Schweinehunde / Roman
Gefängnis. Über diese Wiese würde ich an deiner Stelle aber nicht laufen, außer du willst, dass ich dich mit dem Trecker aus dem Matsch ziehe.«
Stig Åge Thorsen führte sie über einen Trampelpfad am Wall entlang.
»Nun, wie ist dein Verhör denn gelaufen? Jetzt erzähl doch mal«, sagte Erik Mørk.
»Ich war fast einen Tag in Haft, wobei in den ersten Stunden kaum etwas passiert ist. Zwischendurch wurde ich immer mal wieder kurz verhört, jedes Mal von einem anderen, aber richtig festgenommen haben sie mich nicht.«
»Nee, wofür auch? Dafür, dass du auf deinem eigenen Feld ein Feuer gemacht hast?«
»Tja, zu dem Schluss sind sie wohl auch gekommen. Andererseits … also, es gibt keinen Zweifel, dass sie mich gerne länger dabehalten hätten. Schließlich haben sie mich erst gehen lassen, als die erlaubten vierundzwanzig Stunden vorbei waren, die sie mich ohne richterlichen Beschluss festhalten dürfen. Es kam sogar ein Kommissar aus Kopenhagen, ein Arne Pedersen. Der war ziemlich schlau und ist mir mehr auf die Pelle gerückt als die anderen. Am meisten hat er sich dafür interessiert, was ich mit dem Geld gemacht habe, das ich nach eigener Aussage von diesem fremden Mann erhalten habe.«
»Was hast du ihm geantwortet?«
»Dass ich es Sanlaap gespendet habe, in gewisser Weise ist das ja auch richtig. Er hat nicht weiter nachgefragt, aber du weißt ja, dass ich morgen zu einem weiteren Verhör nach Kopenhagen vorgeladen worden bin.«
»Ja, ich werde dafür sorgen, dass Journalisten vor Ort sind. Das wird nicht schwer sein, du darfst aber noch immer nichts sagen, vergiss aber bloß nicht, Werbung für das Interview mit mir am Donnerstag zu machen.«
»Wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie am Donnerstagabend ja mal WirHassenSie.dk anklicken.« Stig Åge Thorsen grinste, während Erik Mørk sachlich blieb. Er meinte die Werbung durchaus ernst.
»Ja, so in etwa. Wir werden natürlich selbst im großen Stil darauf hinweisen. Sonst noch etwas?«
»Nein, im Grunde nicht. Doch, natürlich – ich habe einen Brief von Helle erhalten, also so einen richtigen Brief. Sie hat mir geschrieben, dass es ihr schlechtgeht, du weißt schon, mit ihren Onkel-Alpträumen und so weiter. Ich bin deshalb gestern Abend nach Hillerød gefahren und habe sie aus einer Telefonzelle angerufen. Also, was soll ich sagen? Sie klang so, als stünde sie unter Drogen, und sie wirkte sehr unglücklich und depressiv, aber ich soll dich grüßen. Auch
Kletterer
natürlich, sollte ich ihn sehen, was ich natürlich nicht hoffe.«
Erik Mørk antwortete schnell: »Das wirst du auch nicht. Er wird sich jetzt sehr bald nach Deutschland absetzen, vermutlich schon in den nächsten Tagen, spätestens aber am nächsten Wochenende.«
»Warum ist er nicht längst weg? Ich habe bei ihm einfach kein gutes Gefühl, nicht nach der Aktion mit der Imbissbude. Schließlich hatten wir vorher abgesprochen, dass er sich aus dem Staub macht, sobald alles überstanden ist.«
»Ja, und das macht er auch. Er hält sich nur leider für unverwundbar, weil uns so viele Leute den Rücken stärken, ich habe ihn aber auch nicht sonderlich unter Druck gesetzt. Es ist ja nicht schlecht, ihn noch in der Hinterhand zu haben. In gewisser Weise ist er mein ultimativer Trumpf im Kontakt mit den Medien, noch mehr als du, wenn du verstehst.«
Sie gingen wortlos ein Stück weiter. Der Wind schüttelte die Baumkronen, und Tropfen rieselten von den Blättern. Erik Mørk schlug die Arme um sich, und Stig Åge Thorsen fragte: »Und wie geht es jetzt weiter?«
»Wir bauen dich in den nächsten Tagen auf, und am Donnerstag stellen wir dein Online-Interview ins Netz. Heute Nachmittag werde ich das bereits ankündigen, und für Freitag rufen wir dann zu einer Demonstration auf.«
»Was, wenn sie mich anklagen und in Haft nehmen?«
»Das werden sie nicht. Sie haben ganz einfach nicht genug Beweise, um dich festzuhalten.«
»Und danach? Was ist mit unseren Forderungen?«
»Die werden unmittelbar nach dem Interview veröffentlicht.«
»Die sind noch nicht auf der Homepage?«
»Nein, bis jetzt steht da nicht mehr als die vage Absichtserklärung, den Pädophilen das Leben in Dänemark schwerzumachen. Darüber sind sich ja eigentlich auch alle einig. Letzten Endes geht es um die Politiker, und damit wir die erreichen, müssen wir die schweren Geschütze auffahren. Sieht man von unserem opportunistischen Justizminister ab, den die emotionalen Strömungen in der Bevölkerung
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