Schweineblut
Scheißtag.«
»Kennzeichen?«
»Kennzeichen? Mann, meinst du, ich merke mir meine Freier?«
»Das Kennzeichen von dem Auto will ich wissen.«
»Cabrio. Beifahrertür offen. Mehr weiß ich nicht.«
»Okay. Du kannst in deine Zelle zurück.«
»Warum soll die Geschichte nicht stimmen?«
»Weil Junkies prinzipiell lügen, Frank, deshalb.« Jan Kuhnert
seufzte.
»Woher hat er dann die Kamera?« Ecki konnte nicht verstehen, dass
Kuhnert so skeptisch war.
»Vielleicht hat er sie einem Kumpel geklaut.«
»Warum hast du ihn nicht auf van Bommel angesprochen?« Ecki hielt
wenig von Kuhnerts Verhörstrategie.
»Kreuder ist ein kleiner Dealer. Der hat überhaupt keine Ahnung, wer
van Bommel ist. Ich weiß, was du sagen willst. Aber ich kann Viola auch nicht
herbeizaubern. Wir müssen Geduld haben. Nur mit Geduld werden wir weiterkommen.«
Frank ließ sich damit nicht abspeisen. »Kreuder könnte uns zu ihm
führen.«
»Hör doch, was ich sage. Er ist ein winziges Rädchen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben.«
Was für ein selbstgefälliges Arschloch, dachte Ecki.
»Aber er hat die Kamera, mit dem Bild von van Bommel. Vielleicht
gibt es doch eine Verbindung.« Das Foto war Franks Strohhalm.
»Wir überprüfen zuerst Kreuders Angaben, Frank. Komm.« Ecki zog
Frank mit sich.
Jan Kuhnert sah seinen Kollegen lange hinterher. Er hatte noch
keinen einzigen Blick in die Akten der vergangenen Tage geworfen. Und anrufen
musste er auch noch.
Renate Pesch sah Frank und Ecki erstaunt an. »Der Chef ist
nicht da. Er ist in Freising, bei der Weihenstephan Distributors Conference.«
»So kurz vor Weihnachten noch eine Konferenz?« Ecki beugte sich zu
dem Pappteller mit Weihnachtsgebäck. »Darf ich?«
Renate Pesch lächelte gönnerhaft und machte eine einladende
Handbewegung. »Sie dürfen sie gerne alle aufessen. Wo die herkommen, gibt es
noch mehr davon.«
»Vorsicht. Mein Kollege bringt das fertig.« Frank lachte.
»Kann ich gut verstehen. Ich kann meine Finger auch nicht von süßen
Dingen lassen.«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Frank, dass die Frau, die an ihrem PC
hinter Renate Pesch saß, die Augen verdrehte.
»Es macht nichts, dass Herr Böhling nicht da ist. Wir haben Fragen,
die Sie sicher auch beantworten können. Es geht noch einmal um Michael Voogt.«
»Haben Sie den Täter nun endlich? Wissen Sie, wir kommen gar nicht
zur Ruhe.« Renate Pesch sah Frank bekümmert an.
»Wir sind schon ein gutes Stück weiter.«
Frank bemerkte erst jetzt, dass Renate Pesch ganz in Schwarz
gekleidet war. »Bitte schildern Sie uns noch einmal genau, was die Aufgaben von
Herrn Voogt waren.«
»Aber das wissen Sie doch. Er hat sich um den Einkauf und die Qualitätskontrolle
gekümmert.«
»Wie hat er seine Arbeit dokumentiert? Allein durch schriftliche
Notizen?« Ecki kaute immer noch.
»Auch. Und durch Fotos.«
»Hatte er einen eigenen Fotoapparat?«
»Selbstverständlich. Das heißt, die Kamera gehört der Firma. Ist ja
ein Arbeitsgerät.«
»Können wir den Apparat bitte sehen?« Frank warf Ecki einen
missbilligenden Blick zu, der gerade ein Spekulatiusplätzchen in der Hand hielt
und von allen Seiten betrachtete, bevor er es sich genüsslich in den Mund
schob.
»Der ist geklaut worden.«
»Stimmt«, bestätigte Renate Pesch und drehte sich zu ihrer Kollegin
um. »Bist du mit den Listen schon durch, Melanie?«
Die Angesprochene sagte nichts und starrte nur konzentriert auf
ihren Bildschirm.
»Gestohlen? Wann?« Ecki schien sich trotz der gezielten Nachfrage
eher auf das Gebäck in seinem Mund zu konzentrieren.
»Das muss ein paar Tage vor Michaels Ermordung, ich meine, vor
seinem Tod gewesen sein.«
»Hat er Ihnen das erzählt?« Frank schüttelte über Eckis ungenierten
Plätzchenkonsum den Kopf.
»Ja. Das war wohl in der Altstadt, also in Mönchengladbach. Er hatte
an dem Abend noch eine geschäftliche Besprechung. Als er zum Auto zurückkam,
stand die Beifahrertür offen, und die Kamera war weg.«
»Wie hat er auf den Diebstahl reagiert?«
»Er war völlig aus dem Häuschen. Wir haben versucht, ihn zu
beschwichtigen. Es war doch nur eine Kleinbildkamera. Die gibt es überall schon
für unter fünfzig Euro. Aber er ließ sich um nichts in der Welt beruhigen.«
»Aber er hat sie nicht als gestohlen gemeldet.«
»Sie wissen davon?« Renate Pesch war nun vollends verwirrt.
»Hatte sonst noch jemand Zugang zu der Kamera?«
»Nein, nicht dass ich wüsste. Oder?« Sie drehte sich um,
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