Schweineblut
Feuerwehr ist für technische Hilfe
bestens ausgerüstet.« Er grinste.
»Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Wo ist Kuhnert?«
Ecki deutete mit dem Becher in die Dunkelheit. »Im Anflug.«
Frank ließ Jan Kuhnert und Bean den Vortritt.
»Und?« Bean hatte die Hand auf die Klinke zur Plantage gelegt.
Jan Kuhnert sah erst die Umstehenden an und nickte dann.
Entschlossen öffnete Paulert die Tür zu der bisher größten illegalen
Hanfplantage im gesamten Rheinland.
Der Schuss traf den langjährigen und erfahrenen Polizeibeamten Kurt
Paulert, 44, mitten in
die Brust. Nahe der Wirbelsäule blieb die Kugel stecken.
Dem kurzen, satten Knall folgte eine Stille, die wie Klebstoff über
die Körper der Beamten lief.
Bean fasste sich verblüfft an die Brust und sah von Jan Kuhnert zu
Ina Weber. Dann brach er wortlos zusammen.
Ecki war der Erste, der einen klaren Gedanken fasste. Er warf sich
zur Seite und schrie: »Weg von der Tür. Los, weg.« Noch im Fallen zog er seine
Dienstwaffe.
—
»Bean ist in eine Falle getappt. Eine Selbstschussanlage.«
Ecki sah, dass Frank immer noch kreidebleich war. Er setzte sich neben seinen
Freund auf eine Transportkiste der Feuerwehr. »Verbunden mit der Tür. Bean
öffnet, löst damit den Mechanismus aus und: peng!« Ecki klatschte in die Hände.
»Völlig simpel. Hätte jeder bauen können.«
Frank schüttelte ungläubig den Kopf und schwieg. »Kommt er durch?«
»Er hat viel Blut verloren. Die Kugel ist knapp an seinem Herzen
vorbei. Wenn er durchkommt, wird er vielleicht nie wieder gehen können, sagen
die Ärzte.«
»Wo ist er?«
»Allgemeines Krankenhaus Viersen.«
»Hm.«
»Kann sein, dass sie ihn verlegen müssen. Uniklinik Düsseldorf.«
»Hm.« Frank war erschöpft. Warum hatte Bean die Tür aufgemacht?
Warum hatten sie das nicht dem SEK überlassen? Warum hatten sie keine
Schutzwesten getragen? Warum, warum?
»Du hast keine Schuld, niemand hat Schuld. Es ist einfach passiert.
Hörst du?« Ecki schien Franks Gedanken lesen zu können.
»Ich bete, dass er durchkommt.«
»Er wird es schaffen.« In Eckis Stimme fehlte Zuversicht.
»Gott helfe ihm.« Frank stellte den Becher neben sich auf die
Blechkiste, auf der sie abseits von ihren Kollegen saßen.
»Na, geht’s wieder?« Jan Kuhnert kam auf die beiden Ermittler zu und
drehte sich im Gehen eine Zigarette. »Schöne Scheiße, was?«
Frank und Ecki schwiegen.
»Bean schafft es. Der Bursche ist zäh. Ihr werdet sehen, in drei
Monaten geht er uns wieder auf die Nerven.« Kuhnert leckte über die Gummierung
des Blättchens und lächelte über seine Hände hinweg.
Frank schaute zur Seite, und Ecki musste die Hände in die Taschen
seiner Lederjacke stecken, um sie unter Kontrolle halten zu können.
Kuhnert sah schweigend von Ecki zu Frank. Ein seltsames Paar. Die
beiden würde er nie verstehen.
»Fahren wir?« Frank sah Ecki an und machte Anstalten aufzustehen. Er
spürte Galle in sich aufsteigen.
»Hört zu. Dass das scheiße gelaufen ist, weiß ich auch. Bean tut mir
auch leid. Aber so ist das nun mal in unserem Job. Irgendwann erwischt es einen
von uns.« Kuhnert blies den Zigarettenrauch hörbar in die Luft.
Frank wollte etwas sagen, unterbrach sich aber.
»Wirtz soll eine Pressenotiz schreiben. Dass wir hier waren, können
wir eh nicht mehr verheimlichen.«
»Eine Notiz?« Frank lachte kurz und verächtlich.
»Immerhin haben wir eine riesige Menge Marihuana gefunden. Das ist
doch eine Meldung wert. Oder?«
Kuhnert hatte nichts verstanden.
»Es gibt Neuigkeiten.« Heinz-Jürgen Schrievers riss die
Bürotür auf und schnaufte.
»Viola?« Frank sah Heini erwartungsvoll an.
»Bean kommt durch.« Der Archivar ließ sich achtlos auf einen Stuhl
fallen und ignorierte das kreischende Geräusch der Rollenlager.
»Gott sei Dank.« Ecki lehnte sich zurück.
Frank seufzte. »Kommt er nur ›durch‹, oder wird er auch wieder ganz
der Alte?«
»Er wird nur die erste Zeit im Rollstuhl sitzen müssen.«
»Und wofür das alles?«
»Noch haben wir keine Ergebnisse. Die Auswertung dauert noch. Aber
Torsten reißt sich den Arsch auf.« Schrievers überhörte absichtlich den
Unterton in Franks Stimme.
»Hinweise auf van Bommel?«
»Möglich.«
»Die Überprüfung läuft noch. Wir müssen Geduld haben.«
»Geduld ist Violas Todesurteil. Wir können nicht warten.« Frank
rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Van Bommel rechnet mit unserer Geduld.
Wir spielen ihm in die Hände.«
»Wer weiß,
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