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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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schon jetzt beeinflussen, haben sich die übrigen noch nicht bewegt. Sie lehnen sich zurück, warten ab und hoffen darauf, dass sich die Verhältnisse im Laufe der nächsten Wochen wieder beruhigen. Und natürlich, dass wir gefunden werden. Diese Leute müssen wir erreichen, aber glaube mir – die liegen nachts nicht wach, bloß weil ein paar Gymnasiasten streiken. Bis jetzt fühlen die sich noch nicht zur Handlung gezwungen.«
    »Aber dann ist denen eine Demo doch auch egal, und mein Interview erst recht.«
    »Natürlich. Aber die Situation ist günstig, auch diese Leute brauchen sicher nur noch einen kleinen Stoß. Leider wird dieser Stoß die Stimmung eher negativ beeinflussen. Das können wir aber nicht ändern. Für uns kommt es wirklich darauf an,
so zu tun,
als wäre die Stimmung nach wie vor unverändert. Ich denke aber, dass uns das gelingen wird. Auf jeden Fall zu einem gewissen Grad. Mindestens für ein paar Tage, und das reicht. Das ist vor allem eine Frage des Ansatzpunktes und des Timings.«
    Stig Åge Thorsen blieb stehen und legte seinem Waffenbruder die Hand auf die Schulter.
    »Ich weiß ja, dass du und Per Clausen diese Sachen eingehend diskutiert habt, aber mitunter habt ihr vergessen, uns andere richtig zu informieren. Du redest so, als wüsste ich, wie der nächste Schritt aussieht, aber das tue ich nicht. Ich habe überhaupt ziemliche Schwierigkeiten, dich zu verstehen.«
    »Tut mir leid, das hätte ich dir natürlich sagen soll«, lenkte Erik Mørk ein. »Der nächste Schritt wird morgen angegangen. Dann schicken wir diese Pädophilenliste an unsere Leute der dritten Kategorie.«
    Stig Åge Thorsens Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er noch immer nicht verstand. Erik Mørk öffnete ihm die Augen: »Gewalt.«

[home]
48
    D ie Adressen auf Erik Mørks Liste waren über das ganze Land verstreut, wenn Jütland auch überrepräsentiert war, da das Kundenverzeichnis der Gebrüder Ditlevsen einen gewichtigen Teil ausmachte. Jedem auf dieser Liste stand Unglück ins Haus.
    So hatten sich gut zwanzig Personen draußen vor einem Haus im Esbjerger Stadtteil Kvaglund versammelt. Alle starrten nach oben zu einem Mann, der im fünften Stock weinend auf dem Fenstersims kauerte und sich nur mit einer Hand am Rahmen festhielt, der die unteren Fenster von den oberen trennte. Immer wieder schaute er verängstigt nach unten. Eine Frau mittleren Alters, deren Polarfuchspelz verriet, dass sie selbst kaum im gleichen Viertel wohnte, rief wütend: »Komm, spring doch, du Schwein. Los jetzt, spring, wir wollen nicht ewig warten.«
    Ein jüngerer Mann unterstützte sie. Er saß etwas abseits der anderen auf seinem Mofa.
    »Ja, verdammt, jetzt spring schon, bring es hinter dich, du Muttersöhnchen!«
    Ein Küchenfenster im Erdgeschoss wurde geöffnet, und eine aufgedonnerte Frau mit rot gefärbten Haaren und karierter Schürze lehnte sich nach draußen und blickte nach oben.
    Der Pelz erklärte unaufgefordert: »Das ist ein Kinderschänder. Er hat anderthalb Jahre für die Vergewaltigung zweier Kinder in Nakskov gesessen. Es gefällt mir gar nicht, dass so einer wie der hier frei zwischen unseren Kindern herumläuft.«
    »
Unseren Kindern?
Als wenn Sie hier Kinder hätten?«
    Der Pelz antwortete nicht, aber ein Gleichgesinnter unterstützte sie in schlechtem Dänisch.
    »Ich habe vier Kinder, und die leben hier direkt vor seiner Tür.«
    Die Frau zeigte der Gruppe den dicken Mittelfinger und knallte ihr Fenster zu, aber das Rufen ging weiter. Kurz darauf kam ein Streifenwagen, und zwei Beamte, ein Mann und eine Frau, stiegen aus. Nachdem sie sich einen Überblick über die inzwischen noch größer gewordene Menge verschafft hatten, verschwanden beide im Haus. Eine Tür im fünften Stock war mit lauter Schimpfworten beschmiert worden,
Kinderschänder, Schwein, perverser Arsch,
ergänzt mit ein paar arabischen Zeichen, die aber sicher auch nichts Positives zu bedeuten hatten.
    Der männliche Polizist verschaffte sich mit einem falsch kalkulierten Tritt, der die Klinke traf, die Tür aber trotzdem aufspringen ließ, Zutritt zur Wohnung, und die Frau trat ein. Wenige Schritte vor dem Selbstmordkandidaten blieb sie stehen, kurz darauf kam ihr humpelnder Kollege und blieb hinter ihr stehen. Der Mann im Fenster war verzweifelt: »Wenn Sie näher kommen, lasse ich los!«
    Die Polizistin nahm sich einen Stuhl und setzte sich ruhig hin. Die Rufe draußen auf der Straße bildeten jetzt einen rhythmischen Sprechchor.
Spring,

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