Schweineblut
Falten. »Wir haben ja an Barbara Thofondern
gesehen, wozu Frauen fähig sein können.«
»Angenommen, Heinz-Jürgen hat recht, dann haben wir es mit jemandem
zu tun, der seine Rache schon gehabt hat. Er oder besser sie lebt jetzt mit der
Last, einen Menschen getötet zu haben.«
Schrievers hustete leicht. »Ich brauche jetzt unbedingt eine heiße
Zitrone. Ich werde krank.«
»Okay. Die Kollegen aus der MK kümmern sich um die Ordner, und wir
kümmern uns um Böhling und die Pornos.«
Ecki hob schnell die Hand. »Ich kümmere mich um Böhling.«
Schrievers hustete wieder. »Und ich versuche herauszufinden, wie die
Medaille an den Tatort gekommen sein kann.« Er war froh, dass er sich die
Pornos ersparen und in seinem warmen Büro bleiben konnte.
»Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Ihnen mittlerweile
auf die Nerven gehe, Herr Böhling. Aber wir haben einen neuen Ermittlungsansatz
entwickelt, den es abzuklären gilt.«
»Ich kann Ihre Arbeit schon verstehen, Herr Eckers. Aber ich habe
noch eine Menge Termine heute.«
»Es geht sicher schnell. Ich habe nur ein paar Fragen.«
»Dann, in Gottes Namen, schießen Sie los.« Böhling sah auf seine
Armbanduhr. »Verzeihen Sie, wenn ich auf die Uhr gucke. Ich erwarte Frau Pesch
jede Minute von ihrer Tour zurück. Weihnachtswünsche und Präsente überbringen.
Und inzwischen muss ich hier jeden Schrank selbst aufmachen und nach meinen
Unterlagen suchen.« Er klang ziemlich ungehalten.
»Aber Sie haben doch Hilfe, die junge Frau vorne im Büro, eine
hübsche noch dazu.«
»Melanie Mestrom ist leider nicht die Schnellste.«
»Oh.«
»Wie das so ist mit den jungen Leuten. Jeder Abend im ›Nightlife‹
ist ihnen wichtiger als ein Tag im Büro. Aber ich will nicht ungerecht sein,
das ist wohl das Privileg der Jugend. Wir waren früher sicher auch nicht besser.«
Ecki stimmte lächelnd zu. »›Nightlife‹?«
»Der In-Laden in der Altstadt. Leider dürfen wir dort noch nicht
unser Bier ausschenken.«
»Hm. Was mich interessiert, um zum Thema zu kommen, ist Ihre Zeit
vor dem Kauf der Brauerei.«
Ulrich Böhling sah Ecki fragend an. »Warum das denn?«
»Wir interessieren uns für Ihren Werdegang.«
»Nun.« Der Brauereibesitzer rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl
hin und her. »Ich habe bei einem der großen Lebensmittelkonzerne begonnen.«
»Lebensmittel?«
»Alles, was Sie sich so vorstellen können. In einem Mischkonzern
gibt es kaum eine Sparte, in die Sie sich nicht einarbeiten müssen. Das geht
von der Kiwi über Backpulver bis hin zu den Ladepapieren für die eigene
LKW-Flotte. Da wird Ihnen nie langweilig.«
»Und so ein Konzern ist immer auch auf Expansionskurs?«
»Selbstverständlich. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
Ecki lächelte. »Zu so einem Konzern gehören vermutlich auch
Brauereien?«
Böhling nickte zögernd.
»Haben Sie in Ihrer Eigenschaft als Manager in diesem Konzern auch
versucht, Bolten zu übernehmen?«
»Ich weiß immer noch nicht, was Sie von mir wollen.«
»Dann will ich es Ihnen genau sagen, Herr Böhling. Wir haben einen
Hinweis bekommen, dass Sie schon vor Jahren versucht haben, diese Brauerei zu
übernehmen.«
»Ja, und?«
»Mit welchen Mitteln haben Sie das versucht?«
»Mit welchen Mitteln?« Böhlings Augen waren schmale Schlitze. »Hören
Sie, worauf wollen Sie hinaus? Was hat mein beruflicher Werdegang mit dem Tod
von Voogt zu tun?«
»Ich stelle hier die Fragen, Herr Böhling.«
»Sie müssen sehr verzweifelt sein, Herr Eckers. Das sind absolut
abstruse Überlegungen.«
Ulrich Böhling klang spöttisch. Gleichzeitig spürte Ecki deutlich
die Unsicherheit in seiner Stimme.
»Haben Sie schon vor Ihrem Engagement bei Bolten Kontakt zu Michael
Voogt gehabt? Und wenn ja, welcher Art?«
Böhling sah Ecki feindselig an. »Sie halten mich tasächlich für den
Mörder von Michael Voogt.«
Ulrich Böhling sprang unvermittelt auf und begann, auf und ab zu
gehen. »Das ist doch lächerlich.«
Ecki verfolgte Böhling ungerührt. »Dann erklären Sie es mir. Und
bitte, setzen Sie sich wieder.«
Böhling blieb tatsächlich vor seinem Sessel stehen und setzte sich.
»Ich habe mich damals, das wird jetzt so fünf, sechs Jahre her sein, ein
paarmal mit Voogt getroffen. Aber es war verschwendete Zeit.«
»Warum?«
»Voogt wollte nicht kooperieren. Er war loyal. Ich habe ihm sogar
Geld geboten. Aber er wollte es nicht.«
»Was hatten Sie denn erwartet?«
»Dass er mir einen möglichst umfassenden Überblick über
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