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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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klar, dass sie in erster Linie antwortete, um sich Konrad Simonsens Bitte um Ruhe zu widersetzen. Gleich darauf wurde sie direkter: »Konrad, die Sache gefällt mir nicht, bist du bewaffnet?«
    »Nein.«
    »Das freut mich zu hören.«
    Konrad Simonsen erhielt ganz unerwartet Hilfe, als sich eine fremde Stimme einmischte, die keiner weiteren Erklärung bedurfte: »Das ist ein Lesesaal hier, kein Fischmarkt!«
    Die Comtesse schwieg, und Konrad Simonsen fuhr geduldig mit seiner Überwachung fort. Schließlich kannte er jede Silhouette und alle Bäume in seinem Blickfeld auswendig. Das immer gleiche Muster des Waldrandes betäubte sein Zeitgefühl, so dass ihm Arne Pedersens sporadische Nachrichten über seine Position richtiggehend unwirklich vorkamen. Nur die Jagd ergab Sinn, der konzentrierte Blick durch das Fernglas, das systematische Absuchen seines Reviers. Ein Kampf der Ausdauer und Konzentration, bei dem er jedoch keine Sekunde an seiner Überlegenheit zweifelte oder auch nur ein einziges Mal in Frage stellte, dass sich
Kletterer
irgendwo dort oben zwischen dem verfärbten, nassen Laub versteckte.
    Plötzlich flog eine Schar schwarzer Vögel aus der Baumgruppe auf, die wie eine geballte Faust aussah. Sie kreisten eine Weile über den Bäumen, ehe sie wieder in den Zweigen landeten. Vielleicht waren es Saatkrähen. Was sie aufgescheucht hatte, konnte er nicht sehen, aber irgendetwas musste es gewesen sein, weshalb er diese Stelle noch lange beobachtete, ohne jedoch etwas zu entdecken. Irgendwann gab er es auf und begann wieder wie zuvor den gesamten Waldrand abzusuchen.
    Und dann geschah die Katastrophe.
    Die Comtesse meldete sich, und zwar laut und ohne auf die Bibliotheksgepflogenheiten Rücksicht zu nehmen.
    »Oh, nein, das darf doch nicht wahr sein.«
    Konrad Simonsen richtete das Fernglas auf die Hauptstraße und fluchte innerlich. Vor dem Bäcker stand ein Streifenwagen, aus dem drei uniformierte Beamte ausstiegen und das Café betraten. Gleich darauf sah er die Comtesse über die Straße rennen, und Sekunden später war eine Kakophonie von Stimmen im Handy zu hören, die wie ein absurdes Hörspiel klangen.
    »Sie können bei den Nachbarn Schulden haben, bei der Bank, dem Supermarkt, das ist alles egal, da die Schuldhaft schon lange abgeschafft worden ist. Aber bleiben Sie dem Staat nichts schuldig – und wenn, dann erklären Sie sich wenigstens. Sie dürfen die offiziellen Anschreiben nicht einfach ignorieren, sonst kriegen Sie wirklich Probleme, und das sollten Sie wissen, Bolette.«
    Die Comtesse schrie atemlos: »Raus, alle, sofort!«
    Niemand nahm Notiz von ihr. Eine Frauenstimme ertönte.
    »So verstehen Sie doch. Ich habe gar keinen Fernseher. Gleich nach Anders’ Tod habe ich den rausgeschmissen, das ist jetzt vier Jahre her. Vier Jahre, und trotzdem fordern sie noch immer Gebühren, egal, wie oft ich anrufe oder Briefe schreibe. Es ist schlichtweg unmöglich, keinen Fernseher zu haben. Diese bescheuerten Kopenhagener Idioten glauben mir einfach nicht. Was würden Sie denn sagen, wenn ich Geld für ein Brot verlangte, das meine Kunden gar nicht bekommen haben?«
    »Sie behindern eine extrem wichtige Polizeiaktion, Sie müssen hier weg. Verschieben Sie Ihr Anliegen auf morgen.«
    Die Bäckereiverkäuferin schimpfte weiter: »Und dann kommt ihr mit drei Mann hierher. Habt ihr nichts anderes zu tun?«
    Ein paar Kunden ergriffen ihre Partei, aber eine junge Stimme schrie dazwischen: »Sie hätte ja am Montag zum Gerichtstermin mitkommen können, da war ich alleine hier.«
    Die Comtesse brüllte aus vollen Lungen: »Raus mit Ihnen, und zwar ein bisschen plötzlich! Ich bin von der Mordkommission!«
    »Mordkommission? Weil sie die Fernsehgebühren nicht bezahlt hat? Das geht doch wohl ein bisschen weit!«
    »Ich habe niemanden betrogen. Ich habe keinen Fernseher, ich habe keinen, wirklich! Kapieren Sie das denn nicht?«
    »Kann ich noch ein paar Brötchen kriegen, bevor Sie sie verhaften?«
    Dann war plötzlich Arne Pedersen zu hören, dessen Nachricht kaum Spielraum für Diskussionen ließ: »Anni Staal hat gerade eine SMS bekommen. Die Nachricht lautet:
Dummes Arschloch.
«
    Konrad Simonsen schaltete sein Handy aus und richtete sein Fernglas ein letztes Mal auf den Waldrand. Mehr als drei Stunden hatte er dieses Revier beobachtet, ohne dass etwas passiert war. Also konnte er in Ruhe in fünf Minuten einpacken und abziehen. Sein Optimismus hatte einen Dämpfer erhalten, er glaubte nicht mehr, dass sich

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