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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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wollte. Er war noch Heide, warb aber trotzdem um sie, und sie gab seinem Werben unter einer Bedingung nach. Sie wollte erst eine Pilgerfahrt nach Rom unternehmen, um ihrem Drang nach geistiger Vereinigung mit Jesus nachzukommen.«
    Konrad Simonsen unterbrach seine Geschichte, da vor ihnen ein Unfall passiert war und sich ein Stau gebildet hatte. Langsam fuhr er vorbei, ohne besonders auf den Krankenwagen und den im Straßengraben liegenden Wagen zu achten. Auch
Kletterer
schenkte dem Unfall keine Beachtung. Als sich der Verkehr wieder beruhigt hatte, erzählte Simonsen weiter. Er war sich sicher, dass seinem Beifahrer die Geschichte unangenehm war, ja, dass sie ihn verwirrte.
    »Also, wo war ich? Ja, Ursula fuhr nach Rom. Aber sie war nicht allein, mit ihr reisten elftausend Jungfrauen, was für die damalige Zeit eine überwältigende, unvorstellbare Zahl war. Oder was meinen Sie?«
    Kletterer
schien nichts zu meinen, er hatte den Kopf abgewandt.
    »Okay, dann warten wir noch etwas mit Ihrer Meinung. Aber ich finde das auf jeden Fall viel. Wie auch immer, die ganze Horde kam tatsächlich nach Rom, und der Papst – er hieß übrigens Cyriacus – war ganz bezaubert und von den Damen eingenommen. Im Grunde erstaunlich, dass er nicht in Rage geraten ist. Ich meine, stellen Sie sich das mal vor, von einem Tag auf den anderen elftausend ungebetene Gäste versorgen zu müssen. Allein die Ausgaben für das Essen. Dieser Papst muss wirklich ein äußerst gastfreundlicher Mensch gewesen sein. Irgendwann sind sie dann wieder gefahren, Ursula sollte ja zurück und heiraten. Leider ging die Rückreise nicht so glatt wie die Hinfahrt. Auf dem Heimweg stießen sie nämlich auf den Hunnenkönig Attila, und damit auf eine Unmenge Hunnen, so dass sie schließlich alle umgebracht wurden. Warum, weiß eigentlich niemand wirklich. Vielleicht hat dieser Attila einen schlechten Tag gehabt, vielleicht sind sie einfach zu forsch aufgetreten, wer weiß? Der Punkt ist, mein lieber Andreas, dass Sie im Vergleich dazu wirklich schlecht abschneiden. Sie haben nur sechs umgebracht, fünf davon aber interessanterweise am gleichen Tag, an dem auch die Jungfrauen starben, nur eben tausendsiebenhundert Jahre später.«
    Als er vor sich die Brücke über den Großen Belt sah, unterbrach Konrad Simonsen seine Geschichte. Erst in der Nähe von Slagelse ergriff er wieder das Wort.
    »Meine Geschichte … ist ja noch nicht zu Ende. Wissen Sie, wo all die Jungfrauen umgebracht worden sind?«
    Wie zuvor erhielt er keine Antwort, aber Konrad Simonsen bemerkte, dass der Mann seine rechte Hand zur Faust ballte und den Blick abwandte.
    »Ich denke, Sie wissen es, denn all diese Frauen starben mitten in Köln den Märtyrertod. Obschon die Faktenlage eher dürftig ist, hat man in Gedenken an dieses Blutbad eine Kirche errichtet. Die Kirche Sankt Ursula am Ursulaplatz 24, um genau zu sein. Die müssen Sie doch kennen, ich meine, Sie haben ja nur zwei Straßen entfernt in der Ritterstraße 8 gewohnt. Offiziell wohnen Sie ja noch immer in diesem möblierten Zimmer oben unter dem Dach. Ich denke, Sie kennen die Kirche, und vermutlich haben Sie auch bemerkt, dass ich mit dem Datum ein bisschen gemogelt habe, damit meine Geschichte passt. Der Tag der heiligen Ursula ist eigentlich der 21. und nicht der 18. Oktober, aber das wissen Sie als Kölner ja sicher.«
    Kletterers
Narbe über dem Auge war roter geworden. Das Ende der Geschichte schien ihm nicht zu gefallen. Er sagte noch immer nichts, aber ein großer Pokerspieler war der Mann auch nicht.
    Als sie nach Sorø kamen, fuhr Simonsen von der Autobahn ab und nahm die Landstraße nach Holbæk.
Kletterers
Verwunderung war leicht zu erkennen. Viel logischer wäre es gewesen, weiter über Ringsted und Køge zu fahren, um sich dann, von Süden kommend, dem Zentrum von Kopenhagen zu nähern. Aber auch diese Route war nicht ganz verkehrt, wenn sie die Holbæk-Autobahn nahmen und über Roskilde und Glostrup in Richtung Kopenhagen fuhren. Um ein Uhr schaltete Simonsen erneut das Radio ein. Sein Timing war perfekt, denn die Stimme der Sprecherin erfüllte sogleich das Auto:
     
    »
Pädophile werden es in Dänemark fortan schwerer haben. Vor wenigen Augenblicken ist das sogenannte Pädophiliepaket mit großer Mehrheit und den Stimmen von Regierung und Opposition vom Parlament verabschiedet worden. Die erste Lesung der Gesetzesvorschläge wird bereits heute Nachmittag stattfinden. Der Strafrahmen für den sexuellen

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