Schweinehunde / Roman
Vermutlich stammt das Material aus Deutschland, aber die Brüder haben immer alles neu gesampelt.«
»Frank Ditlevsen war daran beteiligt?«
»Ja, Allan hat nie etwas ohne Frank gemacht, er hatte eine Heidenangst vor ihm. Frank war das Hirn, Allan war viel zu dumm, so ein Geschäft allein zu betreiben.«
Pauline Berg holte die Zeitung heraus und legte sie vor dem Mann auf den Tisch. Sie lächelte mechanisch, als sie sah, wie er erstarrte.
»Wen von denen kannten Sie?«
»Alle.«
»Hatten diese Männer die gleiche Einstellung zu Kindern wie Sie?«
»Ja.«
»Sie wollten verreisen?«
»Drei Wochen nach Thailand, Frank hatte diese Reise organisiert. Sie war unglaublich preisgünstig, weniger als zehntausend, inklusive Luxushotel, Essen und Ausflüge.«
»Wie hat er die Reiseteilnehmer gefunden?«
»Das weiß ich nicht, vermutlich über die Imbissbude, aber das Ganze war streng geheim, wie alles, was die beiden Brüder gemacht haben.«
»Sie selbst sind nicht eingeladen worden?«
»Ich konnte mir nicht freinehmen.«
»Und was war mit Allan Ditlevsen, konnte der sich auch nicht freinehmen?«
»Der ist krank geworden, kam wegen Gallensteinen ins Krankenhaus, so dass Frank noch einen Ersatzmann finden musste.«
»Hat Frank Ditlevsen diese Reise allein arrangiert?«
»Ich glaube nicht, aber das ist eine bloße Vermutung.«
»Dann vermuten Sie.«
»Also, Frank hatte noch einen seiner alten Jungs, der hat für ihn auch die Filme aus Deutschland geholt. Ich habe das Gefühl, dass der auch mit der Reise zu tun hatte, aber ich habe ihn nie gesehen. Frank hat sich immer bedeckt gehalten, und Allan durfte nichts erzählen. Ich bin einer der wenigen, die überhaupt von der Existenz dieses Mannes wissen.«
»Einen seiner alten Jungs, wie meinen Sie das?«
»Na, einer aus dem Ort, wo sie früher gewohnt haben. Auf Seeland, wo genau, weiß ich aber nicht.«
Pauline Berg war hocherfreut und stolz. Die Informationen, die sie gerade erhalten hatte, bildeten vermutlich ihre bislang wichtigste Spur. Vergeblich versuchte sie, dem Mann noch mehr zu entlocken, er schien alles gesagt zu haben.
»Dann machen wir jetzt Schluss. Nur eine letzte Sache noch, dann können Sie gehen. Nur aus Neugier. Wie kommt es, dass niemand von Ihnen bereit ist, uns freiwillig zu helfen. Ich meine, Sie wissen doch, dass sechs … von Ihnen ermordet worden sind. Wir sind schließlich auf der Suche nach den Mördern dieser Männer.«
Der Mann lachte freudlos.
»Auf der Suche nach unseren Mördern? Sie sind wirklich naiv.«
Er stand auf und entfernte sich schnell von ihrem Tisch.
Zurück im Hotel, nahm Pauline Berg eine lange, warme Dusche. Der Abend war wirklich unglaublich gewesen, sowohl das Spiel als auch das Verhör, so dass sie es kaum abwarten konnte, der Comtesse alles zu erzählen.
Einer seiner alten Jungs,
wie beiläufig diese Worte klangen, dabei konnten sie den Durchbruch der Ermittlungen bedeuten.
Nach der Dusche setzte sie sich nackt aufs Bett und cremte sich sorgsam ein. Dann fiel ihr Blick auf ihren Laptop. Eigentlich war der Zeitpunkt ideal für zehn Minuten unangenehme Hintergrundinformation. Unvorbereitet klickte sie den Film an und bezahlte einen hohen Preis, einen sehr hohen.
Sie sah einen kleinen Jungen, einen viel zu kleinen Jungen. Zu so etwas konnte doch niemand fähig sein!
Sie schrie ihren Protest hinaus, wollte das Video stoppen, konnte es aber nicht und warf einen tiefen Blick in die Hölle. Dann begann sie zu weinen. Erst leise, dann laut und hemmungslos. Mit dem Fuß klappte sie den Bildschirm nach unten und presste sich die Hände auf die Augen, aber die Bilder flimmerten noch lange durch ihren Kopf. Schließlich saß sie wie eine Idiotin auf der Bettkante und schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück. Ihre Halskette verknotete sich mit ihren nassen Haaren, und sie versuchte sie zu entwirren, was ihr aber nicht gelang. Dann kam ihr wieder der Mann aus der Cafeteria in den Sinn, und eine alles verzehrende Wut packte sie.
Von hoher Qualität.
Für das Schwein war diese ungeheuerliche Misshandlung Qualität.
Hohe Qualität.
Sie trocknete sich die Tränen mit dem bloßen Arm und holte eine Serviette aus ihrer Tasche, in der noch der Apfel von dem Spiel lag. Sie aß ihn mit Schale, Stiel und Kerngehäuse, während ihre Wut sich langsam in einen kontrollierten, glühenden Hass wandelte. Als ihr Handy klingelte und das Display anzeigte, dass es die Comtesse war, stand sie auf. Die Halskette zog an ihren
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