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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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sagte Gallys Blick, und »Jawohl, Sir. Genau, Sir«, sagte der Beachs.
      »Du mußt verrückt sein«, sagte Gally. »Willst du dir eine Lungenentzündung holen? Du gehörst ins Bett. Beach wird dir das Abendessen auf einem Tablett bringen, nicht wahr, Beach?«
      »Aber sicher, Mr. Galahad.«
      »Und kein Wort zu Lady Constance. Wir wollen doch nicht, daß sie kommt und um den armen Teufel ein Theater macht, das ihn um den Verstand bringt. Das einzige, was ein Mann mit Erkältung unbedingt vermeiden muß, ist das Zusammentreffen mit einer Frau.«
      »Ihre Ladyschaft ist nicht zu Hause, Sir. Sie ist ausgegangen und nimmt an der wöchentlichen Zusammenkunft der literarischen Gesellschaft im Pfarrhaus teil.«
      »Das ist gut. Es bedeutet eine große Bedrohung weniger. Ab in die Heia, Clarence.«
      »Aber Galahad, die Kaiserin!«
      »Was ist mit ihr?«
      »Ich möchte wissen, wie es ihr geht.«
      Noch einmal wurde jener bedeutungsschwere Blick zwischen Galahad und Beach ausgetauscht.
      »Mach dir keine Sorgen um die Kaiserin. Ich war gerade eben bei ihr, und es geht ihr prächtig. Glänzende Augen. Rosige Wangen. Und du, mein Lieber, kommst jetzt schön mit und gehst zu Bett«, sagte Gally, und kurze Zeit später lag Lord Emsworth unter einer warmen Decke, eine Wärmfasche an den Füßen und ein Tablett auf dem Schoß. An seiner Seite lagen zwei Romane von Edgar Wallace, die Beach für den Fall gespendet hatte, daß er gerne lesen wollte. Bei seiner Abreise nach Amerika hatte Lord Emsworths jüngerer Sohn, Freddie Threepwood, Beach seine Bibliothek von Kriminalschmökern vermacht, eine Bibliothek, die man allgemein für die umfassendste in ganz Shropshire hielt, und Beach war immer bereit, von seinem Überfuß abzugeben.
      Aber Lord Emsworth war nicht in Stimmung für Gangster und Banditen. Ein kurzer Blick in einen der beiden Bände hatte ihm verraten, daß es darin einen Gorilla gab, der in den frühen Morgenstunden Regenrinnen hinaufzuklettern pfegte, um Mädchen mit grauen Augen und Haaren von der Farbe reifen Weizens aus ihren Betten zu rauben, aber er war ein Mann, dem Gorillas weitgehend gleichgültig waren. Er schloß das Buch, lag sanft niesend da und dachte an Maudie. Es machte ihn traurig, wenn er zurückblickte und überlegte, daß er vielleicht eine unwiederbringliche Gelegenheit verpaßt hatte, Liebesworte in ihr Alabasterohr zu füstern, als er im Wagen so umgehend eingeschlafen war.
      Wenn es darum ging, Liebesworte in die Alabasterohren dritter Personen zu füstern, war Lord Emsworth behindert. Blandings Castle war bis zum Überlaufen voll von Neugierigen, die nichts anderes zu tun zu haben schienen, als Privatunterhaltungen zu unterbrechen, und das machte es schwierig, das erwünschte Objekt jemals alleine anzutreffen. Kaum war die Bühne bereit für einen intimen Gedankenaustausch, kam bestimmt irgend jemand daher und unterbrach die schöne Szene, und man mußte noch einmal von vorn anfangen.
      An diesem Punkt seiner Meditationen fel sein Blick auf den Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers, und es ging ihm plötzlich auf, daß die moderne Zivilisation andere Methoden der Kommunikation zwischen der einen Person und der anderen bereitstellt als das gesprochene Wort. In den Fächern jenes Schreibtisches gab es einzelne Blätter Papier, Doppelbögen, Postkarten, Umschläge, Telegrammformulare und ein paar kleine Notizblöcke, die es einem erlaubten, scharfsinnige Gedanken über das Leben im allgemeinen festzuhalten, während auf dem Schreibtisch selbst Federhalter lagen, Tinte, Radiergummi, Siegellack und was aussah wie ein Instrument, mit dem man Steine aus Hufeisen entfernen kann. Lord Emsworth erhob sich von seinem Krankenlager, ließ Radiergummi, Siegellack und das Hufeisengerät links liegen und nahm sich Federhalter und Papier, um sogleich mit der Komposition eines Briefes zu beginnen.
      Es ging wunderbar. In der Regel war er kein füssiger Schreiber von Briefen, aber nach einigen falschen Anfängen begann die leidenschaftliche Prosa wie ein Geysir zu sprudeln. Als er fertig war, überlas er das Ganze noch einmal und war von seiner eigenen Virtuosität verblüfft. Genau der richtige Hauch respektvoller Inbrunst, dachte er, und hatte das Gefühl, daß seine Schläfrigkeit im Auto nur zum Guten gewesen war, denn er hätte niemals hoffen können, auch nur halb so fießend zu sprechen, wie er geschrieben hatte. Was er auf den vier Seiten eines Doppelbogens zu

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