Schweineblut
müssen abwarten. Das ist nun einmal so.«
»Willst du mich aus dem Team haben, Ecki? Ich bin immer noch Leiter
der Mordkommission, vergiss das nicht.«
»Dann benimm dich endlich so.« Ecki wurde langsam wütend.
Die beiden Kommissare waren in die Innenstadt gefahren, um bei
›Mäckes‹ zu essen. In Wirklichkeit aber hatte Ecki die Fahrt vorgeschlagen, um
wenigstens für kurze Zeit aus der Enge des Büros fliehen zu können.
»Ich finde, Viola hat ihre Sache gut gemacht. Nun ist van Bommel am
Zug. Irgendwann wird er einen Fehler machen, oder Viola hat genug Beweise, dann
schlagen wir zu. Van Bommel zappelt schon an unserem Haken, er weiß es nur noch
nicht.«
Viola Kaumanns drückte den Knopf der Gegensprechanlage.
»Ja, bitte?«
Schon das zweite Lebenszeichen des Holländers innerhalb von zwei
Tagen. Es war derselbe Gorilla, der ihr auch schon den Schlüssel und das Auto
gebracht hatte.
»Schöne Grüße vom Chef.« Grinsend hielt van Bommels Leibwächter ihr
ein flaches Paket hin.
»Für mich?«
»Wäre ich sonst hier?«
Nachdem der Mann gegangen war, trug die Kommissarin das Geschenk ins
Wohnzimmer. Sie ahnte, was es war. Nachdem sie Packpapier und Blisterfolie
entfernt hatte, hielt sie das Bild in Händen, das sie mit van Bommel in der
Ausstellung betrachtet hatte.
Es gefiel ihr immer noch.
Das Telefon klingelte.
»Ja?« Entgegen ihrer Gewohnheit meldete sie sich, ohne ihren Namen
zu nennen.
»Wann?«
»Was, wann?« Sie hatte seine dunkle, samtweiche Stimme erkannt.
»Wann sehe ich dich wieder?«
Viola Kaumanns war verwirrt. »Wieso?«
»Also, um sieben? Oder lieber schon um sechs?«
»Hör zu, Marco, ich …« Weiter kam sie nicht.
»Also gut, um sechs. Mein Fahrer holt dich ab. Ich freue mich.«
Es klickte in der Leitung. Van Bommel hatte aufgelegt.
Dieser holländische Macho musste ein ungeheures Selbstbewusstsein
haben oder total durchgeknallt sein. Sie betrachtete das Telefon in ihrer Hand.
Wer konnte ihr raten, was zu tun war? Kuhnert anrufen, das wollte sie nicht.
Das hätte dem Team signalisiert, dass sie mit der Situation nicht klarkam. Das
musste sie alleine zu Ende bringen.
Den Rest des Nachmittags verbrachte Viola Kaumanns damit, in ihrem
kleinen Apartment ein bisschen Gymnastik zu machen, um fit zu bleiben und ihre
Nervosität zu bekämpfen. Kurz nach 17 Uhr ging sie unter die Dusche. Aber diesmal brachte ihr das
heiße Wasser keine Entspannung.
Pünktlich um 18 Uhr klingelte es.
Endlich, dachte Viola Kaumanns und drückte, ohne weiter
nachzudenken, auf den Türöffner.
Sie wartete, aber nichts geschah. Viola nahm ihren kurzen
Wintermantel vom Haken und griff nach ihrem Hausschlüssel. Beim Hinausgehen
warf sie einen letzten Blick in den Spiegel. Für ihre Verabredung mit dem
Teufel war sie passend angezogen. Ihr frisch getöntes Haar leuchtete rot und
unterstrich perfekt das Grün ihres Pullovers. An seinem weiten runden Halsausschnitt
war ein feiner roter Streifen zu erkennen, der zu dem kurzen
Che-Guevara-T-Shirt gehörte, das sie bereits bei ihrer ersten Begegnung
getragen hatte. Viola Kaumanns fühlte sich gewappnet.
Bevor sie den schwarzen Wagen erreichte, war van Bommels Leibwächter
bereits ausgestiegen und hielt ihr die Tür auf. Viola ließ sich in das Polster
sinken, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
Neugierig sah die Kommissarin nach vorne. »Wohin geht denn die
Fahrt? Ähm, wie heißen Sie eigentlich? Sie haben sicher einen Namen!«, fragte
sie freundlich.
»Nennen Sie mich einfach Jan. Das genügt.« Beim Sprechen sah Jan
nicht in den Rückspiegel.
»Ich weiß immer noch nicht, wohin Sie mich bringen, Jan.«
Der Fahrer schwieg.
»Jan?«
»Es ist nicht weit.«
Das fing ja gut an. Dieser Jan war sicher nicht wegen seiner
Gesprächigkeit von van Bommel engagiert worden.
»Ich liebe Überraschungen.«
Jan schwieg.
Ob er zur Autobahn wollte? Viola konnte nur hoffen, dass ihre
Kollegen dicht hinter ihnen waren. Sie hatte keine Lust, irgendwo in Holland zu
landen ohne Aussicht auf den Schutz und die Hilfe ihrer Truppe. Sie sah sich
möglichst unauffällig im Inneren des Autos um. Die Türen hatten sich beim
Losfahren selbst verriegelt. An einer Ampel einfach auszusteigen konnte sie
damit vergessen. Viola musste den Impuls unterdrücken, eine Melodie zu pfeifen.
»Keine Sorge, es ist nicht weit.«
»Ich habe keine Sorge. Ein schönes Auto fahren Sie.« Viola Kaumanns
umfasste unwillkürlich den Griff der Autotür.
Jan grinste sein breites
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