Schweineblut
anzugeben. Voogt war für mich kein
ernstzunehmender Geschäftspartner. So. Reicht das jetzt?«
»Wir können das Spielchen noch lange treiben. Aber es gibt beim LKA
ein dickes Dossier über Sie. Außerdem singt Vermeer wie ein Vögelchen.«
»Beweise!«
»Es gibt Fotos, auf denen Sie neben einem Transporter stehen, der
eindeutig Drogengeschäften zugeordnet werden kann. Das Ganze ist dann auch noch
vor einer Ihrer zahlreichen Plantagen aufgenommen worden. Ich bin sicher, dass
Sie bei den Gegenüberstellungen, die wir noch durchführen werden, zweifelsfrei
erkannt werden. Entweder als Mieter der Scheunen und Hallen oder als
regelmäßiger Besucher der Örtlichkeiten. Van Bommel, Sie sind am Ende. Ich bin
besser als Sie. Und hoffen Sie nicht auf Ihre Hintermänner. Die werden Sie
fallen lassen wie einen faulen Apfel. Oder besser: wie eine vergammelte
Frikandel.«
Viola Kaumanns war auf der Privatstation der Frauenklinik
untergebracht.
Frank fühlte sich dort wie ein Fremdkörper. Die Schwestern, die ihm
auf dem Weg zu Violas Zimmer begegneten, lächelten ihn an. Abwesend erwiderte
er ihren Gruß. Er hatte nicht das Gefühl, gemeint zu sein. Er war kein
werdender Vater. Wahrscheinlich würde er das nie sein. Er war der Leiter der
Sonderkommission MK Bruderschaft und auf dem
Weg zu einer schwer traumatisierten Kollegin.
Er war froh, als er die Kollegen sah, die auf dem hellen Flur vor
Violas Zimmer Dienst taten.
»Sie schläft.« Sebastian Dembrowski sprach leise.
»Wie geht es ihr?«
Der lange Dembrowski, von allen wegen seiner Fußballbegeisterung nur
»Schalke« genannt, machte ein bedrücktes Gesicht. »Das kann ich schwer
einschätzen. Wenn man den Arzt fragt, dann ist sie in einer ›einigermaßen
stabilen Verfassung‹.«
»Aha. Und sonst?«
»Sie ist psychisch am Ende, heißt es.« Sein Kollege, der sich den
Dienst mit ihm teilte, nickte stumm.
»Ich werde nur kurz einen Blick auf sie werfen.«
Vorsichtig schob Frank die Zimmertür auf. Er wollte nicht, dass sie
aufwachte. Mit klopfendem Herzen schloss er die Tür hinter sich und blieb dann
auf halbem Weg zwischen Tür und Bett stehen. Viola lag auf dem Rücken und hatte
die Augen geschlossen. Ihr Atem ging gleichmäßig. Und ihr Körper war nicht mehr
an irgendwelche Schläuche angeschlossen.
Die dünnen Vorhänge waren zugezogen, sodass das Zimmer im Halbdunkel
lag.
Zögernd trat Frank einen Schritt näher. Ihre Hände lagen entspannt
auf dem weißen Oberbett. Ihr Gesicht war blass und schmal, ihre hohen
Wangenknochen standen noch deutlicher hervor als sonst, am Kopf und am Kinn hatte
sie blaue Flecken.
Schließlich legte er für einen Augenblick seine Hand auf ihre. Er
spürte eine schwache Wärme. Und er spürte eine Zerbrechlichkeit, die er an
Viola bisher nicht gekannt hatte.
Nur widerwillig löste Frank sich von ihrem Anblick und verließ das
Zimmer genauso leise, wie er es betreten hatte.
»Schläft sie noch?« Schalke sah Frank an. »Ich dachte schon, du
wolltest gar nicht mehr rauskommen.«
»Ich bin müde, Schalke. Ich hätte mich neben sie legen können.
Ciao.«
Sein Weg zum Treppenhaus wurde begleitet vom Geschrei eines
Neugeborenen, das man gerade über den Flur trug.
Frank verdrängte den Gedanken an seine Gespräche mit Lisa.
Er hatte schon fast die Grünfläche vor dem Krankenhaus überquert,
als ihm Jan Kuhnert mit einem großen Blumenstrauß entgegenkam.
Ausweichen ging nicht mehr. Vielleicht war es ja auch ganz gut so,
dass sie sich hier begegneten.
»Wie geht es Viola?« Jan Kuhnert blieb vor Frank stehen.
Frank wollte nicht stehenbleiben. »Sie schläft. Auf den ersten Blick
geht es ihr so weit gut.«
»Ich werde trotzdem mal auf die Station gehen. Die Kollegen sind ja
da. Ich kann die Blumen ja auch bei ihnen abgeben.«
»Klar.«
»Und sonst? Wie weit seid ihr mit van Bommel und Vermeer?«
»Klappt ganz gut«, log Frank. »Wir machen gehörig Dampf. Ist nur
noch eine Frage von Tagen, bis sie einbrechen.«
»Schön, schön.«
»Wir sind eben Profis, Ecki und ich.«
Kuhnerts Gesicht verriet nicht, ob er Borschs Aussage unverschämt
fand. Er sah auf seinen Blumenstrauß. »Na ja, ich will dann mal.«
Er war schon ein paar Schritte gegangen, als sich Frank zu ihm
umdrehte.
»Jan?«
Kuhnert blieb stehen, ohne sich umzuwenden.
»Ich denke, dass wir reden müssen.«
Jan Kuhnert sah Frank an. »Wann? Jetzt?«
»Wäre gut, ja.«
»Wir hätten schon längst reden müssen. Lass mich nur eben die
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