen, sollte der Mann fest bleiben und sich weigern, die Kaiserin zurückzugeben.
      Ein oberfächlicher Denker hätte eingeworfen, daß es sich um ein Unentschieden handele. Wenn die Kaiserin von Blandings, hätte er argumentiert, aus dem Verkehr gezogen ist, ist es die Königin von Matchingham ebenfalls. Mit anderen Worten: hier gibt es zwei Schweine, die beide als vermißt gelten, und diese beiden Schweine wiegen einander auf.
      Aber Gally analysierte die Angelegenheit gründlicher und erschauderte vor dem, was er erkannte. Was der oberfächliche Denker verkannte, war nämlich die Tatsache, daß die Kaiserin von Blandings das einzige Juwel in der Krone Lord Emsworths war, während dieser Mann Parsloe ein zweites Schwein in der Hinterhand hatte, welches er kurzentschlossen in die Arena werfen konnte. Im Wirbel der Ereignisse ist Rosa, Stolz von Matchingham, Parsloes ursprüngliche Kandidatin, in den Hintergrund getreten. Aber in eben diesem Hintergrund befand sie sich immer noch, und wenn notwendig, konnte sie ihre Rolle spielen.
      Und mit welch gräßlicher Wirksamkeit! Zwei Jahre lang war der Stolz von Matchingham zweite Siegerin des Wettbewerbs gewesen, in der Abwesenheit der Kaiserin war ihr der Triumph sicher. Mit anderen Worten: dieser Mensch Parsloe mußte lediglich die Kaiserin behalten, und er würde wie eine Sumpfblume erblühen. Wenn es einen verbitternderen Gedankengang als diesen gab, wäre Gally daran interessiert gewesen, ihn kennenzulernen. Es war die plötzliche Erkenntnis dieses Aspekts gewesen, die Sir Gregory gegen Ende seiner Unterredung mit George Cyril Wellbeloved so merklich hatte aufeben lassen.
      Nach einem Dreimeilenmarsch an einem heißen Sommermorgen, gefolgt von einem recht steifen Whisky-Soda in einem gemütlichen Sessel tendiert ein Mann fortgeschrittenen Alters dazu, ein wenig schläfrig zu werden, und an diesem Punkt seiner Meditationen begann Gallys Kopf zur Seite zu fallen.
      Lange Zeit blieb es im Arbeitszimmer Sir Gregorys still, von einem gelegentlichen Gurgeln wie von einem lecken Heizkörper abgesehen. Dann klingelte das Telefon, und Gally setzte sich ruckartig auf.
      Er hob den Hörer ab. Jemand am anderen Ende der Leitung sagte »Sir«, es war eine heisere Stimme, die wie aus dem Grabe sprach.
      »Wer ist da?«
      »Wellbeloved, Sir Gregory.«
      Die letzten Nebel in Gallys Kopf lichteten sich. Er wurde wach und aufmerksam. Er war ein Mann von Welt und wußte, daß Schweinehüter ihre Arbeitgeber nicht anriefen, es sei denn, sie hätten etwas Dringendes zu sagen. Offensichtlich war dieser Wellbeloved dabei zu intrigieren, und folglich war er selbst in der Situation eines Privatdetektivs, der die vertraulichsten Notizen der Geheimen Neun abhört.
      »Wo sind Sie?«
      »Ich telefoniere vom Beetle and Wedge, Sir Gregory. Ich habe mich gefragt, Sir Gregory«, fuhr George Cyril Wellbeloved fort, und ein fehender Ton schlich sich in seine Stimme, »ob ich unter den gegebenen Umständen . . . es ist so heiß, und ich bin ganz kaputt, weil ich mich für Sie abgerackert habe . . . ob ich da nicht ein Glas Bier trinken könnte?«
      »Aber sicher, aber sicher«, sagte Gally herzlich. »Trinken Sie, soviel Sie wollen, und lassen Sie es auf meine Rechnung

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